Während sich die Welt während der partiellen Sonnenfinsternis verdunkelt, kann ich nicht anders als über den heutigen Sicherheitswahn nachzudenken. Ließ man das mediale Dauerfeuer der letzten Tage zum Thema Sonnenfinsternis über sich ergehen, musst zwangsläufig der Eindruck entstehen, dass ohne all diese Warnhinweise morgen ein Viertel der Menschheit erblindet herumläuft. Übersteigertes Sicherheitsdenken hemmt jedoch – den Mensch und den Fortschritt.
Natürlich ist es gut, Menschen zu informieren, wie sie sich davor schützen können, sich die Augen zu zerstören, und ebenso sicher wird sich irgendwo irgendjemand nicht daran halten und sein Augenlicht verlieren. Ob dies jedoch zu einem dreitägigen medialen Dauerthema auf allen Kanälen werden muss, wage ich zu bezweifeln. Man fragt sich, wie die Menschen früher Sonnenfinsternisse überlebt haben. Manchmal nimmt die Hysterie schon realsatirische Züge an, wie hier an einer Schule in Münster, wo die Kinder vor der gefährlichen Strahlung der „Sofi“ beschützt und im Gebäude eingeschlossen werden:
Größter anzunehmender Unfug an Münsteraner Schule: Schüler werden vor „gefährlichem“ Sonnenlicht bewahrt #SoFi2015 pic.twitter.com/6FaUtEmqhM
— Kai Heddergott (@heddergott) 18. März 2015
Sicherheitsdenken verhindert Innovation
Mir gibt diese Entwicklung zu denken, ich habe auch schon einmal darüber geschrieben. Wenn Bedenken – und Bedenkenträger – den Kurs bestimmen, ob in Ländern oder Unternehmen, wird jegliche Innovation erstickt. Fortschritt hat immer mit „etwas wagen“ und Risiken zu tun. Ein Paradebeispiel dafür, wie es nicht laufen sollte, bietet die Filmindustrie. Aus Angst, einen Flop zu landen, werden endlose Fortsetzungen, Ableger, Sequels und Prequels gedreht oder gute europäische Filme nochmals verfilmt. Neu Ideen haben es in solch einem Umfeld schwer. Wie soll da Innovation entstehen?
Gründet oder führt man ein Unternehmen, begibt man sich immer in die Gefahr, zu scheitern. Es wird jedoch oft verkannt, dass auch der Angestellte keine Garantie hat, seinen Job für immer und ewig zu behalten – fragen Sie die Ex-Belegschaften von Unternehmen wie Schlecker, Quelle, Borgward oder Grundig. Sicherheit existiert nicht beziehungsweise ist eine Illusion, der Banken bei der Kreditvergabe gern erliegen, wie man erfährt, wenn man als Selbständiger eine Hausfinanzierung sucht.
Nun muss und soll nicht jedermann selbständig arbeiten, aber ein gewisses „unternehmerisches Risiko“ gehört zum Leben immer dazu. Man geht es beispielsweise ein, wenn man seinen Vorgesetzten oder den Kollegen eine neue Idee verkaufen möchte, von der man selbst nicht weiß, ob sie realisierbar ist. Man muss sich natürlich vorher in dem Sinn absichern, dass man die Idee von allen Seiten bestmöglich beleuchtet, bis man auf Basis des aktuellen Kenntnisstandes sicher sein kann, dass die Idee umsetzbar ist und eine Innovation bringt. Man muss gute Argumente haben, ein gewisses Vertrauen, dass es funktioniert, und den Mut, die Idee einfach einmal zu verfolgen.
Haben Sie Mut, auch verrückte Ideen weiterzuverfolgen, lassen Sie sich nicht von Bedenkenträgern bremsen. Innovation heißt Wagnis und beinhaltet ein gewisses Risiko, zu scheitern. Doch wenn die Idee zündet und den Menschen oder das Unternehmen voranbringt, entstehen wirklich innovative Dinge, die sich von den Mitbewerbern abheben und am Markt herrausragen.
Kreativ, innovativ und mutig – das ist die Formel für den Erfolg. Für jeden einzelnen und auch für Firmen.
Wenn Sie übrigens wissen möchten, wo die Sonnenfinsternisse herkommen und hingehen, hier ein Tipp:
Hier im Keller lagern wir übrigens die Sonnenfinsternisse für die nächsten Jahrzehnte. pic.twitter.com/YOmihXqshj
— DLR_next (@DLR_next) 18. März 2015