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Wie man Flug MH370 orten konnte

Sicherlich geht es Ihnen wie mir, gebannt wartet man auf neue Nachrichten und versucht zu verstehen, warum das malaysische Flugzeug auf so absonderliche Weise verloren gehen konnte. Man ist ja in Zeiten von Google Earth und Spionageskandalen geneigt zu glauben, dass kein Winkel der Erde nicht unter Beobachtung steht. Dem ist jedoch bei weitem nicht so. Wie die Wrackteile und der vermutete Absturzort der Malaysia Airlines-Maschine gefunden wurden, gleicht einem wissenschaftlichen Puzzle.

Um dieses Flugzeug geht es, das als Flug MH370 verschwand (Bild: Wikimedia)
Um dieses Flugzeug geht es, das als verschwand (Bild: Wikimedia)

Die Reichweite von Radargeräten ist normalerweise vom Horizont begrenzt, typische Reichweiten von Radarsystemen in der Flugüberwachung liegen bei etwa 100 km. Es ist tatsächlich so, dass Flugzeuge wie auch Schiffe, die Ozeane überqueren, dabei nicht von außen verfolgt werden können. Deshalb haben sich Systeme etabliert, bei denen das Flugzeug beispielsweise über GPS seine Position bestimmt und diese per Funk bekanntgibt. Wenn nun aber das Flugzeug keine solchen Meldungen absetzt – wie im Fall von MH370 – wird es über den Ozeanen praktisch unsichtbar.

Nun hat ein Flugzeug allerdings eine ganze Reihe von Kommunikationskanälen, die alle ausfielen – bis auf ein „Ping“-Signal der Triebwerksüberwachung. Moderne Triebwerke haben Selbstdiagnosefunktionen, die den Betrieb des Triebwerks ständig überwachen und die Daten an den Treibwerkshersteller oder die Fluggesellschaft übermittelt. Diese Daten laufen über das sogenannte Acars-System, eine Art SMS-System zur Übermittlung von Flugplan- und Statusmeldungen zwischen Bodenstation und Flugzeug. Werden vom Flugzeug keine Textnachrichten abgesetzt, bleibt trotzdem eine Art von Verbindung zwischen dem Flugzeug und den Inmarsat-Satelliten bestehen, ähnlich wie ein Handy im Mobilfunknetz eingebucht bleibt.

Daher stammen die „Pings“, die ein erster Hinweis darauf waren, dass das Flugzeug nicht kurz nach dem Start abstürzte, sondern noch stundenlang unterwegs war. Diese Pings kommen im Halbstundentakt, was bei der hohen Geschwindigkeit von Verkehrsflugzeugen eine erkleckliche Strecke nach dem letzten empfangenen Ping ergibt, auf der die Maschine abgestürzt sein kann.

Diese von der malaysischen Regierung veröffentlichte Karte zeigt die Linien, die sich aus der Auswertung der Pings ergaben.
Diese von der malaysischen Regierung veröffentlichte Karte zeigt die Linien, die sich aus der Auswertung der Pings ergaben.

Inmarsat ist zudem offensichtlich in der Lage, den senkrechten Winkel zu bestimmen, in dem das Signal ankam. So ergibt sich rund um die Position des Geostationären Satelliten eine Kegelfläche, auf der das Flugzeug sich beim Senden des Signals befunden haben muss. Zusammen mit dem vermuteten Kurs – es waren ja mehrere Pings und der Geschwindigkeit des Flugzeugs ergaben sich zwei Schnittlinien des Kegels, die als „Nördliche“ und „südliche“ Route in den Nachrichten waren.

Mit Hilfe des Dopplereffekts, nachdem die Frequenz eines Signals verändert wird, wenn sich ein sendendes Objekt vom Empfänger entfernt oder sich nähert, konnte Inmarsat dann die nördliche Route ausschließen. Da sich die Sendegebiete der in 36.000km über dem Äquator stehenden Inmarsat-Satelliten überschneiden, dürfte auch eine Kreuzpeilung möglich gewesen sein – empfangen zwei Satelliten den selben Ping, lässt sich aus der Laufzeit des Signals zu den beiden Satelliten der Sendeort recht genau errechnen.

