Es ist ja für eine Softwarefirma immer schwer, ihre Produkte zu visualisieren – früher konnte man wenigstens noch die Schachtel fotografieren, in der die Software verkauft wird, heute sind die sogenannten Boxshots Renderings von Packungen, die gar nicht existieren. Bei Cloud-Software ist es noch schwieriger – man kann ja beim besten Willen keine CD davon anfertigen und dem Kunden schicken.
Screenshots sind meist langweilig, vom PLM-System sieht man idealerweise nicht viel, und nur immer Renderings helfen auch nicht weiter – steht dort doch wieder das Produkt, das mit der Software entsteht, im Vordergrund und nicht die Software selbst. Autodesk hat aus letzterer Not eine Tugend gemacht und betreibt mitten in der Innenstadt von San Francisco, nahe Pier 1, eine Dauerausstellung von Produkten, die mit Autodesk-Software erstellt wurden.
Vorletzte Woche machte ich von San Diego, wo ich die SolidWorks World besuchte, noch einen Abstecher nach San Francisco zur Autodesk Gallery in der Market Street One. Diese Dauerausstellung ist mittwochs und freitags von 10:00-17:00 Uhr kostenlos zu besichtigen, jeden Mittwoch um 12:30 Uhr findet eine Führung statt.
Im Eingangsbereich gefällt die Gestaltung der Aufzugtüren, um die herum die Aufzugtechnik als technische Zeichnung zu sehen ist. Ein schöner Flugzeugmotor und ein Bohrhammer der Essener Atlas Copco bestimmen den Eingangsbereich. In der eigentlichen Ausstellung fallen die Filmplakate und Trailer auf – Autodesk ist auch im Kinobereich breit vertreten.
Ich will nicht jedes Exponat ausführlich beschreiben, das würde den Rahmen des Blogs sprengen. Erwähnenswert finde ich die Breite der dargestellten Produkte und deren sorgfältige, „museale“ Präsentation – ein Waffeleisen (dessen Muster das Vorbild der ersten Nike-Schuhsohle war) und 3D-Farbdrucke von Füßen und Schuhen bilden beispielsweise den Rahmen für die Nike-Präsentation. Großartig ist auch der deckenhohe Lego-Dinosaurier, der auf einer Seite tiefe Einblicke erlaubt. Im hinteren Teil finden sich Besprechungsräume, die fleißig genutzt werden und ebenfalls mit Exponaten gespickt sind.
Auch andere CAD/PLM-Unternehmen zeigen in ihren Räumlichkeiten Produkte, die mit dem jeweiligen System entstanden sind, die Autodesk Gallery ist meines Wissens jedoch die einzige öffentlich zugängliche Ausstellung dieser Art. Mir gefällt – ganzAutodesk-unabhängig – an der Gallery, dass sie die eigentlich selbstverständliche Tatsache verdeutlicht, dass praktisch alles, was man um sich sieht, irgendwann mal ein digitales 3D-Modell war. Gerade für Menschen, die sich nicht täglich mit Entwicklungs- und Konstruktionssoftware beschäftigen, ist die Gallery ein „Augenöffner“. Schade, dass es in Deutschland keine ähnliche Einrichtung gibt, gerne auch von einem anderen Anbieter.