Nachdem HP mit seinem ZBook 14 ein erstes extrem flaches Notebook mit potenter Grafikkarte vorgestellt hat, zieht Dell nun nach und stellt die Dell Precision M3800 vor. Das 15,6-Zoll-Notebook ist lediglich 18 Millimeter dick, bietet aber dank einer zusätzlichen Nvidia-Grafikkarte erkleckliche Grafikpower. Die eingesetzte Quadro K1100M erreicht fast die Leistungen der Quadro K2000-Desktopkarte, reicht also für Midrange-CAD bei weitem aus.
Dell entwickelte die M3800 auf Basis einer Kundenbefragung, die zeigte, dass vielen Kunden die bestehenden mobilen Workstations zu schwer und damit wenig mobil waren. Dells Antwort auf diese Anforderung ist ein leichtes und dünnes Notebook mit Profi-Grafikkarte und Zertifizierung durch die wichtigen CAD-Hersteller.
Note- und vor allem die sehr dünnen Ultrabooks sind meist mit CPU-integrierter Grafik ausgestattet, wobei Intel mit den auch im M3800 eingesetzten Haswell-Chip im Grafikbereich große Fortschritte gemacht hat. Nichtsdestotrotz bietet eine zusätzliche Grafikkarte weiterhin Performancevorteile, unter anderem weil diese Karten eigenen Speicher haben statt den „normalen“ Hauptspeicher des Rechners zu nutzen. Letztere Konfiguration hat den Nachteil, dass dabei auch der Datenbus der CPU zum RAM genutzt wird, über den ja auch die Daten der CPU ins RAM gelangen – CPU- und GPU-Daten nehmen denselben Weg, während bei externer Grafik CPU und GPU jeweils eigenen Speicher und eine exklusive Verbindung zu diesem nutzen können.
Der Vorteil der direkt in der CPU eingebauten Grafik ist der relativ moderate Stromverbrauch – zum einen dank einer engeren Einbindung in die Stromsparfunktionalität des Prozessors, vor allem aber aufgrund der geringeren Leistung. Oft benötigt man die große Leistung der Quadro-Karte gar nicht, weshalb Nvidia die Optimus-Technologie entwickelt hat, bei der die Nvidia-Karte nur bei Bedarf genutzt wird. Checkt der Nutzer seine E-Mails oder surft er im Web, ist die Haswell-Grafik aktiv. Sobald die Anzahl der DirectX-, OpenGL- oder CUDA-Aufrufe eine bestimmte Schwelle überschreitet, beispielsweise wenn das CAD-System hochgefahren wird, schaltet der Optimus-Treiber die Quadro-Karte hinzu. Diese schreibt ihre Bildinhalte in den Speicher der integrierten Grafik, von wo sie auf den Bildschirm gehen. Dies ermöglicht ein Umschalten zwischen den Grafikkarten ohne das in früheren Implementierungen auftauchende Bildschirmflackern.
Die Dell Precision M3800 wird mit zwei Bildschirmen ausgeliefert, einem QHD-Display mit 3200 x 1800 Pixeln und einem HD-Display mit 1920 x 1080 Pixeln. Beide unterstützen unter Windows 7 4-Finger-Touchgesten, unter Windows 8.1 werden fünf Finger ausgewertet. Leider sind alle Touchdisplays mit einer spiegelnden Oberfläche ausgestattet, im Falle des M3800 mit einem – Zitat Dell: „leicht glänzenden“ – Gorillaglas. In den nächsten Wochen soll ich ein Testgerät bekommen und werde dann genauer berichten.
Insgesamt lassen sich bis zu drei Monitore an der M3800 anschließen, zwei Buchsen nach HDMI- und DisplayPort-Norm sind am Gerät eingebaut, der dritte Monitor lässt sich am optionalen USB 3.0-Port Replicator anschließen.
Eine weitere Besonderheit der M3800 ist die Festplattenkonfiguration. Es sind zwei Plätze vorhanden, neben einem MSATA-Steckplatz für SSD-Speicherkarten ein SATA-Einbauschacht für eine 2,5-Zoll-Festplatte, in den bis zu ein TByte große Platten eingebaut werden können. Die maximale Größe der MSATA-Kärtchen ist 500 GByte, so dass bis zu 1,5 TB Gesamtspeicher zur Verfügung stehen.
Zur Auswahl bei der Bestellung stehen zwei Akkugrößen: Mit dem Sechszellenakku sind laut Dell 7-9 Stunden Laufzeit abseits der Steckdose möglich, mit dem optionalen Akku mit neun Zellen sind es 10-13 Stunden. Allerdings belegt der „Neunzeller“ den 2,5-Zoll-Festplattenplatz, so dass in diesem Fall „nur“ die bis zu 500 GByte große MSATA-Karte eingebaut werden kann – für ein ultramobiles und dank SSD ultraschnelles Notebook sicherlich kein allzu großer Nachteil.
Die obere Gehäuseschale besteht aus Aluminium, die untere aus Kohlefaser. Letztere lässt sich nach dem Oeffnen von zehn Torx- und zwei Kreuzschlitzschrauben abnehmen, dann liegen Akku, Speicher und Festplatten zum Austausch frei.
Als Prozessor kommt der Core i7-7402HQ mit 2,2GHz – im Turbomodus bis zu 3,2GHz – Takt zum Einsatz, ein Vierkernprozessor mit bis zu acht Threads und 6Mbyte Cache. Der Prozessor ist für CAD eine gute Wahl, denn er hat neben vielen Cores auch eine hohe Taktfrequenz, was bei den eher schlecht skalierenden CAD-Systemen wichtiger ist als viele Prozessorkerne. Die TDP von nur 37 Watt hilft beim Erzielen langer Laufzeiten. Die RAM-Steckplätze lassen mit 8, 12 oder 16 GByte Speicher bestücken, auch hier also gute Möglichkeiten für eine schnelle CAD-Maschine. Weitere technische Daten finden sich bei Dell.
Dell präsentiert mit der Precision M3800 eine tolle Workstation für diejenigen, denen unterwegs die Bildschirmgröße weniger wichtig ist als eine hohe Mobilität – zwei Kilo Gewicht und bis zu 13 Stunden Laufzeit sind in dieser Hinsicht kaum zu toppen. Am Schreibtisch lassen sich dann zwei oder sogar drei große, externe Monitore anstecken – dann ist wieder genügend Bildschirmfläche verfügbar. Ich denke, die M3800 ist ein guter Kompromiss und ich freue mich schon auf den Test – wir werden sehen, wie stark das glänzende Display die Freude trübt.