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Sauber auf Kurs – Daimler berichtet über “PLM2015”

Viele – auch ich – konnten es anfangs nicht glauben, als Ende 2010 verkündete, innerhalb von fünf Jahren komplett von auf NX umzusteigen. Man musste sich eines Besseren belehren lassen, die wenigen Informationen, die sporadisch zu bekommen waren, zeigten das Projekt auf gutem Kurs. Letzten Dienstag nun lud Daimler die Fachpresse zum TecDayPLM, auf dem der Stand des Projekts „“ vorgestellt wurde.

Die Alternativen vor der Entscheidung für NX (alle Bilder: Daimler).
Die Alternativen vor der Entscheidung für NX (alle Bilder: Daimler).

Dr. Michael Gorriz, CIO bei Daimler, stellte die Beweggründe für den Umstieg vor. Tatsächlich hatte Daimler mehrere Alternativen, als es um die Zukunft nach Catia V5 ging. Ein wichtiger Gesichtspunkt war der Wunsch nach einer möglichst engen Integration zwischen dem CAD-System und der PDM-Lösung – hier von Smaragd, eines auf die Daimler-Anforderungen stark angepassten Metaphase- beziehungsweise Teamcenter-Derivat. Damit fiel die Kopplung von Catia V6 und Smaragd beziehungsweise Teamcenter aus dem Raster, da sie keinen Vorteil über die bestehende Lösung hinaus gebracht hätte. Die restlichen Alternativen hießen CAD-Umstieg (NX + Teamcenter) oder PDM-Umstieg (Catia V6 + Enovia V6).

Wie bekannt, entschied sich der Daimler-Vorstand am 23. November 2010 für den Austausch des CAD-Systems. Nach Gorriz‘ Worten eine pragmatische Entscheidung: Das CAD-System sei ein ‚Anfangssystem‘ und weit weniger mit anderen Prozessen im Unternehmen verwoben als das PDM-System: „Bei einer PDM-Systemablösung hätten wir jeden Geschäftsprozess anfassen müssen, bei der CAD-Ablösung war nur ein relativ begrenzter Personenkreis betroffen.“

Genau geplanter Ablauf: Der Schlüssel zum Erfolg von PLM2015
Genau geplanter Ablauf: Der Schlüssel zum Erfolg von PLM2015

Das ganze Projekt war generalstabsmäßig vorbereitet und umfasste unter anderem eine große Anstrengung, die Lieferanten mitzunehmen und möglichst individuelle Trainings anzubieten. Interessanterweise ergab eine Umfrage unter 1000 Lieferanten und Engineeringpartnern – von denen 470 antworteten – dass 229 schon vor dem Projekt PLM2015 Erfahrung mit NX hatten. Da viele Zulieferer nicht exklusiv für Daimler, sondern auch für andere OEMs arbeiten, haben sie meist mehrere CAD-Systeme am Start und damit eher ein quantitatives als ein qualitatives Problem mit Daimlers Umstieg zu NX – eventuell muss die Zahl der auf NX arbeitenden Entwickler erhöht und die der Catia-Anwender gesenkt werden.

Intern müssen über 6000 Anwender geschult werden, dazu definierte man 33 Trainingsmodule, übersetzte diese in sechs Sprachen und zertifizierte 61 Trainer. So konnte für jeden Anwender ein „Schulungscocktail“ zusammengestellt werden, der möglichst genau seinen Anforderungen entsprach – ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz durch die Anwender, wie Dr. Peyman Merat, PLM2015-Projektleiter, erläuterte. Fünf externe Bildungsdienstleister wurden zertifiziert, die auch von Zulieferern für Schulungen genutzt werden konnten. Über 3000 Anwender haben die NX-Schulungen schon durchlaufen.

Inzwischen sind 32.862 Teile, Zeichnungen und Baugruppen von Catia in NX übertragen. Fünf Mercedes-Benz-Baureihen sowie ein Powertrain-Projekt, zwei Van-Baureihen sowie ein großer Teil des Truck-Geschäfts sind auf NX übertragen. Der Rollout im letzten Bereich Bus startet im Juni 2014. Interessant ist, dass sehr viele Teile gar nicht wirklich in das native NX-Format konvertiert werden. Ein großer Startvorteil des Umstiegs war, dass Daimler schon seit Jahren im PDM-System intern mit JT-Dateien arbeitet – der Automobilhersteller war eine der treibenden Kräfte hinter der ISO-Standardisierung von JT – und so schon viele Altdaten in einem von NX lesbaren Neutralformat vorliegen.

Die Ergebnisse können sich sehen lassen.
Die Ergebnisse können sich sehen lassen.

Im sogenannten Komponentenlastenheft KLH wird bei der Konzeption eines Autos festgelegt, ob Zulieferteile als native NX-Datei oder als JT angeliefert werden dürfen. Merat erläuterte es mit folgendem Beispiel: „Bei einem Scheibenwischermotor reicht mir ein JT-Modell für DMU, eine Faltdach-Konstruktion hätte ich schon gerne als NX-Baugruppe, um sie im Verbund mit der Karosserie zu testen.“

ist stark involviert und nahm in die letzten – und nimmt in die nächsten – NX-Releases viele Daimler-spezifische Funktionen auf. Von diesen dürften auch viele Zulieferer und andere Anwender profitieren. So scheint das gewaltige Projekt, an dem viele zweifelten, auf gutem Kurs zu sein. Ich habe großen Respekt vor dieser Leistung.

 

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