Mehrere Monitore an einem Rechner – für CAD-Arbeitsplätze ist das quasi Pflicht. Moderne Grafikkarten mit mehreren Ausgängen vereinfachen die Umsetzung, trotzdem gibt es einige Hürden auf dem Weg zur „Großleinwand“.
Der alte US-Car-Spruch „Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, außer durch mehr Hubraum“ ist auch für Bildschirme anwendbar: Die verfügbare Bildschirmfläche ist eigentlich nie groß genug. Gerade bei der CAD-Modellierung ist ein Zweitmonitor extrem nützlich, weil man Modelle auf der größeren Fläche näher heranzoomen kann, ohne die Übersicht zu verlieren. Zudem besteht die Arbeit des Konstrukteurs ja nicht nur aus Modellieren, weshalb es sich anbietet, mehrere Monitore zu nutzen, auf denen unterschiedliche Programme laufen.
So könnte man auf dem zweiten Monitor – wenn der erste dem CAD-System vorbehalten ist – eine Katalogsoftware anzeigen oder den Internetbrowser, mit dem man auf Herstellerwebsites nach Komponenten sucht. Das unvermeidliche E-Mail-Programm verdient oft ebenfalls einen eigenen Monitor. Ich arbeite sogar mit einer Dreischirmkonfiguration – zwei Monitore zum Arbeiten, ein dritter für Outlook.
Ein großer Bildschirm ist übrigens nicht unbedingt ein Ersatz für mehrere Schirme: Auf dem großen Schirm wird man mit mehreren Programmen im Fenster arbeiten, die sich dann immer wieder überlappen und in der Größe aneinander angepasst werden müssen. Bei mehreren Schirmen können die Programme im Vollbildmodus auf je einem Monitor betrieben werden, was die Organisation deutlich vereinfacht.
Noch vor wenigen Jahren war der Aufbau einer Mehrschirmlösung eine komplexe und instabile Angelegenheit, es mussten zwei Grafikkarten in den Rechner eingebaut werden, deren Zusammenspiel dann alles andere als einfach zu konfigurieren war. Bis Windows Vista unterstützte das Betriebssystem nur einen Grafiktreiber gleichzeitig, eine Zwei-Karten-Lösung musste also zwingend aus zwei Karten desselben Herstellers bestehen und der Treiber dann zwei Karten ansteuern können. Die stabilste Lösung waren Grafikkarten mit mehreren Ausgängen. Zwei davon sind schon seit einigen Jahren verfügbar, mehr als zwei waren meist nur in High-End-Karten oder Spezialisten wie Nvidias Quadro NVS-Serie für den Finanzbereich vorbehalten.
Heute kann schon die integrierte Grafikeinheit der Intel-CPUs drei Monitore parallel ansteuern, die Performance ist allerdings eher für Büroarbeiten gedacht. CAD-taugliche Grafikkarten haben inzwischen alle mehrere Anschlüsse, schon die PNY Quadro 600 deren zwei, bei AMD sind es traditionell mehr, die kleinste Karte namens V3900 hat zwar ebenfalls nur je einen DVI- und einen Displayport (DP)-Anschluss, letzterer unterstützt jedoch die Displayport-Norm 1.2, es lassen sich bis zu fünf Monitore daran anschließen.
Dazu benötigt man sogenannte Daisy-Chain-fähige Monitore – Daisy Chain bedeutet Gänseblümchen-Kette, wie bei dieser wird ein Monitor jeweils in den davor in der Kette liegenden Monitor eingestöpselt. Es ergibt sich eine Kette von Monitoren, bei denen ein Kabel an den ersten Monitor geht, ein weiteres Kabel von Monitor 1 zu Monitor 2 und so weiter. Allerdings sinkt mit der Zahl angeschlossener Monitore die erreichbare Auflösung der Displays, soll es Full-HD mit 1920 x 1080 oder 1920 x 1200 sein, lassen sich nur noch vier Displays zusammenschließen.
Dazu werden spezielle Monitore benötigt, die neben einem DP-Eingang auch einen DP-Ausgang besitzen. Ein Beispiel dafür sind die meisten Vertreter von Dells Ultrasharp-Profi-LCD-Linie. Grafikkartenseitig ist ein Displayport 1.2-Ausgang mit Unterstützung für Multi Stream Transport (MST) erforderlich. MST bedeutet, dass über eine Schnittstelle die Daten mehrerer Bildschirme – mehrere „Streams“ – geführt werden können. Allerdings bedeutet die Anwesenheit eines MST-fähigen DP noch nicht, dass die Grafikkarte fünf Monitore unterstützt – die GPUs unterstützen nur eine bestimmte Anzahl von Monitoren – der ältere Fermi von PNY deren zwei, Kepler – auf den Karten mit einen K vor der Zahl – deren vier. Die aktuellen AMD-Grafikchips unterstützen sechs Displays.
Wie man sieht, ist das Thema Schnittstellen komplexer denn je. Grundsätzlich sind drei Schnittstellentechnologien aktuell wichtig: DVI, HDMI und der schon besprochene DP. VGA findet sich ebenfalls noch oft an Laptops und Monitoren, diese analoge Technologie sollte allerdings bei den Überlegungen für Desktop-Displays keine Rolle mehr spielen. Die Nische für VGA sind Beamer, die sehr oft noch nur mit VGA angesteuert werden können.
