Ich bin über einen faszinierenden Artikel in Popular Science gestolpert: „The Maker King“. Es ist ein Portrait von Carl Bass, dem CEO von Autodesk. Im Gegensatz zu anderen CEOs und Topmanagern, die ihr Geld in Sportwagen, Yachten und Villen stecken, hat sich Bass zwei Werkstätten eingerichtet, eine für Holzarbeiten, eine für Metallarbeiten.
Jede der Werkstätten hat etwa 1800 Quadratmeter Grundfläche und ist mit allem ausgestattet, was der Hobbybastler in seinen kühnsten Träumen gern hätte: Fräszentren mit bis zu 5 Achsen, diverse andere CNC-Maschinen, Handwerkzeuge und 3D-Drucker. Es ist keine Schauwerkstatt, Bass verbringt hier seine Freizeit. Und was ich bisher von ihm gesehen habe, ist wirklich in allen Aspekten bemerkenswert, nicht nur in der Ausführung, sondern auch in der Konzeption.
Es ist müßig, den ganzen Artikel nachzuerzählen – lesen Sie ihn unbedingt selbst – aber ich habe darin einige Punkte gefunden, die ich bedenkenswert finde:
- Ich habe nach der Lektüre den Eindruck, dass die ganze Reihe von Apps für Privatanwender, die unter dem Namen 123D läuft, entstanden ist beziehungsweise gefördert wurde, weil Bass aus eigener Anschauung sieht, wie viel Potential verloren geht, weil die Menschen mit Ideen nicht den Zugang zu den professionellen Tools haben, um diese Ideen auf zeitgemäße Weise umzusetzen.
- Die Vorstellung, dass wir alle zu „Makern“ werden und unsere Spielzeuge, Ersatzteile und andere Objekte mit 3D-Drucker und anderen Maschinen selbst herstellen, ist Humbug. Der beste Maschinenpark nutzt nichts, wenn man keine handwerklichen Grundfertigkeiten und technisches Verständnis vorweisen kann – Bass hat viele Jahre parallel zum Mathematikstudium als Schreiner und Bootsbauer gearbeitet. Und auch er hat Schwierigkeiten, 3D-Daten vom Modellierer über verschiedene Schritte zur Maschine zu bringen, ohne durch mehrfache Konvertierungen Information zu verlieren. „Und wenn ich es mit meinen Ressourcen, Kontakten und meiner Ausstattung nicht schaffe, wer dann?“
- Was gibt es Besseres als einen CEO, der die Produkte des Unternehmens selbst nutzt und die alltäglichen Schwierigkeiten der Kunden zumindest teilweise aus eigener Anschauung nachvollziehen kann?
- Bass hat für die Autodesk-Mitarbeiter in San Francisco einen Maker Space mit über 2500 Quadratmetern eingerichtet, der von Holz-, Metall- und Elektronikwerkstatt über eine Schneiderei bis hin zu einer Küche und einem 3D-Drucker-Labor alles enthält, was das Bastler/Selbermacher-Herz höher schlagen lässt. Ich finde dies eine tolle Möglichkeit, den Mitarbeitern einerseits etwas zu bieten und andererseits deren Kreativität anzuregen. Ich sehe das als Anregung – warum nicht die Mitarbeiter die Maschinen der Firma für private Projekte nutzen lassen? Sie sammeln Erfahrung, die auch im Job nützlich ist, und werden hochgradig motiviert.
- Auch Bass hat das Grundproblem jedes Bastlers: „Ich wünschte, ich hätte mehr Platz“.