Während Nvidia seine nächste GPU-Generation verspätet herausbringt, hat AMD auf der Hannover Messe mit der Fire Pro W9100 ein neues Spitzenmodell auf Basis der Hawaii-GPU vorgestellt. Die W9100 kann auch im GPGPU-Bereich, also der Nutzung der GPU zum Berechnen, punkten.
Wie bei AMD üblich, lassen sich an der W9100 sechs Bildschirme anschließen. In diesem Fall dürfen es sogar sechs 4K-Displays sein, wobei diese dann nur mit 30Hz angesteuert werden; für augenverträglichere 60Hz dürfen es „nur“ drei 4K-Displays sein. Schon in der wirklich guten FullHD-Auflösung sind dann sechs Monitore mit 60Hz möglich.
Im Prinzip ist die laut Hersteller für „Echtzeit-4k-Workflows“ ausgelegte FirePro W9100 für die meisten CAD-Aufgaben völlig überdimensioniert. Wenn allerdings Simulation im Workflow eine Rolle spielt, wird die neue AMD-Karte durchaus auch für den CAD-Anwender interessant: Mit 2,64 TFlops bei doppelter und 5,24 TFlops bei einfacher Präzision liefert die W9100 eine gewaltige Rechenleistung. Die Leistung bei der beispielsweise für Renderings wichtigen einfachen Präzision liegt in etwa auf dem Niveau des Nvidia-Flagschiffs Quadro 6000. Die W9100 überholt bei Berechnungen doppelter Präzision, wie sie bei Simulationen vorkommen, die K6000 (1,72 TFlops) und die GPU-Rechenkarte Tesla K40 (1,43 TFlops) dagegen klar.
Die FirePro W9100 ist mit 16GByte GDDR5-Speicher ausgestattet, der mit einer Bandbreite von 320 GByte/s an die GPU angebunden ist. Der Vorteil des großen Speichers ist, dass auch größere CAD-Modelle komplett auf die Grafikkarte passen, das heiß0t, sie müssen nur einmal von der CPU und dem Rechner-Hauptspeicher zur Grafikkarte transportiert werden, danach läuft die Berechnung der Ansichten komplett auf der Grafikkarte und profitiert vom erwähnten schnellen Datenbus.
Für Workflows, bei denen ein Anwender neben seiner alltäglichen CAD-Arbeit rechenintensive Tasks wie Renderings oder Simulationen laufen lassen möchte, bietet Nvidia die Maximus-Technologie – eine Quadro-Grafikkarte und eine Tesla-GPGPU-Karte werden in einen Rechner gesteckt, der Treiber verteilt dann die Aufgaben auf die jeweilige Karte. Konkurrent AMD will nun die selbe Aufgabenstellung mit nur einer Karte abdecken. Dazu hat AMD den Treiber aktualisiert, der nunmehr acht Berechnungs-Tasks gleichzeitig verwalten kann statt wie bisher deren drei. Damit kann der Treiber feinfühliger reagieren, wenn der Anwender mehr Grafikleistung anfordert. Dann werden einzelne Tasks angehalten und die Rechenleistung für die Bilddarstellung freigegeben. Bisher kam die Berechnung in diesen Fällen fast komplett zum Erliegen, während die Abstufung, wie die Rechenleistung zwischen Grafik und Berechnung verteilt wird, sehr viel feiner ist.
In SolidWorks und Creo wird schon jetzt OIT – Order Independent Transparency, ein Verfahren, das Ansichten mit transparent geschalteten Bauteilen sehr schnell und genau berechnet – unterstützt, in NX bietet die W9100 einen exklusiven 3D-Stereo-Effekt.
Bisher ist die GPGPU-Programmiersprache OpenCL, die AMD entwickelt hat, gegenüber Nvidias Quadro im Hintertreffen – in der Verbreitung, aber auch im Leistungsumfang. Dies soll sich mit dem „im Laufe des Jahres 2014“ veröffentlichten Release OpenCL ändern. Zudem ist OpenCL nicht wie CUDA ein geschlossenes, vom Hersteller kontrolliertes System, sondern wird in einem Komitee entwickelt, in dem AMD, Apple, IBM, ARM, aber interessanterweise auch Nvidia Mitglied sind. So soll Dassaults Simulia/Abaqus ab Juni OpenCL unterstützen, Nastran dürfte schon jetzt OpenCL verstehen. Nicht zu unterschätzen dürfte der Rückenwind durch Apple sein, die bei ihrem neuen Mac Pro auf AMD-Grafikkarten setzen.
Das Argument, neben einem Midrange-System noch große Rechenreserven für Simulationen und Renderings frei zu haben – und das in einer Karte und damit wesentlich preiswerter als bei Maximus – hat sicher seinen Reiz in bestimmten Workflows. Die W9100 kostet nach AMD-Angaben 3999 Dollar (Euro-Preis wirds nachgeliefert), ein Maximus-Gespann aus K6000 und Tesla K20 dürfte kaum unter 7500 Euro zu bekommen sein.