Der Aufwand bei diesen Untersuchungen muss riesig sein, denn die Abweichungen beispielsweise durch den Dopplereffekt sind sicher minimal. Imnnarsat selbst sagt, dass die Pings mit den Sendungen anderer Flugzeuge verglichen wurden und deshalb der Südroute zugeordnet werden konnten.

Und wo waren die Spionagesatelliten? Diese sind tatsächlich sehr schlecht geeignet, ein schnell fliegendes Objekt zu registrieren, denn sie fliegen auf niedrigen Umlaufbahnen zwischen 150 und 600 km und umkreisen die Erde in etwa eineinhalb Stunden. Damit ist ein Bereich der Erde nur wenige Minuten im Blick der Spionagekamera, bis zum nächsten Überflug vergehen Stunden oder gar ein Tag. Ein Flug kann komplett durchgeführt werden, während der Satellit gerade nicht in Sichtweite ist. In einem Artikel der Washington Post wird ein Experte so zitiert: „Es ist, als wenn man mit 110km/h eine Straße entlangfährt und dabei mit einem starken Fernglas versucht, die Namen auf den Türschildern zu entziffern.“ Man darf sich nicht von Google Earth oder Maps täuschen lassen – ein Erdbeobachtungssatellit ist für eine ganz bestimmte Auflösung ausgelegt, man sieht das, wenn Earth beim Zoomen auf eine andere detailliertere Fotoserie umstellt. Und natürlich handelt es sich um teils Jahre alte Daten, nicht um Livebilder.

Es ist also tatsächlich kein dunkles Geheimnis darum, warum das Flugzeug so spurlos verschwinden konnte. Den meisten Menschen ist nicht bewusst, wie groß die Erde tatsächlich ist und wie weit die Entfernungen auf den Meeren – da ist die Suche nach einem Flugzeug weit schwieriger als die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Modernste und haben es trotzdem ermöglicht, diesen Teil des Rätsels zu lösen.

Fehlt noch die Antwort auf das „Warum“. Meine favorisierte Theorie  ist, dass das Bugrad beim Start Feuer fing und dies von den Bordsystemen nicht bemerkt wurde – anscheinend kann ein Rad so schwelen, dass die Sensoren nicht anschlagen. Die Hitze hätte das neben dem Fahrwerksschacht gelegene Elektronikabteil zerstört – was die Funkstille erklären würde. Der Pilot stellt dann den Autopilot auf Rückflug um und das Flugzeug schwenkt selbst auf den neuen Kurs ein. Werden dann Besatzung und Passagiere durch die Rauchgase ohnmächtig, fliegt das Flugzeug tatsächlich weiter, bis der Sprit ausgeht. Eine gespenstische Vorstellung.

Nichtsdestotrotz werde ich weiter fleißig fliegen, nach wie vor ist das Flugzeug das sicherste Verkehrsmittel. Ich freue mich dann aber auch, wenn Unglücke durch findige Wissenschaftler und Experten aufgeklärt werden – nur so ist es möglich, aus Fehlern zu lernen.

 

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2 Kommentare

  1. Gerhard Hummel

    Flug MH370 – Absturzstelle.
    Ich denke, dass aus bekannten Daten und glaubwürdigen Beobachtungen die Absturzstelle ermittelt werden könnte: Abflug um 0:41h, nördlichster Punkt um 01:22, Pulau Perak um 02:40h, Sichtung über den Malediven um 06:15. Aus Google Earth errechnet sich eine Flustrecke von 3900km. Aus 5,5 Stunden ergibt sich eine Geschwindigkeit von etwa 700km/h. Aus den Trümmerfunden kann geschlossen werden, dass die Maschine in südlicher Richtung weiterflog. Sie wäre dann etwa um 08:15 über Diego Garcia gewesen. Wenn man nun noch erfahren würde, wann das letzte Ping-Signal gesendet wurde, könnte die Absturzstelle wohl relativ genau festgestellt werden.

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