Die Dell Precision M2800 wurde Anfang März in Austin als preiswerte Mobilworkstation vorgestellt. Die Ausstattung ist allerdings in den meisten Bereichen alles andere als billig: bis zu vier CPU-Kerne mit 2,8GHz Turbotakt, AMD-Profigrafik und ein sehr farbstarker Bildschirm. Die flachere, aber teurere Precision M3800 hatte ich ja schon vor längerer Zeit hier, nun konnte ich mir ein Testgerät der M2800 sichern.
Zunächst einmal hatte ich einige Mühen, die aber nicht direkt mit der Workstation zusammenhingen: Ich nutze zum Test der Leistungsfähigkeit den SPECapc/Creo-Benchmark, der eine laufende Creo 2.0-Installation voraussetzt. Inzwischen ist meine Creo 2-Lizenz allerdings abgelaufen, die von der PTC-Website herunterladbare Demoversion ist natürlich auf Versionsstand Creo 3.0 – mit der neuen Version läuft allerdings der Benchmark nicht. Dann eben SPECviewperf, den Gesamt-CAD-Benchmark, der die CAD-Lizenzen mitbringt, draufgespielt – oder auch nicht. Denn Dell stattet sein Spitzenmodell und damit auch mein Testgerät mit einer absurd kleinen 128GByte-SSD aus, die im Auslieferungszustand weniger als 30 GByte freien Plattenplatz bietet. Der SPECviewperf ist jedoch 32 GByte groß – guter Rat ist also teuer. s gelang mir dann, den Benchmark auf einer externen Platte zuu installieren, bin aber nicht sicher, inwiefern die USB-angebundene Platte das Ergebnis verfälscht.
Wenden wir uns zunächst der Hardware zu. Die Precision M2800 teilt sich das Gehäuse mit dem Business-Notebook Dell Latitude E6540, was mehrere Vorteile hat. Zunächst einmal handelt es sich – wie für Business-Geräte typisch – um ein robustes Gehäuse, Dell nennt die Bauart Tri-Metall, dahinter verbergen sich ein Magnesiumdeckel, stahlverstärkte Scharniere und ein Alu-Stoßrand am Unterteil. Darüber hinaus passt das Zubehör der E6540 zur M2800, vor allem die Docking Station und die Einschübe für den rechts seitlich angeordneten Erweiterungsschacht. Hier steckt im Auslieferungszustand ein optisches Laufwerk, das sich mit einem Handgriff gegen einen Zusatzakku, eine zweite Festplatte oder einen Leerrahmen zum Gewichtsparen austauschen lässt.
Rechts finden sich darüber hinaus zwei der vier USB 3.0-Anschlüsse, je ein weiterer USB 3.0-Steckplatz findet sich links und hinten, letzterer führt auch Strom, wenn das Notebook ausgeschaltet ist. Die Anschlüsse sind praxisnah angeordnet, so sind Ethernet- und VGA-Buchse hinten und der SD-Kartenleser vorne positioniert. Vervollständigt wird die Schnittstellenliste durch HDMI-Port (links), 3,5-Zoll-Klinke für Kopfhörer und Mikrofon (rechts) und Dockinganschluss (unten).
Das Gehäuse ist nach dem Entfernen von vier Schrauben am Boden zu öffnen. Die Festplatte steckt – was bei vielen IT-Abteilungen auf Begeisterung stoßen wird – in einer Schublade, die sich nach dem Lösen zweier Schrauben ohne weitere Bastelei entnehmen lässt. So können vorkonfigurierte Festplatten schnell eingebaut oder solche mit sensiblen Daten vor dem Versand zur Reparatur entnommen werden.
Innen verbergen sich die RAM-Riegel sowie zwei mSata-Erweiterungssteckplätze. In einem dieser Steckplätze steckt das WLAN-Modul Intel Dual Band Wireless-AC 7260, das schon nach dem Standard ac funkt. Ein weiterer Steckplatz ist für eine Mobilfunkkarte gedacht, die dazu notwendigen Antennenkabel liegen neben dem Steckplatz schon bereit. Hier ließe sich – unter Verzicht auf die WWAN-Funktionalität – auch eine mSata-SSD einbauen, um gemeinsam mit einer großen mechanischen Festplatte eine praxisnähere (und meine Lieblings-) Konfiguration zu erhalten. Die Recherche im Internet ergab, dass der im Bild sichtbare, mittlere Slot wohl funktionslos ist. Schade, hier hätte die SSD gepasst, ohne den Mobilfunkschacht zu belegen.
Bei der RAM-Bestückung gibt es Für und Wider: Die im Dell-Shop erhältlichen Konfigurationen haben jeweils acht GByte Speicher in Form zweier 4GByte-Riegel fest vorgegeben. Will man die möglichen 16 GByte RAM ausnutzen, muss man die beiden frisch gekauften 4GB-Riegel entfernen und gegen 8GB-Pendants ersetzen. Auf der anderen Seite kann der Prozessor bei zwei belegten Speicherplätzen sein RAM-Interface besser nutzen als wenn – aufrüstfreundlich, wie beim HP Z-Book 14 – nur ein 8GB-Riegel im Rechner steckt. Hier steht also Performance gegen Aufrüstbarkeit. Per telefonischer Beratung sollte sich allerdings der Arbeitsspeicher von vornherein auf 16GByte aufstocken lassen.
