So, das Wochenende wurde wieder produktiv genutzt. Mein 3D-Druckerprojekt ist einen großen Schritt weitergekommen, er hat sich gestern Abend zum ersten Mal bewegt! Der Weg dahin war teils steinig, teils feurig.
Im Lauf der Woche wurden die Thermistoren-, Motoren-, Endstop- und Lüfteranschlüsse gelötet. Das war überwiegend Fleißarbeit, bei meinem Elektronikpaket war ein Kabelsatz dabei mit Steckern für die Elektronik. Ich musste diese Kabel an die Motoren- usw.-Kabel anlöten. Beim Löten des Heizbetts habe ich es mal wieder übertrieben, die angelöteten 2,5mm²-Kabel passen nicht recht in die Klemmen der Elektronik. Hier werde ich auf 1,75mm²-Kabel wechseln. Die Gelegenheit dazu bietet sich, wenn das Solid State-Relais aus China kommt, das ich nach dem Lesen diverser Forenbeiträge nachträglich eingeplant habe. Es sorgt dafür, dass der volle Strom fürs Heizbett nicht über die Elektronik läuft, sondern über ein Relais. Diese konnte ich bei Ebay für unglaubliche 7,02 Euro erwerben – inklusive 1 Euro für den Versand aus China!
Ebay ist wirklich eine interessante Quelle für Elektronikbauteile – das DC/DC-Relais hätte ich bei den „üblichen Verdächtigen“ Elektronikhändlern nicht oder nur für den vierfachen Preis bekommen. Gleiches gilt für die Lüfter, die ich nachkaufen musste. Merke: Wenn auf einer Platine „12V“ draufsteht, müssen nicht unbedingt 12V rauskommen. Nachmessen ist immer eine gute Idee. Ich habe mich jedenfalls gestern Mittag beim Testen des Druckers über den etwas brenzligen Geruch gewundert, dies aber auf die neuen Komponenten geschoben, die das erste Mal warm werden. Fast richtig: Das zeigte sich, als aus dem Lüfter hinten links im Chassis ein romantisches Flämmchen rauskam, gefolgt von einer kleinen Rauchsäule.
Nun heißt es warten, die neuen Lüfter – drei Stück für die Druckdüse, die Elektronik und den Heizbettlüfter hinten links – sind in der Post. Ebenso über Ebay gekauft, für 5,70 und 2,70 Euro inklusive Versand.
Eine interessante Erfahrung war das Aufspielen der Firmware. Diese muss mit der Arduino-IDE – der Programmierumgebung für das Arduino-Board, das den internen Rechner des 3D-Druckers darstellt – konfiguriert und auf den Drucker geladen werden. Hier zeigt sich mal wieder, wie weit die RepRap-Drucker davon entfernt sind, von „jedermann“ genutzt werden zu können.
Man muss sich zwischen verschiedenen Firmwares entscheiden, bei mir kam wegen der Unterstützung meines Grafikdisplays nur Marlin in Frage. Dann muss in der Firmware der mechanische Aufbau des Druckers eingestellt werden. Dazu muss man wissen, wie das interne Koordinatensystem des Drucker liegt, Typ, Lage und Art der Endschalter einstellen, die Übsersetzung und Ausrichtung der Achsen eingeben, so rätselhafte Dinge wie Pullupwiderstände verstehen. Über Microstepping und Extruder-Feedrate sollte man auch etwas Bescheid wissen – Langer Rede kurzer Sinn: Es hat mich einen halben Tag gekostet, die Firmware so einzustellen, dass der Drucker sauber „home“ fährt – also an seine Endschalter. Das Grafikdisplay ist eine große Hilfe, denn hiermit lassen sich die Achsen steuern und ausprobieren. Heizbett und das Hotend werden auch schon warm. Der nächste Schritt ist nun das erste Extrudieren und das Kalibrieren des Drucktischs.
Es wird mir immer klarer, wo die Crux der Open Source-3D-Drucker liegt, das sich diese übrigens mit anderen Open Source-Projekten wie Linux teilen: Die Entwickler- und ein Großteil der Anwendercommunity will sozusagen nur spielen. Das bedeutet, dass man eine Firmware hat, die unglaublich flexibel auf die verrücktesten Geräte eingestellt werden muss – aber eben nicht „out-of-the-box“ nutzbar ist. Ebenso war es vor Jahren mit Linux: ein unglaublich leistungs- und anpassungsfähiges System, das aber extrem schwer zu konfigurieren war. Alle Freiheiten zu haben heißt eben auch, alle Möglichkeiten zu haben, um Fehler zu machen.
Nutzbar für „Normaluser“ wurde Linux erst, als sich Firmen wie Suse, Redhat, Canonical und andere des Systems annahmen und Konfigurationstools und vorkonfigurierte Systeme entwickelten. Ähnlich ist die Leistung der Makerbots, Ultimakers, Fabbsters und anderer 3D-Druckeranbieter zu verstehen: Man nehme die Open Source-Entwicklung, stelle ein funktionierendes Hard- und Softwarepaket zusammen und konfiguriere es so, dass die Maschine mehr oder weniger per Knopfdruck funktioniert.
Die Ansprüche von Open Source-Gemeinde und „Normaluser“ sind einfach unterschiedlich: Ungebremste Entwicklungsfreude gegen einfache Lösung. Das ist auch gut so, wie man sieht, entstehen am Ende sehr clevere, Leistungsstarke Lösungen.