Die größte Neuheit war, dass es kein neues Produkt gibt: Creo 3.0 wird erst im ersten Halbjahr 2014 erscheinen. Trotzdem zeigten Brian Shepherd, Executive Vice President (EVP) Enterprise und verantwortlich für Windchill, und EVP CAD Segment und Creo-Verantwortlicher Mike Campbell einen Ausblick auf Creo 3 und Windchill 10.2. Creo 2 ist mit dem nächsten Servicelevel für die Nutzung auf virtualisierten Desktops zertifiziert.
Windchill 10.2 soll im Herbst diesen Jahres erscheinen und bringt unter anderem Tools für das Requirements Management, Requirements lassen sich direkt in die Produktstruktur integrieren und noch enger am zugehörigen Bauteil führen. Ein neuer Relationship Navigator ermöglicht es, die Beziehungen zwischen Bauteilen und Dokumenten grafisch darzustellen. Windchill lässt sich nun auch fast vollständig verbergen, User können in 10.2 auf die Windchill-Datenbank mit dem Windows-Explorer wie auf ein Netzwerklaufwerk zugreifen und Dokumente öffnen, ändern oder verschieben. Nur wenn eine Windchill-Funktion notwendig ist – beispielsweise wenn für die Änderung das Dokument ausgecheckt wird – meldet sich das PLM-System mit einem Dialog. Zudem stehen Windchill-Funktionen transparent zur Verfügung, beispielsweise zum Vergleichen zweier Versionen eines Dokuments in Word.
Manufacturing Process Management unterstützt die Definition von Montage- und Arbeitsplänen grafisch, indem man grafische Arbeitsanweisungen erstellen kann, in denen beispielsweis die Demontage am CAD-Modell nachvollzogen wird. Die bearbeiteten Teile bewegen sich von einem Fenster zum anderen, so dass jederzeit sichtbar ist, welche Teile einer Baugruppe aktuell noch nicht bearbeitet sind.
In Windchill 10.2 werden die mit 10.1 eingeführten Projektmanagement-Funktionen ausgebaut, die Qualitätssicherung wird enger eingebunden. So ist es möglich, Teile auszufiltern, die hohe Versagensrisiken zeigen, und diese beispielsweise gezielt mit FMEA-Analysen weiterzubearbeiten.
Mike Campbell konnte verkünden, dass aktuell ein Viertel der Kundenbasis auf Creo 2 umgestiegen ist, bis Ende des Jahres sollen es – vor allem durch die Migration mehrerer Großkunden mit sehr vielen Lizenzen – die Hälfte der Anwenderschaft sein. Das ist im Übrigen auch der Grund für das späte Erscheinen der Version 3: Nachdem Creo 1.0 erwartungsgemäß kaum implementiert wurde, steigen die Kunden derzeit auf Version 2 um. Es ist aus PTC– und auch aus Anwendersicht kaum sinnvoll, diesen Updateprozess durch die Veröffentlichung der nächsten Version zu stören.
Creo 3.0 zeigt im Bereich Multi-CAD starke Fähigkeiten. Das System kann SolidWorks-, NX- und Catia 4/5-Daten direkt in Baugruppen integrieren. Creo-Bauteile lassen sich auf die Fremddaten referenzieren, wodurch die Fremddaten integraler Bestandteil der Baugruppe werden. Trotzdem lassen sie sich leicht updaten, so dass ein Zusammenbau schon in frühen Entwicklungsphasen möglich ist. Das Fremdmodell lässt sich jederzeit austauschen, ohne dass die Beziehungen verloren gehen. Erst wenn der Anwender Änderungen am Fremdteil vornimmt, wird dies in ein Creo-Teil konvertiert. Weitere CAD-Formate sind laut Creo-Produktmanager Brian Thompson jederzeit möglich, PTC geht in der Reihenfolge der Kundenanforderungen vor.
Creo bekommt weitere Konzeptdesign-Funktionen, zum einen im Bereich der Formgebung mit den Apps Direct, Sketch, Freestyle und FMX, zum anderen im technischen Bereich mit Layout und Mathcad, das enger integriert wird. So ist es zukünftig möglich, Mathcad-Daten direkt im Creo-Modell zu speichern, mit Layout können beispielsweise Getriebe zweidimensional geplant werden, wobei die 3D-Modelle der Zahnräder im Hintergrund mitgezogen werden.
Ein optischer Leckerbissen ist die Darstellung des Modells in Creo 3.0. Brian Thompson zeigte in einer Präsentation zwei Ansichten, von denen eine ein gerendertes Modell, das andere die OpenGL-Darstellung in Creo war. Die beiden waren kaum auseinanderzuhalten.
Creo Freestyle kann organische, durch Subdivision Modelling erstellte Formen an Regelgeometrien aus Creo Parametric anschließen und referenzieren. Das Beispiel zeigte ein organisch geformtes Tretlager eines Karbon-Fahrradrahmens, das bei Änderungen am Durchmesser der Rahmenrohre die Änderung nachvollzog.
Creo Parametric bekommt in Version 3 eine 3D-Druck-Funktion, die das Vorbereiten und Verifizieren des STL-Modells übernimmt. Die Funktion ermöglicht es, Teile im Bauraum zu positionieren und warnt bei Geometrien, die nicht zu drucken sind, beispielsweise zu dünne Wandungen und sehr kleine Bohrungen. Dann kann das 3D-Druckmodell entsprechend angepasst werden – und zwar, ohne das eigentliche Modell zu verändern – eine sehr wichtige Funktion, wenn es um Datenintegrität geht.
Auch bei Creo 2.0 gibt es Neuerungen, so ist das Servicepack M60, das in den nächsten Tagen erscheint, für die Verwendung in virtuellen Desktops zertifiziert. Damit lassen sich mit einer Citrix-Lösung virtuelle Desktops erzeugen, bei denen Windows und Creo auf einer virtualisierten Serverinstanz laufen und die User mit Thin Clients darauf zugreifen. Da es den Citrix Client auch für Mac, iOS, Linux und Android gibt, ist Creo damit auch auf Rechnern und Devices mit diesen Betriebssystemen zu nutzen, auch wenn dies mangels Touch-optimierter Programmoberfläche auf Tablets kein Vergnügen werden wird – für kurze Besprechungen und Designreviews dürfte es gehen. Weiterer Vorteil: Laufen Creo und Windchill auf einem Server, ist die Kommunikation zwischen diesen Systemen sehr viel schneller.
PTC zeigt, dass es mit vielen Neuerungen – Virtualisierung, Multi-CAD-Funktionen – auf die Anwenderwünsche eingeht – ein sehr positiver Aspekt.
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