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Autodesk stoppt Upgrade-Verkauf ab 2015

Kollege Bernd Liedke, der die aktuellen News für unsere Website schreibt, machte mich auf eine interessante Neuigkeit aufmerksam: Autodesk schafft die Upgrades ab.

Während einer Investorenkonferenz in San Francisco letzte Woche erläuterte Andrew Anagnost, Senior Vice President, Industry Strategy & Marketing, bei , die neue Lizenzstrategie des Unternehmens – hier seine Präsentation. Die wichtigste Botschaft: Ab 1. Februar 2015 wird es nicht mehr möglich sein, für Standalone-Lizenzen – also Lizenzen ohne Wartungsvertrag – Upgrades zu kaufen.

Das bedeutet, dass langfristigen Autodesk-Anwendern ab diesem Zeitpunkt nur zwei Alternativen bleiben: Entweder einen Wartungsvertrag abzuschließen oder mit der Anfang 2015 aktuellen Version „bis in alle Ewigkeit“ weiterzuarbeiten. Als dritten Weg bietet Autodesk – wie berichtet – seit diesem Jahr Mietmodelle mit kurzer Laufzeit an – aber das dürfte eher etwas für Gelegenheitsanwender und kurzfristige Auftragsspitzen sein.

Zudem will Autodesk die Kunden mehr und mehr von Einzellizenzen hin zu Suites drängen. Hier erwartet das Unternehmen höhere Gewinne pro User als mit Einzellizenzen. Zudem sind Suite-Anwender offensichtlich in höherem Maß bereit, Wartungsverträge abzuschließen, Autodesk konnte seit der Vorstellung der seinen Umsatz mit Wartungsverträgen stärker steigern als erwartet. Von 2009 bis heute ist die Anzahl der Software-Abos um 26 Prozent auf rund 1,8 Millionen gestiegen. Der Umsatz mit Suites ist im selben Zeitraum von 30 auf 40 Prozent am Gesamtumsatz mit Lizenzen gestiegen.

Die Ziele von Autodesk im Finanzbereich bis 2018 (Quelle: Autodesk)
Die Ziele von Autodesk im Finanzbereich bis 2018 (Quelle: Autodesk)

Autodesk hat sich in den Jahren bis 2018 ehrgeizige Ziele gesetzt: 12 Prozent Jahreswachstum beim den Einnahmen (billings CAGR), 20 Prozent Umsatzwachstum von den bestehenden -Kunden durch das Anbieten neuer Produkte und Services und 70 Prozent Umsatzwachstum bei regelmäßigen Einnahmen (recurring revenue). Unter regelmäßigem Umsatz sammelt Autodesk die Umsätze aus Clouddiensten, Miete und Wartuingsverträgen.

Der letzte Punkt zeigt, wohin der Hase läuft: Softwareunternehmen haben schon immer das Problem extrem unregelmäßiger Umsätze, denn die Verkäufe steigen üblicherweise nach der Vorstellung einer neuen Version stark an, um dann abzuflachen. Die Einnahmen kommen (betrachtet man nur das Lizenzgeschäft) aus zwei Quellen: Bestehende Nutzer, die ein Upgrade kaufen, und Neukunden. Erstere kaufen sozusagen alle gleichzeitig, Das Neukundengeschäft ist dagegen regelmäßiger. Dies verschärft sich umso mehr, je gesättigter ein Markt ist, denn das Verhältnis zwischen Bestands- und Neukunden verschiebt sich zugunsten ersterer.

Und was mögen Investoren gar nicht? Richtig, unregelmäßige, nicht recht planbare Umsätze. Man kann nun den Zyklus, in dem neue  Versionen erscheinen, verkürzen, aber das geht nicht unendlich – mehr als jährliche Updates tolerieren Unternehmen nicht, viele Unternehmen machen ja sogar nur jeden zweiten Versionssprung mit (nach dem Motto „Nutze nie eine ungerade Versionsnummer“).

Autodesk setzet auf den Umschwung hin zu regelmäßigem Umsatz (Quelle: Autodesk)
Autodesk setzet auf den Umschwung hin zu regelmäßigem Umsatz (Quelle: Autodesk)

Ein besseres Mittel sind Wartungsverträge. Der Kunde verpflichtet sich, pro Jahr eine bestimmte Summe zu zahlen, und bekommt dafür Upgrades und Service Packs ohne weitere Kosten geliefert. So verstetigt sich der Umsatz und die Kunden werden gebunden.

Untermauert wird dieser Gedankengang von den Vortragsfolien von Chief Financial Officer and Executive Vice President Mark Hawkins.

Insofern ist die Idee, Kunden praktisch nur noch mit Wartungsvertrag zuzulassen – wer kauft eine hochpreisige Software in dem Wissen, dass er nie ein Update bekommen wird? – sinnvoll und zielgerichtet. Aber es gibt eben gerade in dem Bereich, in dem Autodesk stark ist – kleine und mittlere Unternehmen – viele, die mit ihrer aktuellen Softwareversion zufrieden sind und diese über viele Jahre nutzen. Dieser Anwenderkreis wird sich umstellen müssen – oder zu anderen Produkten wechseln müssen. Das gleiche gilt für die vielen KMU-Kunden, die eben nur Inventor oder nur Autocad nutzen möchten und keine Verwendung für die Suites haben.

Der große Umbau - von einmaligen zu regelmäßigen Umsäützen (Quelle: Autodesk)
Der große Umbau – von einmaligen zu regelmäßigen Umsäützen (Quelle: Autodesk)

Autodesk und sein CEO Carl Bass spielen ein Spiel mit hohem Einsatz – und das an mehreren Fronten. Die Hinwendung zu kostenlosen oder sehr günstigen Apps und Cloudanwendungen ist eine Wette auf die Zukunft, die Technologien wenden sich radikal vom bisherigen Geschäftsmodell – teure, aber umfangreiche Anwendungen – ab. Mit dem Wechsel zu Suites und dem Abschaffen der Upgrades mutet Autodesk seinen KMU-Kunden viel zu, und es bleibt abzuwarten, ob diese Kunden den Schwenk mitmachen. Für viele wird sich der Abschluss eines Wartungsvertrags sicherlich lohnen, aber es sind eben sehr viele extrem konservative Kunden (konservativ in dem Sinn, dass sie  mit ihrer aktuellen Version zufrieden sind) im Markt, die es kaum gut finden werden, zu jährlichen Zahlungen gezwungen zu werden. Man wird sehen, ob dies der richtige Weg in die Zukunft ist.

Alle Vorträge des Investorentags finden sich hier (Achtung, teils sehr große PDFs)

 

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