Die Website Grabcad.com ist bekannt für ihr unerschöpfliches Repertoire an 3D-Modellen, ich habe hier darüber berichtet. Seit einigen Wochen hat das Unternehmen nun die Grabcad Workbench im Betatest, ein Portal, auf dem man Modelle hochladen, an Kollegen weiterreichen und kommentieren kann. Zudem hat Grabcad einen neuen 3D-Viewer eingebaut, der Schnitte und Explosionsdarstellungen erzeugt.
Ist man eingeloggt (und im Betatest angemeldet), kann man mit einem Klick auf den Reiter „Workbench“ zu diesem Bereich wechseln. Neue Projekte lassen sich in dieser Grundansicht erzeugen – mehr als ein Projektname wird nicht abgefragt. In der rechten Spalte ist nun der eigene Anmeldename als Project Owner zu finden, in der linken Spalte ist die – noch leere Produktstruktur abgebildet. Die Mitte des Fensters wird von den Project Updates eingenommen, hier zeigt die Workbench, was in letzter Zeit passiert ist – hochgeladene und gelöschte Daten, aber auch Kommentare. So baut sich hier eine „Timeline“ auf, ähnlich wie in Twitter.
Die wichtigste Funktion ist ebenfalls in der rechten Spalte angeordnet: Invite Collaborators – Einladen weiterer Mitglieder. Dabrei gibt es zwei Typen von Anwendern: Mitarbeiter, die Zugriff auf Dateien haben, und Administratoren, die beispielsweis weitere User einladen können.
Innerhalb des Projekts lassen sich Ordner erstellen, in denen beliebige CAD-Daten („all major CAD file formats“) gespeichert werden können. Von dort lassen sie sich auch wieder herunterladen. Eine Versionsverwaltung ist nur scheinbar integriert, denn beim zweiten Hochladen eines Teils erkennt Workbench nicht, dass es sich um dieselbe Datei ohne Veränderungen handelt, sondern fragt dies ab. Eine neue Version überschreibt die vorherige Version, ich habe jedenfalls keine Möglichkeit gefunden, die erste Version wieder hervorzuholen. Immerhin wird in den Dateieigenschaften „V2“ angezeigt.
Was die Grabcad Workbench über beispielsweise die Dropbox heraushebt, ist der 3D-Viewer. Der ist tatsächlich sehr schön geworden. Bei Anklicken eines Bauteils wandelt der Grabcad-Server die nativen CAD-Daten in ein eigenes Anzeigeformat – jedenfalls dauert es beim ersten Aufruf etwas, bis die 3D-Ansicht erscheint – und zeigt sie im Mittelbereich des Fensters an. Dabei arbeitet der Viewer sehr sauber – in den SolidWorks-Modellen im Test wurden sogar die Referenzmaße, die im CAD-System selbst sichtbar sind, angezeigt.
Zoom, Pan, Drehen – alles per Rechts- oder Linksklick mit der Maus gesteuert – das ist sehr einfach gelöst und intuitiv zu verstehen. Bei Baugruppen zeigt der Viewer die einzelnen Bestandteile in deiner Liste an, klickt man in der Liste auf ein Element, färbt es sich im Modell gelb. In der anderen Richtung geht’s auch: Anklicken eines Bauteils markiert den entsprechenden Eintrag im Baum. Ein Pin-Werkzeug ermöglicht es, Kommentare und Anmerkungen, auch in Form von Skizzen oder Pfeile, Kreisen usw. am Modell unterzubringen. Anklicken der Stecknadel im Bild zeigt den Kommentarverlauf.
Sehr praktisch sind auch die Explosions- Schnitt- und Messfunktionen. Mit einem Mausklick und einem Schieber werden Baugruppen auseinandergeschoben oder geschnitten. Durchmesser, Abstände und anderes lassen sich durch Anklicken der gewünschten Kanten messen.
In der Betaphase wurden nicht alle Modelle angezeigt, neben einer großen, komplexen Baugruppe mit knapp 50 Mbyte wurden auch einige Einzelteile nicht angezeigt. Aber dafür ich eine Betaphase ja da. Das System ersetzt sicher kein PDM-System, ist aber als schnelles, einfaches Tool zum Aufsetzen einer Zusammenarbeit absolut ausreichend. Gegenüber Lösungen wie Dropbox kann die Workbench durch den schnellen Viewer punkten.
Grabcad Workbench ist derzeit in einer geschlossenen Betaphase, man kann sich hier auf der Warteliste eintragen. Im Sommer soll eine öffentliche Betaphase starten. Nach dem offiziellen Release wird es neben einer in der Anzahl der Projekte beschränkten kostenlosen Version kostenpflichtige Angebote geben.