Update: Dassault Systèmes meldet, dass Team Oracle USA seine Boote mit Catia, Enovia und Simulia entwickelt hat. Glückwunsch!
Noch ein Update: Oracle Team USA hat mit CD-adapco simuliert, Neuseeland mit Ansys.
Letzte Nacht ging die wohl spannendste Regattaserie aller Zeiten zu Ende: Das America’s Cup-Finale zwischen Team Oracle USA und Team New Zealand. Vor einer Woche, nach der Hälfte der Rennen, sah alles nach einem Durchmarsch der Kiwis aus: Das Boot der Neuseeländer war schneller, die Manöver klappten besser und die Taktik stimmte. Schließlich stand es 8:1 gegen Team Oracle, auch der Austausch des Taktikers hatte nicht geholfen. Neuseeland reichte ein einziger weiterer Sieg, um die älteste Sporttrophäe der Welt, den America’s Cup, nach Down Under zu holen. Trotzdem zeigte Steuermann Jimmy Spithill bewundernswerten Optimismus, er wurde nicht müde zu betonen, dass immer noch ein Sieg möglich sei.
Und das Wunder geschah: Die Bucht von San Francisco sah eine unglaubliche Aufholjagd, die US-Boys gewannen Rennen um Rennen. Das Boot wurde mit jedem Renntag schneller, anscheinend hatten die Bootsbauer und CFD-Simulationsspezialisten tatsächlich noch Optimierungspotential gefunden. Ein kürzerer Bugspriet war die auffallendste Änderungen, doch auch an den Foils musste man etwas geändert haben.
Dazu muss man wissen: Die AC72-Katamarane sind die wohl irrsten Segelboote, die man je gesehen hat. 22 Meter lang, 14 Meter breit, 7 Tonnen schwer und mit einem 40 Meter hohen Flügel statt eines Masts und konventioneller Segel. Diese High-Tech-Maschinen machten Segeln zu einem Hochgeschwindigkeitssport: Ein typisches Segelschiff läuft maximal unter sieben bis acht Knoten, also keine 15 km/h. Rennboote erreichen vor dem Wind 25 Knoten (46 km/h). Die AC72 segelten bis zu 47 Knoten schnell, das sind 87 km/h! Möglich wurde dies durch kleine Tragflächen – Foils – an Schwertern und Rudern, die das gesamte Boot aus dem Wasser heben und den Wasserwiderstand praktisch gegen Null bringen.
Gegen Ende der Rennserie war Team Oracle nicht nur schneller, sondern konnte auch schneller ins „Fliegen“ kommen, was für eine weitaus höhere Beschleunigung sorgte. So konnten sie meist schon am Start den Kiwis die ersten Meter abnehmen, und bei jeder Halse und Wende – die einen Katamaran aufgrund seiner Breite stark abbremst – kam das US-Schiff schneller in Fahrt. So konnten die Neuseeländer den Start des letzten Rennens gewinnen und segelten doch mit fast einer Minute Rückstand ins Ziel.
Die Bootsentwickler mussten mit Hilfe von Strömungssimulation eine optimalere Form der Flügel gefunden haben, zusätzlich wurde der Schwerpunkt des Schiffs nach hinten verschoben – und das Wunder konnte seinen Lauf nehmen. Team New Zealand hatte auch noch Pech – bei einer Regatta ließ der Wind nach und Regatta wurde wegen des Zeitlimits abgebrochen, als die Kiwis uneinholbar 200 Meter vor dem Ziel waren. Man merkte mit der Zeit, dass die Neuseeländer mit jedem Sieg der Amerikaner verzweifelter wurden – sie hätten ja nur noch diesen einen, einzigen Sieg benötigt, während die US-Segler Tag für Tag aufholten. Gestern nun das letzte Rennen, das bei einem Stnd von 8:8 den Sieg brachte.
Es zeigt sich, dass die überlegene Technik nicht nur für sich gesehen den Sieg brachte, sondern auch das Vertrauen der Segler in ihr schnelles Boot sie erst in die Lage versetzte, diese Rennmaschine zum Sieg zu führen. Das kann eine Lehre für jeden sein: Optimales Material ist in jedem Beruf eine Voraussetzung für den Erfolg, ebenso wie Vertrauen in die Werkzeuge.