Der Schritt war schon erwartet worden, es war nur noch nicht recht klar, wer Makerbot übernehmen würde. Im letzten Jahr zeigte sich, dass zwei Firmen den 3D-Druck/Rapid Prototyping-Markt konsolidieren, nämlich Stratasys und 3D Systems. Dass nun Stratasys Makerbot gekauft hat, macht bei näherer Betrachtung sehr viel Sinn.
Dazu muss man verstehen, wo die FDM-Technologie herstammt – nämlich von Stratasys. Scott S. Crump, einer der Gründer von Stratasys und seine Frau Lisa beantragten 1989 das Patent auf die FDM-Technologie. Das Auslaufen des Patents im Oktober 2009 war der Startschuss für die derzeitige Welle preiswerter 3D-Drucker. Makerbot wurde beispielsweise im Januar 2009 gegründet. Die RepRap-Drucker arbeiten schon seit 2006 nach dem patentierten Prinzip, waren aber als Hobby- und Forschungsgeräte deklariert, um den Patentschutz zu umgehen.
Das FDM-Patent war damit zwar kein Hindernis für die wuchernde Open Source-Szene, aber sehr wohl eines für die kommerzielle Ausbeutung, die bis 2009 auf Stratasys beschränkt blieb – so sollen Patente ja funktionieren. Inzwischen schießen 3D-Druck-Startups wie Pilze aus dem Boden, jede Woche wird ein neues Gerät angekündigt.
Trotzdem besteht nach wie vor ein qualitativer, vor allem aber ein Zuverlässigkeitsunterschied zwischen den preiswerten und den Profidruckern. Dies ist den nach wie vor bestehenden, weiteren Stratasys-Patenten geschuldet. Ein Schlüssel zu zuverlässig laufendem, maßhaltigen und genauem 3D-Druck ist der beheizte Bauraum, der nach wie vor patentiert ist. Deshalb sind alle preiswerten Geräte – wie RepRap/Fabbster/usw. – ganz offen oder nur geschlossen, ohne temperiert zu sein (Makerbot, CubeX, …), was wohl knapp am Patent vorbeischrammt. Ein weiteres Stratasys-Patent ist das auswaschbare Stützmaterial.
Zusammenfassung: FDM darf jeder, aber die nächsten Evolutionsschritte – geschlossener Bauraum, einfach entfernbares Stützmaterial – bleiben bis 2014 Stratasys vorbehalten, Dies bedeutet eine „gläserne Decke“, die die 3D-Drucker-startups daran hindert, ihre Geräte weiterzuentwickeln. Makerbot als Stratasys-Tochter kann diesen nächsten Schritt nun tun.
Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass ein Hersteller eines teuren Profigeräts nicht in der Lage ist, eine preiswerte, abgespeckte Version zu entwickeln – diese kommt eher von einem Startup. Dies ist in vielen Branchen zu beobachten. Man nehme den 3D-CAD-Markt, wo es sich Anfang der 90er Jahre die „Großen“ wie Dassault oder Unigraphics in ihrer Unix-Nische bequem gemacht hatten. Windows-Versionen, die auf massiv preiswerterer Hardware liefen und entsprechend selbst preiswerter sein mussten, wurden nur zögerlich entwickelt. Es bedurfte Firmen wie SolidWorks und Solid Edge, den Windows-CAD-Markt neu zu definieren. Konsequenterweise wurden die Startups sofort von den „Großen“ gekauft – eine gute Analogie zum vorliegenden Fall.
Und so ist der „Billigdrucker“ von Stratasys, der Mojo, keine Alternative zu den preiswerten Geräten. Der Mojo kostet um die 7000 Euro, hat einen Bauraum, der viel kleiner ist als beispielsweise der des Makerbot und das Verbrauchsmaterial ist etwa zehnmal teurer als die PLA-/ABS-Rollen, die die FDM-Drucker nutzen. Und nach der Erfahrung meines englischen Kollegen Al Dean, der den Mojo testete, sind die Ergebnisse nicht besser als die der 75% billigeren Geräte.
Mit Makerbot hat sich Stratasys den sicherlich profiliertesten Vertreter der „Billigdruckerszene“ gesichert und kann so diesen Markt bearbeiten. Das Unternehmen soll einstweilen unabhängig weiterlaufen – die einzig richtige Strategie. Makerbot wird wohl bald ein Gerät herausbringen, das die Stratasys-Patente nutzt und dem Unternehmen den technologischen Fortschritt bringt, der notwendig ist, um den preiswerten 3D-Druck endgültig im (Unternehmens-)Markt zu etablieren.
Mit diesem Hintergrund ist der Preis von 403 Millionen Dollar gut angelegt. Und spätestens 2014, wenn die nächsten Patente auslaufen, wird der nächste Technologieschub ausgelöst. Mal sehen, was sich Stratasys dann einfallen lässt.