Gestern, am 5. Juni, veranstaltete Siemens PLM Software einen „Launchday“ für die neueste Solid Edge-Version ST7. In der siebten Ausgabe des Midrangesystems mit Synchronous Technology wurden deren Fertigkeiten wiederum erweitert, Schwerpunkte lagen dabei auf der Modellierung und der Bedienung. Vor allem im Blechbereich bietet ST7 einige Funktionen, die ich so noch nirgends gesehen habe.
Markus Prüfert, Vice President Channel ME&S, eröffnete die Veranstaltung mit einem allgemeinen Vortrag, in dem er zeigte, dass „Industrie wieder in“ ist. In den USA und Deutschland laufen mit der von Präsident Obama ausgerufenen „Manufacturing Renaissance“ und Industrie 4.0 staatlich finanzierte Zukunftsprojekte, aber auch Japan will nach zehn Jahren Stagnation mit dem Programm „Innovation 25“ wieder Fahrt aufnehmen. China sieht sich steigenden Lohnkosten gegenüber und setzt immer stärker auf Automation.
Siemens will auch mit der kürzlich erfolgten Umstrukturierung in diesem Wachstumsmarkt vorn mitspielen und hat seit dem Jahr 2007 über vier Mrd. Euro in die Akquisition von Softwarefirmen gesteckt, angefangen mit UGS und noch nicht beendet mit LMS.
Solid Edge (SE) nimmt im Portfolio eine immer wichtigere Rolle ein, 500.000 Lizenzen sind im Markt, weitere 600.000 Lizenzen wurden kostenfrei an Studenten in aller Welt abgegeben. Die wachsende Bedeutung zeit sich auch im Erfolg der Solid Edge University, dem Anwendertreffen der SE-Gemeinde, das vor zwei Jahren erstmals in den USA stattfand und inzwischen an vier verschiedenen Orten die Solid Edge-Gemeinde zusammenbringt. Auch in Deutschland wird eine solche Veranstaltung angedacht.
„Mr. Solid Edge“ Dan Staples, Vice President Mainstream Engineering und damit für die Midrange-Angebote von Siemens PLM zuständig, gab bekannt, dass in der nächsten Woche in Deutschland ein Onlineshop startet, in dem zeitlich begrenzte Solid Edge-Lizenzen erworben werden können. Staples sieht als Zielgruppe Startup-Unternehmen, die die hohe Anfangsinvestition in CAD-Lizenzen nicht aufbringen können oder wollen, aber auch größere Unternehmen, die Projektspitzen durch zusätzliche CAD-Arbeitsplätze flexibel abfedern möchten. Staples nannte das Motto der SE-Entwicklung „das beste System für die Baugruppenentwicklung zu entwickeln. Punkt.“
Mit den von Channel Manager Deutschland Werner Küntzler präsentierten Neuerungen in ST7 ist Siemens dem von Dan Staples postulierten Ziel einen Schritt nähergekommen. Es wurde eine vierstellige Zahl von Anwenderanforderungen umgesetzt und viel Wert auf Effizienz gelegt. Die kleinen, aber wirksamen Neuerungen im Startbildschirm sind ein gutes Beispiel: So lässt sich die Liste der Templates zu Erstellen einer neuen Datei editieren. Die Templates sind nach Normen sortiert, zusätzlich lassen sich eigene Verzeichnisse für Firmentemplates erstellen. So lässt sich ei Bedarf schnell beispielsweise auf ANSI-Templates umstellen. Bei einem Rechtsklick auf eine Datei der „Zuletzt geöffnet“-Liste kann diese aus der Listegelöscht oder auch direkt in das Verzeichnis der Datei gewechselt werden. Schwebt der Mauszeiger über der Datei, wird der Speicherort der Datei angezeigt – kleine Änderungen, die im Arbeitsalltag sicherlich sehr praktisch sind.
Die Tooltips, die beim Schweben über einem Befehl der Oberfläche erscheinen, wurden massiv aufgebaut, bei den 55 wichtigsten Befehlen zeigen kleine Videos und Animationen, wie der Befehl zu benutzen ist. Der Bohrungsassistent kann nun komplexe Bohrungen mit Stufen, Fasen und Gewinden in einem Rutsch erstellen.
Eine wichtige Neuerung ist die Schnittstelle für Apps. Solid Edge hatte vor Jahren mit dem Jupiter-Programm fast 400 Zusatzapplikationen, die den Funktionsumfang des Systems erweiterten. Dies trat mit dem Aufkommen der Synchronous Technology in den Hintergrund, nun bieten ausgesuchte Apps wieder Zusatznutzen. So bieten die Grabcad-und die Kenesto-Apps Projekträume im Internet, in denen Daten ausgetauscht und abgelegt werden können. Zukens E3 bietet eine bidirektionale Schnittstelle zur Elektronikentwicklung, über die beispielsweise nicht nur die Daten eines Kabels ins 3D-System, sondern der Kabelbaum auch zurück in E3 gespielt werden kann. ESI bringt Strömungssimulations-Funktionalität ein, Cadenas eine sehr enge Einbindung seiner Komponentenkataloge; der Anwender kann aus SE heraus in den Cadenas-Katalogen suchen und die gefundenen Geometrien direkt in seine Baugruppe laden.
Eine App von Microsoft bietet Anbindung an dessen 3D Builder, mit dem sich Modelle für den 3D-Druck vorbereiten und direkt beispielsweise auf einem Makerbot Replicator ausgeben lassen. CAMWorks ermöglicht es, SE-Modelle für die CAM-Bearbeitung mit Mehrachs-Fräsmaschinen, Drahterodieranlagen oder kombinierten Dreh-Fräsanlagen aufzubereiten.
Staples demonstrierte Solid Edge auf eine Surface-Pro-Tablet. Die Bedienoberfläche wurde an einigen Stellen soweit Touch-optimiert, dass sich das CAD-System auf dem mit einem Stift ausgerüsteten Windows 8-Tablet annehmbar bedienen lässt.
Am Dienstag folgt ein detaillierter Beitrag mit den Neuerungen der neuen Version ST7.