Der zuständige Vorstand für Teamcenter, Eric Sterling, war vor seinem Wechsel auf diesen Posten Chef des weltweiten Marketings. Die Tatsache, dass er nicht als „Eigengewächs“ aus der Teamcenter-Sparte kommt, bewirkt anscheinend, dass er einen sehr unverstellten Blick auf das Thema PLM hat und seinen Mitarbeitern eine ganze Reihe ungewöhnlicher Fragen nach dem Motto: „Warum kann eigentlich Teamcenter nicht…“ stellt. Das zeigt zumindest die nebenstehend abgebildete Folie.
Dass diese Fragen schnell in Produkte und Funktionen umgesetzt werden, zeigen die News, die Sterling während seiner Präsentation in Berlin zeigte. Die ersten Fragen drehen sich um das einfache Suchen von Objekten. Die Suche soll schnell gehen, Suchvorschläge sollen das Formulieren der Anfrage erleichtern und Funktionen wie das von Amazon bekannte „Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch…“ die Navigation erleichtern, indem das PLM-System Zusammenhänge selbst erkennt und anbietet. Zur hohen Suchgeschwindigkeit trägt 4GD bei, die neue Philosophie zur Datenorganisation, die ich schon im ersten Posting zur Siemens PLM Connection erläutert habe. Die Trennung von Modell und Hierarchie – die durch Tags und beliebige Filter auf diesen Tags ersetzt wird – ermöglicht es, dass die Suchgeschwindigkeit nahezu unabhängig von der Größe des Datenbestands ist.
Die letzte Frage bringt eine interessante Neuerung in der Architektur von Teamcenter: Siemens trennt in Teamcenter die Oberfläche von der Plattform. Teamcenter besteht damit aus drei Schichten: Datenbank, Plattform und Oberfläche. Letztere besteht aus sogenannten Apps, die sich beliebig auf die Plattformen Teamcenter 9 und 10 setzen lassen. Das bedeutet, dass es nicht nötig ist, auf die neueste Teamcenter-Version zu wechseln, wenn eine neue Funktionalität gewünscht wird. Es muss nur eine App installiert werden, um die neue Funktionalität zu erhalten. Sterling will alle sechs Monate neue Apps vorstellen. Diese Trennung erleichtert sowohl dem Anwender als auch Siemens das Leben – ersterer muss seltener migrieren, Siemens dagegen kann neue Funktionalität in den Markt bringen, ohne gleich eine neue Teamcenter-Version liefern zu müssen.
Als wichtige Erweiterung in Teamcenter präsentierte Sterling das Product Costing Management auf Basis der Software von Perfect Costing – das Unternehmen hatte Siemens Ende 2012 gekauft. Sterling will die Kostenkontrolle von Anfang an ermöglichen. Statt wie bisher die Produktkosten am Ende des Produktentstehungsprozesses im ERP-System zu ermitteln, soll es möglich sein, die Kosten während des gesamten Prozesses parallel zu erfassen und zu berechnen. Dass so die Produktkosten besser in Griff zu bekommen sind, dürfte klar sein.
Mit dem Compliance & Sustabinability Framework kann Teamcenter die Einhaltung der vielen neuen Vorschriften zu Umwelt, Sicherheit und anderen Gesichtspunkten überwachen. Die LMS-Akquisition schlägt sich in Teamcenter in Form einer Integration der System Engineering-Tools Virtual.Lab, Test.Lab und Imagine.Lab nieder. Die 1D-Simulation wird in den Teamcenter-Backbone integriert.
Für Firmen, die ihre PLM-Implementierung selbst entwickeln, öffnet Siemens seine Partnerschaft zu SQS. Dieses Unternehmen liefert Siemens die Testumgebung und –Tools, mit denen neue Teamcenter-Releases automatisch auf Bugs untersucht werden. Diese Umgebung steht in Zukunft auf Wunsch auch Teamcenter-Kunden zur Verfügung, um deren Implementierungen auf dieselbe Weise zu testen.
Für kleine Unternehmen will Sterling eine Midmarket-Lösung namens Teamcenter Rapid Start anbieten, die es ermöglicht, 20 CAD-Arbeitsplätze in unter vier Stunden mit Teamcenter auszustatten. Dabei soll es sich nicht um eine „Light-Version“ handeln, sondern um eine lizenztechnisch beschränkte beziehungsweise vereinfachte Version von Teamcenter. Damit ist es – analog zu PTCs Windchill Essentials – möglich, einfach durch ein Lizenzupgrade auf die Vollversion umzusteigen.