Mit dem Aufkommen der LCDs ist die digitale Übertragung des Bildinhalts Stand der Technik. Längere Zeit war DVI dafür die wichtigste Schnittstelle, in den letzten Jahren haben sich jedoch das aus dem Multimedia-Bereich stammende HDMI und die kompakte DP-Technologie durchgesetzt. HDMI kann zum Bild auch Ton übertragen und verschlüsselte (Medien-)Inhalte darstellen, was bei Profi-Grafik eher nebensächlich ist. Auch DP überträgt übrigens grundsätzlich Ton, manche Grafikkarten aus dem Homebereich haben deshalb eine Soundkarte integriert; dies trifft auf die CAD-Karten jedoch nicht zu.
Zum Glück sind DVI, HDMI und DP gleichwertig und grundsätzlich zueinander kompatibel; auch hier lauert jedoch ein Fallstrick. Wer wie ich wegen der bisher genutzten älteren Monitore die PNY K2000D mit zwei DVI-Ausgängen im Rechner hat, muss aufpassen. Asus stellte mir für den Artikel zwei 27-Zoll-Monitore vom Typ VN279QLB zur Verfügung, die DP- und HDMI-Eingänge haben. DVI und HDMI sind direkt zueinander kompatibel und lassen sich einfach per Kabel miteinander verbinden. Die vielfach verfügbaren Kabel „DP auf DVI“ dagegen sind unidirektional, das heißt, sie lassen sich nutzen, um einen DVI-Monitor an eine DP-Grafikkarte anzuschließen – in der anderen Richtung bleibt der Monitor jedoch schwarz. Adapter, beispielsweise von DVI auf HDMI, funktionieren zwar, sollten aber vermieden werden, da sie sich negativ auf die Bildqualität auswirken können.
Noch ein Wort zu Monitoren: Das früher weit verbreitete 4:3-Seitenverhältnis ist praktisch ausgestorben, aktuelle Monitore sind praktisch alle im 16:10- oder seltener im 16:9-Format. Das hat für den Monitorhersteller den Vorteil, dass er dieselben Panels verwenden kann wie in Fernsehern und damit bei größeren Stückzahlen billiger einkaufen kann. Für die Nutzung am Computer ist das Breitwandformat eher mittelmäßig geeignet, da üblicherweise immer noch mit Hochformatseiten gearbeitet wird und vor allem die Microsoft-Ribbon-Oberfläche, die sich bei allen Arten von Software durchsetzt, die Bedienelemente fest an die Oberkante des Fensters zementiert. So geht durch Bedienelemente, Statusleiste und so weiter wertvolle Displayhöhe verloren, während in der Breite eher zu viel Platz ist. Allerdings platzieren viele Systeme wie SolidWorks oder Creo den Historienbaum rechts seitlich, so dass der freie Platz in der Breite genutzt werden kann; bei Inventor lässt sich sogar die komplette Menüleiste auf einen zweiten Monitor oder an die Seite des Fensters verlagern.
In jedem Fall muss man bei der Auswahl auf die Bildschirmgröße achten: War vorher beispielsweise ein 4:3-Monitor mit 19 Zoll im Einsatz, muss der neue Monitor mindestens 24 Zoll haben, um auf dieselbe Höhe zu kommen; zudem ist die Auflösung in der Höhe ähnlich, so dass der Bildinhalt etwa gleich groß ist: 1024 zu 1080 Pixel.
Für meinen Geschmack bieten 27-Zoll-Geräte aktuell die optimale Größe, noch etwa drei Zentimeter mehr Höhe als die 24-Zöller, aber nicht ganz so riesig wie die nächste Monitorgröße mit 30 Zoll. Man muss auch bedenken, dass in einem Mehrmonitorsetup das Breitformat je nach Größe zu einer sehr breiten Gesamtarbeitsfläche führt, im Fall der beiden Asus VN279QLB beträgt die Breite 1,20 Meter. Viel mehr Breite lässt sich ohne dauerndes Kopfdrehen kaum noch überblicken. Der Asus-Monitor hat neben einer augenfreundlichen Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln – bei höheren Auflösungen werden die Systemschriften sehr klein – einen extrem schmalen Rand, was bei Multi-Monitor-Setups sehr angenehm ist. Lediglich ein knapp zwei Zentimeter breiter Streifen trennt die beiden Arbeitsflächen. Die Einstellmöglichkeiten und Schwenkbereiche erlauben es, die Monitore bequem in die optimale Stellung zu bringen.
Nicht zu vernachlässigen ist die Alterung der Monitore: Meine etwa acht Jahre alten 19-Zoll-Geräte erreichen nicht einmal mehr eine mittlere Helligkeit. Ich installierte den besseren der alten Monitore hochkant auf einem VESA-Arm rechts der beiden Asus-Displays und lasse Outlook dort im Vollbild laufen. Das hat auch den Vorteil, dass die Monitore wieder etwas symmetrischer vor mir stehen – bei zwei Monitoren muss man sich einen Hauptmonitor aussuchen, sonst hat man den „Mittelsteg“ immer in der Mitte des Sichtfelds.
Es macht Sinn, sich über die Monitorkonfiguration Gedanken zu machen – schließlich schaut man einige Stunden am Tag konzentriert darauf. Die Bildschirmfläche, die ein Mehrmonitorsetup bietet, ermöglicht effizientes Arbeiten mit mehreren Programmen parallel. Moderne Grafikkarten haben mehrere Ausgänge, spezielle Monitore bieten durch schlanke Rahmen ein fast nahtloses Bild – es spricht kaum mehr etwas gegen ein Multimonitor-Setup. Auch der Preis nicht – die im Test genutzten 27-Zöller von Asus kosten nur etwas über 300 Euro pro Stück. Das sollten dem Entscheider für die Rechnerausstattung die Augen der CAD-Anwender wert sein.