Vom ersten Tag des 3DExperience Forums, des Anwendertreffens der Dassault Systèmes-Kunden, habe ich den Vortrag von CEO Bernard Charles mitgenommen, der seine neue Vision darstellte. Er zeigte anhand der Akquisitionen der letzten Zeit, die unter den neuen Produktnamen Geovia und Biovia in das Dassault-Portfolio aufgenommen wurden, wie breit er DS in der Zukunft aufstellen möchte.
Biovia umfasst Lösungen für das Management von wissenschaftlicher Innovation im Bereich Chemie, Materialwissenschaften und Life Sciences. Die Marke wurde aus der Anfang 2014 zugekauften Accelrys und den eigenen Entwicklungen Dassault Systèmes‘ im Bereich BioIntelligence gebildet.
Geovia entstand schon 2012 nach dem Zukauf von Gemcom. Das Unternehmen war bis dahin Weltmarktführer im Bereich Software für die Bergbauindustrie. Geovia ermöglicht es unter anderem, ganze Städte mit ihrer Infrastruktur von Wasser, Abwasser, Verkehr und Energie darzustellen und die Ansicht mit Big Data anzureichern, beispielsweise mit dem Energieverbrauch einzelner Gebäude.
Damit erweitert DS seinen Wirkungskreis auf Bereiche, die auf den ersten Blick nichts mehr mit dem ursprünglichen technischen Bereich, aus dem DS kommt, zu tun haben. Sieht man jedoch das folgende Video an, zeigt sich, dass – in diesem Beispiel mit Biovia-Technologie – tatsächlich Technik, Gesundheit, Big Data und Kommunikation zusammenkommen – alles Stichwörter, zu denen Dassault in seinem 3DExperience-Kompass eine Antwort hat.
Auch zu Geovia habe ich ein Video gefunden:
Den zweiten Tag des 3DExperience Forums begann mit einem interessanten Vortrag von Zukunftsforscher Lars Thomsen, der das „Ende der Dummheit“ vorhersagt – leider nicht der unendlichen menschlichen, sondern der technischen Dummheit. Einer seiner faszinierenden Gedanken war, nicht über die Welt in zehn Jahren, sondern in 520 Wochen zu sprechen. Wochen sind übersehbarer als Jahre – übrigens wurde das erste iPhone „erst“ vor 420 Wochen vorgestellt.
Thomsen sieht die nahe Zukunft als den Zeitpunkt, an dem Produkte intelligent werden. Einer der Treiber ist das Internetprotokoll IPv6, das gegenüber dem begrenzten Adressraum von IPv4 die Möglichkeit bietet, praktisch jedes Ding eindeutig identifizierbar zu machen und mit dem Internet zu verbinden. Der Adressraum von IPv6 –340 Sextillionen oder
340.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000 gegenüber nur
4.300.000.000
(4,3 Milliarden ) bei IPv4.
Das reicht laut Thomsen für 120.000 Adressen pro Quadratmeter Erdoberfläche – über alles gerechnet, Meere usw. inklusive. Er fragte, warum wir heute mit Technik arbeiten, deren Bedienung wir erst erlernen müssen, statt es der Technik zu überlassen, sich an uns anzupassen. Insgesamt ein inspirierender Vortrag mit guten Anregungen.
Auch die folgenden, hochkarätigen Vorträge des zweiten Tages boten viele Informationen, beispielsweiseüber die Einführung der 3DExperience-Plattform bei dem traditionsreichen Busbauer Göppel. Das Unternehmen hat an seinem Entwicklungsstandort in Augsburg keine IT-Administratoren, so dass die PLM-Installation vom Fertigungsstandort in Nobitz/Ehrenhain, Thüringen, aus verwaltet wird. Göppelt nahm am Lighthouse-Programm, dem Vor-Freigabe-Testprogramm von Dassault Systèmes, teil und konnte mit der Cloudsoftware sehr positive Erfahrungen sammeln.
Ein weiterer Vortrag von Leuchtenspezialist Hella beschäftigte sich mit Catia V5-6, einer Catia-Version, die auf V5 basiert, jedoch verschiedene Features von V6 enthält und es dem Zulieferer ermöglicht, die unterschiedlichen Anforderungen seiner Kunden in Bezug auf die CAD-Softwareversion zu erfüllen, ohne jedes einzelne Release installiert zu haben.
Das 3DExperience Forum hat sich am Standort Mannheim als jährlicher Treffpunkt der Dassault Systèmes-Anwendergemeinde etabliert. Von den interessanten und informativen Vorträgen in der Spanne vom Impulsvortrag bis hin zu „Hardcore“-Workshops für die Profis – über die gutbesuchte Ausstellung bis hin zur Abendveranstaltung, die rege zum Networking und Erfahrungsaustausch genutzt wurde, bot das Forum alles, was dazugehört.
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