US-Pressemitteilungen sind oft sehr unterhaltsam, weil sie eine für uns Europäer ungewohnte Dramatik aufbauen. PTC lieferte am letzten Donnerstag ein schönes Beispiel dafür, als das Unternehmen Windchill PDM Essentials ankündigte. „The need has never been greater“ – für ein mächtiges PDM-System, das auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) einsetzen können, ohne ein für ihre Anforderungen überdimensioniertes PDM-Einführungsprojekt aufsetzen zu müssen.
Dabei hat PTC absolut Recht – der Druck, CAD-Daten sauber zu verwalten, wird auch bei KMUs immer größer. Zum einen werden die Modelle und Baugruppen immer komplexer, wodurch eine Organisation im Dateisystem immer gefährlicher wird, denn eine kleine Änderung in den Pfaden kann die externen Verknüpfungen der Baugruppen und Teile untereinander zerstören. Zum anderen bieten moderne Systeme effizienzsteigernde Funktionen wie Automatisierung, Wiederverwendung, Skelettmodelle, Familientabellen und anderes – was die Anwender auch gerne nutzen. Diese Funktionen erhöhen wiederum den Verknüpfungsgrad der Modelle untereinander und damit wiederum den Bedarf für ein PDM-System.
Viele Unternehmen schrecken trotzdem vor der Einführung eines PDM-Systems zurück, nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen, die andere Firmen mit grandios gescheiterten PDM-Projekten machten. Allerdings sind die Systeme heuten wesentlich weiter als vor einigen Jahren, wo ein PDM-System eher ein Baukasten war, dessen Bestandteile mit Individualprogrammierung zu einem funktionierenden System „zusammengeklebt“ werden mussten. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch, dass die Unternehmen heute im Schnitt besser durchorganisiert sind als vor einigen Jahren – unter anderem, weil im Zuge von DIN/ISO-Qualitätszertifizierungen oder SAP-Projekten die Prozesse und Zuständigkeiten schon einmal definiert worden sind. Viele PDM-Projekte scheiterten damals – analog zu ERP-Einführungen – am Widerstand der Mitarbeiter, deren Arbeitsweise erstmals dokumentiert wurden. Dieser Aspekt dürfte heute eine geringere Rolle spielen.
Nichtsdestotrotz ist die Einführung eines umfassenden Systems wie Windchill für ein kleineres Unternehmen nach wie vor eine Herkulesaufgabe. Inzwischen ist das PTC-PDM/PLM-System in Bereichen im Einsatz, die mit reiner Zeichnungs- und Modellverwaltung nichts mehr zu tun haben, beispielsweise in der Bekleidungsindustrie und im Handel. Das hatte natürlich Auswirkungen auf den Funktionsumfang und die Möglichkeiten, die Windchill bietet. Und so macht eine „right sized“-Lösung, wie PTC es nennt, tatsächlich Sinn.
Brian Shepherd hat schon auf der PTC World 2012 das Windchill PDM Essentials-Paket angekündigt, und nun ist es erhältlich. Das Paket enthält Microsoft SQL Server als Datenbank sowie Installations- und Konfigurationsassistenten, die das Implementieren des Systems vereinfachen sollen. Modelle aus Creo, Pro/ENGINEER, Creo Elements/Direct und Mathcad, aber auch aus AutoCAD, Solidworks und Inventor lassen sich mit PDM Essentials verwalten. Die Schnittstellen zu Catia, NX und SolidEdge fehlen augenscheinlich. Auch Office-Dokumente lassen sich verwalten. Weitere Funktionen umfassen Suchen, Wiederverwenden, Veröffentlichen von Daten als PDF, 3D-Viewing und –Markieren sowie eine Statusverwaltung für den Lebenszyklus.
PDM Essentials ist ab sofort über die PTC-Partner erhältlich und ein interessantes Angebot vor allem für PTC-CAD-Anwender, die bisher vor der Einführung eines PDM-Systems zurückgeschreckt haben.