Mit dem Automotive Innovation Forum spricht Autodesk designorientierte Anwender seiner Produkte in der Automobilindustrie an. Vred, Alias, Maya und andere Lösungen haben sich in diesem Bereich einen festen Platz erobert, wie unter anderem die 500 Teilnehmer am 25. Februar am Münchener Flughafen zeigten.
Gert Volker Hildebrand, einer der Schöpfer des neuen Mini sprach in der Keynote über die Herausforderungen, in einem weltweit aufgestellten chinesischen Unternehmen zu arbeiten – er arbeitet heute beim chinesischen Luxusautohersteller Qoros Auto Co. Ltd. als Executive Director of Design. Zuvor hatte Steve Hooper, Director of Product Design bei Autodesk, die Veranstaltung mit einer Vorstellung der Autodesk-Produktpalette eröffnet. Er präsentierte unter anderem das ab April verfügbare Alias SpeedForm, ein intuitives Werkzeug zum schnellen Erstellen von Karosseriekonzepten, das die kurvenbasierte Modellierung, wie sie aus Alias bekannt ist, mit dem Subdivisional Modelling, also dem „Zupfen“ am Modell, wie es für Maya typisch ist, zusammenbringt.
Autodesk ist dabei, die Benutzeroberflächen seiner Produkte aneinander anzugleichen – was gerade bei den Suites mehr als sinnvoll ist. Gleichzeitig, so Hooper, arbeite man an neuen Bedienkonzepten für die kommende Benutzergeneration, die an extrem intuitive Applikationen gewohnt ist und diese auch bei ihren Werkzeugen erwartet. Autodesk hat hier bei seinen 360-Produkten schon einige interessante Ansätze.
Auch die Automobilhäuser werden sich auf verändertes Kundenverhalten einstellen müssen, wie Dr. Detlev Mohr von McKinsey im letzten Teil der Keynote zeigte. Die Kunden sind heute beim Autokauf seltener im Autohaus, sondern nutzen alle Medien, um sich zu informieren. Hersteller und Autohäuser müssen deshalb viel stärker in Onlinemedien und -präsenzen investieren. Gleichzeitig erwarten die besser informierten Kunden der Zukunft einen nach wie vor sehr kompetenten Ansprechpartner beim Händler.
Autodesk ist im Design fest etabliert
Autodesk hat sich mit einer breiten Palette von Produkten nicht nur in der Konstruktion von Fahrzeugen etabliert, die Bedeutung der Visualisierungstools des Unternehmens im Designbereich ist weit größer. Mit Alias und dem speziell an die Anforderungen der Automobilindustrie angepassten Vred bietet das Unternehmen Werkzeuge, die eine extrem realistische Darstellung digitaler Prototypen ermöglicht. Entsprechend erfolgreich ist Vred, einer der Vortragenden nannte ein „Vred Business growth“ von 92 Prozent in einem Jahr.
In mehreren Präsentationen wurde gezeigt, wie Vred beim Design von Autolampen eingesetzt wird. Mit Hilfe der Software kann der Lichtwurf eines Scheinwerfers ebenso realistisch simuliert werden wie das Aussehen des Scheinwerfers beim Hineinblicken. Vred berechnet sogar Prismeneffekte und die reale Lichtverteilung in LED-Rückleuchten. Für die Zertifizierung von Scheinwerfern ist Vred „noch nicht“ zugelassen, die Realitätstreue würde dies jedoch erlauben – so einer der Vortragenden.
Auch der Effekt, dass beispielsweise eine bestimmte Stoffsorte und ein Leder im Kunstlicht dieselbe Farbe haben, im Tageslicht dagegen nicht, lässt sich in Vred berechnen. Die Detailgenauigkeit und Realitätsnähe, die Vred erreicht, ist wirklich beeindruckend. neue Hardware, beispielsweise VR-Brillen wie die Oculus Rift, ermöglichen ein sehr natürliches Betrachten des digitalen Modells, das mit Vred Pro in Echtzeit gerendert werden kann. Volvo gelang das Kunststück, auf einer Messe alleine mit Hilfe von VR-Brillen und einem digitalen Modell des neuen XC90 die ersten Autos zu verkaufen – so überzeugend sind die Vred-Darstellungen. Die Vred-Technologie wird übrigens auch in Webkonfiguratoren eingesetzt, bei denen die gewählten Optionen und Farben sofort an einem 3D-Modell des Autos angezeigt werden.
Die neue Version 16 wird auch auf Apple-Rechnern laufen und auf Intel-Rechnern den AVX2-Befehlssatz unterstützen, was die Berechnung der Bilder bis zu 30 Prozent beschleunigen soll. Interessant ist die Unterstützung des OpenPDM-Standards, der den bidirektionalen Austausch von Daten mit Datenverwaltungssystemen ermöglicht. Auch die Integration mit anderen Autodesk-Produkten soll vorangetrieben werden.
Im Rahmen eines Roundtable-Gesprächs für die Presse erläuterten unter anderem Gert Volker Hildebrand und Daniel Hauser, Project Leader Interior Project Management, International Development Sites, Test Drives and Virtual Reality Visualization bei Audi, den Einsatz von Visualisierung im Entwicklungsprozess. Beide betonten, dass Kommunikation extrem wichtig ist, vor allem bei den heutzutage typischerweise über die ganze Welt verstreuten Designteams. So wird beispielsweise bei Audi zwischen dem Stammwerk in Ingolstadt, dem Designteam bei Giugiaro in Italien und den Werken in aller Welt regelmäßig Videoconferencing eingesetzt, wobei Vred als Visualisierungstool eine große Rolle spielt. Hauser wies auf die Problematik hin, in Videokonferenzen gleichzeitig die Teilnehmer und ein hochauflösendes Bild des Prototypen in 4k-Qualität darzustellen.