Auf einer Veranstaltung im letzten Jahr fand ein CAM-Panel statt – der CAD-Anbieter hatte Vertreter seiner Zusatzapplikationen im CAM-Bereich zu einer Podiumsdiskussion gebeten. das Interessanteste daran: Das Podium war von nicht weniger als elf Firmen bevölkert. Die große Konsolidierung, die im CAD- und PLM-Markt stattgefunden hat und nur wenige starke Anbieter überleben ließ, hat im CAM-Bereich nicht stattgefunden, eine Vielzahl von Anbietern bietet Standalone- oder Zusatzapplikationen an. Kommt die Welle oder ist der CAM-Markt anders?
CAM ist in letzter Zeit wieder ein Thema, das in den Vordergrund tritt. Die möglichst nahtlose Überführung von CAD-Daten in NC-Programme ist ein logischer Schritt in der Prozesskette, sie ermöglicht nicht nur schnellere Abläufe, sondern stellt vor allem sicher, dass gefräst wird, was der Konstrukteur wollte – und nicht die Interpretation des NC-Programmierers davon.
Da CAM sehr nah an der Maschine ist – schließlich läuft der erzeugte NC-Code direkt auf dieser – ist bei den CAM-Herstellern sehr viel Praxis-Know-how nötig. Besondere Fertigungsverfahren erfordern besonderes Fachwissen – der Programmierer des CAM-Systems muss wissen, wie der reale Fertigungsvorgang funktioniert, damit er die passenden Bearbeitungsstrategien bereitstellen kann. Das sichert kleinen, aber sehr spezialisierten CAM-Anbietern mit großem Fachwissen in einer bestimmten Fertigungstechnik das Überleben in einer Nische.
Die Postprozessorentwicklung ist ein weiteres heißes Thema. Der Postprozessor ist das Bindeglied zwischen CAM-Software und Maschinensteuerung. Der Postprozessor entscheidet, wie gut eine bestimmte Maschine oder Steuerung unterstützt wird. Da ständig neue Maschinen auf den Markt kommen, ist die Postprozessorentwicklung eine ständige Aufgabe, erschwert durch teilweise recht lückenhafte Dokumentation der von der Maschine verstandenen NC-Befehle – der Maschinenanbieter will ja seine eigene CAM-Lösung verkaufen.
Erste Konsolidierungen zeigen sich schon, so kaufte Vero Software, ein Unternehmen, das schon eine ganze Reihe von CAM-Systemen besitzt, in diesem Jahr schon Surfcam und Sescoi. Allerdings lassen sich keine Anzeichen finden, dass Vero die Softwarepakete zusammenführt – die Marken bleiben also am Markt präsent. Vielleicht sind die Programmieransätze der Systeme doch zu unterschiedlich, um sie einfach miteinander zu integrieren.
Es scheint, dass der CAM-Markt anders ist – sehr komplexe Programmiertaufgaben, viel Know-how in verschiedenen Fertigungstechnologien und nicht zuletzt treue Kunden ermöglichen den vielen Anbietern das Überleben. Und das ist am Ende positiv, denn dem Anwender steht kein anonymer Riesenkonzern gegenüber, sondern ein eher familiär geprägter Anbieter, der auf Änderungswünsche flexibel und schnell reagieren kann.
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