Das fünfte Acatec-Anwenderforum lockte am 26.-27. September etwa 100 Kunden und Interessenten nach Fulda. Der Spezialist für Konfigurationssoftware hatte ein interessantes Programm aus Anwendervorträgen, Zukunftsausblicken und Workshops zusammengestellt.
Acatec ist in den letzten Jahren stetig gewachsen, erst im Juli eröffnete das Unternehmen eine Niederlassung in Frankfurt, von hier aus sollen neben den süddeutschen Kunden auch diejenigen in Österreich und der Schweiz betreut werden. In diesen beiden Ländern konnten in Lauf dieses Jahres interessante Neukunden gewonnen werden. Aktuell arbeiten bei Acatec 26 Mitarbeiter, davon 5 Entwickler. Geschäftsführer Henning Bitter erläuterte im Interview, dass die Spyydmaxx-Softwaresuite überall dort, wo es möglich ist, auf Open Source-Technologie zurückgreift, was es den Entwicklern ermögliche, sich auf die Spezialitäten der Konfigurationssoftware zu konzentrieren. Dank des modularen Ansatzes lassen sich neue Funktionen sehr einfach in die bestehende Software integrieren.
Bitter hob auch den Neukunden Tognum heraus, der die Spyydmaxx-Softwaresuite auch in seinem Werk in Detroit einführen wird. Dies ist Anlass für Acatec, die Übersetzung der Software ins Englische zu überarbeiten, vor allem die Dokumentation soll auch in der englischen Version auf den neuesten Stand gebracht werden.
Die Vision von Acatec ist es, vom Webkonfigurator über Vertrieb und Konstruktion bis in die Fertigungsvorbereitung hinein einen Prozess anzubieten, der es Unternehmen ermöglicht, ihre Produkte im Idealfall nahezu ohne manuelle Arbeit zu vertreiben: Der Kunde legt in einer Internetapplikation die gewünschten Eigenschaften fest, Spyydmaxx erzeugt aus dieser individuellen Konfiguration sowohl den Auftrag im ERP-System als auch die CAD-Daten für die Fertigung, die dann direkt stattfinden kann. Die Software arbeitet auf einer Datenbasis, die es ermöglicht, einen Vorgang in allen drei Konfigurator“ansichten“ – für Web, Vertrieb und Engineering – zu bearbeiten und so, wann immer es notwendig ist, weitere Arbeitsschritte anzubringen.
Oft ist es auch so, dass der Konfigurator als Ergebnis keine komplett fertige Konstruktion erzeugt, sondern beispielsweise ein Grundmodell, das zu etwa 70 Prozent fertig ist. Auf dieser Basis bauen die Konstrukteure dann Sonderkonstruktionen auf – dies hat den Vorteil, dass der Teil der Maschine, der standardisierbar ist, automatisch entsteht und nur noch ein Teil der Arbeit komplett manuell zu tun ist. Ma könnte beispielsweise bei einer Sondermaschine das Gestell und die Arbeitsstationen im Konfigurator erzeugen und dann nur noch die kunden- und produktspezifischen Greifer und Werkzeuge manuell konstruieren.
Joachim Kunz von der Firma WTK Wärmetauscher berichtete von der Einführung von Spyydmyxx in nur vier Monaten, er erwartet eine Amortisation der Investition aufgrund der halbierten Lieferzeiten binnen eines Jahres. Spyydmaxx verbindet in diesem Fall SAP Business One, SolidWorks und eine Auslegungssoftware. Frank Stegmaier von HBC-radiomatik, einem Hersteller von Funksteuerungen beispielsweise für Krane oder Forstmaschinen, berichtete darüber, wie mit Hilfe des Konfigurators die Erstellung von Fernbedienpanels vereinheitlicht wird. Bisher wurden für den selben Einsatzfall immer wieder leicht unterschiedliche Varianten entwickelt, künftig soll über den Konfigurator eine gewisse Standardisierung erreicht werden.
Andreas Liesche, Technischer Leiter bei Acatec, präsentierte zum Abschluss des ersten Tages ein neues Paket namens Webtest Easy, das es ermöglicht, mit Hilfe eines lokalinstallierten Webservers einen Webkonfigurator mit unterschiedlichen Browsern zu testen. Unter anderem geht es dabei um die 3D-Darstellung des Produkts, die auf HTML5 und WebGL basiert. Bei Browsern ohne WebGL-Unterstützung wie dem Internet Explorer 10 liefert der Server statt eines drehbaren 3D-Objekts ein Bild aus, so dass auch Anwender mit einem solchen Browser in den Genuss einer realistischen Ansicht „ihres“ Produktes kommen.
Liesche zeigte zudem die Highlights der Version 2014, die aktuell im Betatest ist und zum Jahresende in der stabilen Version erscheinen wird. Im Salesmodul bietet spyydmaxx 2014 eine neue Vertriebskonfiguration mit Preisfindung, Lieferterminfestlegung und Angebotserstellung. Für Außendienstler bietet die Software einen Replikationsmodus, der den Offlinebetrieb des Konfigurator ermöglicht. So kann dieser auch ohne Internetanbindung beim Kunden mit dem Konfigurator arbeiten, die Aktualisierung von Stammdaten, Regelwerk, Konditionen und Belegen findet dann statt, wenn wieder eine Verbindung zur Verfügung steht.
Acatec macht Spyydmaxx auch fit für Mobilgeräte, so reduziert das Deltaupgrade des WebGL-Modells – bei dem nur die Änderungen des Modells übertragen werden – den Datenverkehr. Dynamische Maskenelemente verlagern Teiledes Regelwerks in den Browser, so dass auch die Maske nicht bei jeder Änderung komplett übertragen werden muss. In der Planung ist eine Funktion, mit deren Hilfe sich ein Konfigurator als iOS-App exportieren lässt, so dass Firmen eigene Apps anbieten können. Auch eine Android-Version ist geplant.
Für die Autoren von Konfiguratoren betet Version 2014 ebenfalls Neues, unter anderem harte und weiche Regeln – weiche Regeln bedeutet, dass konflikterzeugende Werte angezeigt werden und der Anwender den Konflikt auflösen kann. Das Regelwerk wird von der Maske getrennt, so dass das Regelwerk – wie oben beschrieben – in den verschiedenen Konfiguratoren genutzt werden kann. Debugger, Timer und Profiler sind neue Werkzeuge, mit denen sich das Laufverhalten des Konfigurators detailliert analysieren lässt.
Ein Vortrag von Frank Bernard von der itelligence AG am zweiten Tag zeigte interessante Möglichkeiten, mittels einer Schnittstelle die SAP-Variantenkonfiguration zu nutzen und über Spyydmaxx dabei CAD-Modelle automatisiert erstellen zu lassen. Workshops beschlossen das Treffen, das von den Anwendern äußerst positiv beurteilt wurde.