Zwei hektische Tage Hannover Messe liegen hinter mir und ich hatte auf der Heimfahrt einige Zeit, meine Eindrücke zu sortieren. Hier einige davon im Schnelldurchlauf.
Allgemein: Die Stimmung der Aussteller war zumindest in Halle 7, wo die Digital Factory angesiedelt war, gut. Am Montag war der Besucherstrom wie oft an ersten Messetagen noch etwas verhalten, am Dienstag füllten sich Gänge und Stände zusehends.
Industrie 4.0: Die Pressekonferenz zu Industrie 4.0 hatte in der Fragerunde am Ende zwei interessante Momente: Ein Kollege fragte Prof. Kagermann von der Forschungsunion, ob die von der Bundesregierung ausgelobten 200 Millionen Euro für das Projekt Industrie 4.0 sich nicht eher wie Peanuts ausnehmen angesichts der zweistelligen Milliarden, die in den USA zum gleichen Thema zur Verfügung gestellt werden. Kagermann meinte „Die USA müssen ja auch erst einmal reindustrialisieren“. Tatsächlich wurde die industrielle Produktion der USA in den letzten Jahren sehr weitgehend nach Fernost verlagert, was sich nun rächt, indem sehr viele Arbeitsplätze fehlen. Inzwischen dreht sich der Trend, und es werden Produktionslinien ins Land zurückgeholt. Eine solche Reindustrialisierung bietet jedoch auch die Chance, ohne Rücksicht auf Bestehendes neue Technologien einzuführen – siehe das deutsche Wirtschaftswunder in den 1950er Jahren.
Der zweite Moment war, als ein französischer Kollege fragte, ob sich Deutschland mit Industrie 4.0 nicht noch weiter von den anderen EU-Ländern absetzen würde, wo es doch heute schon in der Technologie und Wirtschaft ganz vorn rangiere. Allgemeines Grinsen auf dem Podium und Weitergabe der Frage an Frau Prof. Wanka, die eine allgemeine Antwort gab nach dem Motto: „Was Deutschland nützt, nützt auch dem Rest der EU.“ Die richtige Antwort wäre gewesen: „Dann macht halt selbst was Innovatives, statt euch mit 35-Stunden-Woche und wilden Streikaktionen selbst zu blockieren.“ Aber man muss ja Diplomat bleiben.
PTC: Bei PTC hatte ich eine interessante Stunde mit CTO Andrew Wertkin zum Thema ALM. Das Thema des Roundtable mit einigen Kollegen schwenkte schnell auf den Sicherheitsaspekt, der sich ergibt, wenn Maschinen
und andere Produkte online sind, um beispielsweise Statusdaten an den Hersteller zu senden, der wiederum geplante Wartungen ansetzen kann. Die Antwort ist ähnlich der Situation bei Fahrradschlössern: Man kann keine echte Sicherheit erreichen, sondern nur den Aufwand zum Eindringen/Stehlen so hoch treiben, dass der Angriff uninteressant wird. Meine Frage ist: Wie kann man die Sicherheit eines Produktes testen beziehungsweise beurteilen, wenn man gar keine komplette digitale Repräsentation hat? Aktuell kenne ich kein System, das – abgesehen vom abstraktes Systems Engineering – ein mechatronisches Produkt komplett abbildet. Es ist möglich, MCAD-und ECAD-System und vielleicht auch eine Programmierungsumgebung mit einem PLM-System zu verbinden, aber die Systeme beziehungsweise Modelle untereinander sind nach wie vor getrennt. Fehler – die wiederum durch Hacker ausgenutzt werden – werden vorhersehbarerweise vor allem an den Schnittstellen der Disziplinen auftreten.
Mehr morgen.
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Wenn das keine Anerkennung für die Innovationskraft Deutschlands ist!
Der zweite Moment war, als ein französischer Kollege fragte, ob sich Deutschland mit Industrie 4.0 nicht noch weiter von den anderen EU-Ländern absetzen würde, wo es doch heute schon in der Technologie und Wirtschaft ganz vorn rangiere. Allgemeines Grinsen auf dem Podium und Weitergabe der Frage an Frau Prof. Wanka, die eine allgemeine Antwort gab nach dem Motto: „Was Deutschland nützt, nützt auch dem Rest der EU.“ Die richtige Antwort wäre gewesen: „Dann macht halt selbst was Innovatives, statt euch mit 35-Stunden-Woche und wilden Streikaktionen selbst zu blockieren.“ Aber man muss ja Diplomat bleiben.
RT @KCADCAM_Blog: Neu im :K CAD CAM-Blog: Hannover Splitter 1: Industrie 4.0, PTC: http://t.co/5iLgjMB0fd
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Sind 200 Millionen öffentliche Gelder für Industrie 4.0 Peanuts? Die Frage könnte auch anders herum gestellt werden. Ist es nicht vielleicht sehr, sehr viel für ein Projekt, dessen genauer Umriss mir noch ausgesprochen schwammig erscheint. Nützt Industrie 4.0 vielleicht gerade nicht KMUs, weil diese sich ganz anderen Anforderungen stellen müssen. Im Systec-Blog vertritt unser Geschäftsführer Tilmann Wolter jedenfalls die These, gerade eine nachhaltige Umsetzung der dritten Industriellen Revolution biete noch jede Menge Chancen für kleine und mittlere Unternehmen.
Hallo Herr Klose,
ich glaube nicht, dass 200 Mio. Peanuts sind – wie Prof. Kagermann richtigerweise sagte, sind bei dem US-Betrag ja noch die Kosten der Reindustrialiserung eingepreis, die wir nicht haben. Und wie Herr Wolter bin ich der Meinung, dass Industrie 4.0 mal wieder alter Wein in neuen Schläuchen ist. Siehe auch meinen Eintrag zu Industrie 4.0
Aber ich freue mich auch, dass der Maschinenbau und „unsere“ Industrie mal im Fokus der Politik stehen und seien wir mal optimistisch, dass die Forscher vielleicht eine „Lingua Franca“ hinbekommen, die alle Geräte verstehen und die die Vernetzung einfacher machen als viele parallele Standards.
Viele Grüße, Ralf Steck