Bei den Prozessoren stehen drei Versionen zur Auswahl: Ein i5-Prozessor (i5-4200U) sowie zwei i7-CPUs, von denen die i7-4610M zwei Kerne und einen Takt von 3,0GHz (Turbo 3,7GHz), die i7-4810MQ dagegen vier Kerne, aber „nur“ 2,8GHz Takt (Turbo 3,8 GHz/1 Kern, 3,7GHz/2 Kerne, 3,7 GHz/4 Kerne) bietet. Da CAD-Systeme typischerweise von mehreren Kernen eher wenig profitieren, könnte der „kleinere“ Prozessor aufgrund seines höheren Takts tatsächlich schneller sein – man sollte das mit den Spezialisten für das jeweils verwendete CAD-System durchsprechen.
Der in den Prozessor integrierten Intel HD4600-Grafikkarte steht eine AMD FirePro W4170M zur Seite, die – wie inzwischen bei solchen Systemen – bei Bedarf ohne Bildschirmflackern zugeschaltet wird. Die W4170M ist derzeit die Mittelklasse-Mobilgrafik in der FirePro-Reihe und läuft in der M2800 mit leicht erhöhtem Takt von 900MHz.
Tastatur und Display der M2800 sind über jeden Tadel erhoben, die Tasten sind für ein Notebook groß ausgefallen, ein Ziffernblock erleichtert die Eingabe von Maßen und anderen Zahlen, während der Nachtschicht erleichtert die zuschaltbare Tastaturbeleuchtung das Schreiben. Das Touchpad ist für heutige Verhältnisse etwas klein ausgefallen, ein Touchpoint-Stick in der Tastatur ist ebenfalls eingebaut.
Das Display ist matt und auch bei Licht sehr gut entspiegelt und zeigt 1920 x 1080 Pixel (Full HD). Es ist trotz der verwendeten TN-Technologie sehr blickwinkelstabil, lediglich bei Betrachtung von schräg oben kippen die Farben, aber erst relativ spät. Die Farbwiedergabe ist satt und knackig, die Darstellung so hell, dass es sich auch draußen mit dem Gerät arbeiten lässt.
Die Geräuschentwicklung ist unter Volllast hörbar, aber nicht störend. Ansonsten regelt die M2800 den Lüfter sehr weit herunter. Allerdings dringt ein sehr warmer Luftstrahl links aus dem Gehäuse und die Unterseite erhitzte sich stark – mit dem Infrarotthermometer konnte ich während des SPEC-Benchmarks am Gehäuseboden über 50°C, am Luftaustritt über 70°C messen. Arbeiten mit dem Rechner auf dem Schoß ist so nicht möglich – allerdings ist der SPEC-Benchmark auch kein typisches Nutzungsszenario.
Unsinnig finde ich, wie anfangs kurz angesprochen, die Konfiguration des mir zur Verfügung gestellten – und so auch im Dell-Shop erhältlichen Topmodells im Bereich Festplatte. Während die beiden preiswerteren Modelle im Shop mit 500GByte- beziehungsweise 1TByte-Hybridfestplatten (jeweils mit 8GByte Flash-Speicher) ausgestattet sind, wird im teuersten Modell eine SSD mit 128 GByte eingebaut. Diese ist zwar sehr schnell, aber eben auch sehr klein. Im Auslieferungszustand sind von den real nutzbaren 108GByte lediglich knapp 30 GByte frei.
Dies ist bei Konfigurationen mit kleiner System-SSD und großer Datenplatte in Magnettechnik noch hinnehmbar, als alleinige Datenablage jedoch kaum sinnvoll zu nutzen. Mein Notebook ist mit einer 128 GByte SSD und einer 1TByte-Festplatte ausgestattet, auf ersterer sind nach der Installation von Windows 7, Office-Paket, Adobe Creative Suite, SolidWorks und einigen anderen Programmen weniger als 20GByte frei – ich habe jedoch das Terabyte auf der zweiten Platte zur Datenablage. Unter 20GByte sind mit CAD-Daten schnell gefüllt. Hier ist die fast 500 Euro preiswertere mittlere Konfiguration mit ansonsten gleicher Ausstattung, aber 1-TByte-Platte sinnvoller. Für 500 Euro bekommt man im Fachhandel eine 1TByte-SSD und ein externes Gehäuse für die eingebaute Platte, die man für Backups nutzen kann. Aktuell kosten die im Store vorkonfigurierten Modelle zwischen 1.200 und 1.450 Euro zzgl. MwSt. und Versand.
Neben der superschlanken Precision M3800 fällt das neue Notebook relativ dick aus, macht jedoch nichtsdestotrotz mit dem leicht gewölbten, mattsilbernen Deckel und der umlaufenden Alukante am Unterteil einen wertigen Eindruck. Mit der Precision M2800 hat Dell eine leistungsstarke Workstation für preissensitive Anwender im Angebot – die kleinen Konfigurationsmängel lassen sich bei der Bestellung leicht ausmerzen.
Der Windows-Leistungsindex zeigt übrigens 6.9 Punkte an. Und den SPECapc/Creo konnte ich dank schneller, netter Hilfe von PTC, die mir ein Creo 2.0-Lizenzfile zur Verfügung stellten, doch noch starten, leider lief der Benchmark jedoch trotz mehrerer Anläufe nicht durch. Ich schaue, dass ich von Dell noch die SPECapc/Creo-Zahlen bekomme und nachliefern kann. Hier jedenfalls mal die Ergebnisse des SPECviewperfect 12:
Viewset | Composite | Window |
---|---|---|
catia-04 | 19.27 | 1900 x1060 |
creo-01 | 18.72 | 1900 x1060 |
energy-01 | 0.35 | 1900 x1060 |
maya-04 | 22.46 | 1900 x1060 |
medical-01 | 5.84 | 1900 x1060 |
showcase-01 | 12.78 | 1900 x1060 |
snx-02 | 23.49 | 1900 x1060 |
sw-03 | 37.37 | 1900 x1060 |