Dienstag und Mittwoch dieser Woche war ich – wie schon im letzten Jahr – Saalmoderator beim 18. jährlichen Symposium des Prostep iViP-Vereins. Das Symposium, das im Kongresszentrum der Stuttgarter Messe stattfand, ist das Familientreffen der PLM-Spezialisten, wobei die Familie in diesem Jahr auf 550 Teilnehmer aus 19 Nationen angewachsen ist. Die hochklassigen Vorträge deckten alle Bereiche des Themas PLM ab, von tiefschürfenden Präsentationen zu einem neuen Datenformat zur Beschreibung von Werkstoffen bis hin zur Projekt- und Change Management bei einer großen PLM-Einführung. Hier einige Highlights.
Die Liste der Teilnehmer am Prostep Symposium liest sich wie ein Who-is-Who der deutschen und internationalen Fertigungsindustrie und deren PLM-Verantwortlicher – die Automobilindustrie von Audi bis ZF ist ebenso vertreten wie die Flugzeugbauer von Airbus über Boeing und Embraer bis hin zu Gulfstream. Vertreter aller CAD- und PLM-Anbieter und Systemhäuser trafen sich mit den PLM-Profis diverser Maschinenbaufirmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen.
In „meinem“ Saal 3, in dem ich die Moderation übernommen hatte, ging es am ersten Tag um Smart Engineering. Hier berichtete Dr. Frank Lattemann von ETAS, wie sich Simulationsmodelle aus verschiedenen Quellen zu einer FMI-basierten Simulationsplattform zusammensetzen lassen. Auch die weiteren Vorträge zu diesem Thema waren ähnlich tiefschürfend – Systems Engineering ist ein hochkomplexes Thema, wenn man es im Kontext eines Geflechts aus OEM und Zulieferern betreibt.
Prostep Symposium – alles rund um PLM
Vom zweiten Track zum Thema Neue Methoden ist mir der Vortrag von Andreas Iffländer von BSH Hausgeräte und Dr. Andreas Edler von InMediasP im Gedächtnis geblieben – unter anderem deshalb, weil ich von diesem Vortrag wahrscheinlich am meisten verstanden habe. Die Teamcenter-Einführung bei BSH war schon fast gegen die Wand gefahren, als Iffländer die Leitung des Projekts übernahm – 20 Prozent der Ziele waren erreicht, aber schon jeweils zwei Drittel der veranschlagten Zeit und Kosten verbraucht. Iffländer strich die Komplexität des Projekts radikal zusammen und organisierte die Teilnehmer völlig neu. Interessant fand ich, dass er mit Rollenmodellen arbeitete, die er allen Beteiligten zuwies – und zu diesen zählte auch die Geschäftsleitung.
Nach einem unterhaltsamen, aber viele Fragen offenlassenden Schlussvortrag von Oleg Shilovitsky zum Thema „PLM and ERP are separated by a Common BOM“ begann die Abendveranstaltung. Diese ist bei einem Event mit einer so familiären Atmosphäre immer etwas Besonderes. Wenn man beispielsweise sieht, wie die PLM- und Systems-Engineering-Manager von mehreren großen Autoanbietern einträchtig zusammenstehen und ihre jeweiligen Systemlandschaften vergleichen, zeigt es sich, dass das gemeinsame Interesse an der Etablierung modernster Entwicklungsmethoden viel spannender ist als der alltägliche Kampf um Marktanteile und Zulassungszahlen.
Am zweiten Tag ging es jedenfalls wie immer viel zu früh wieder in den Vortragsmarathon. Im morgendlichen Track „Project Reports“ zeigten Roland Fuhrmann vom belgischen Schwerlastauflieger-Hersteller Faymonville und Markus Feldmann von Contact Software, dass der Graben zwischen Engineering- und Manufacturing-Stückliste mit cleverer Software gar nicht so schwer zu überwinden ist, wie es in Shilovitskys Vortrag am Abend vorher geklungen hatte.
Sehr interessant fand ich auch den Vortrag von Alexander Klyeisen von IPO.Plan und Philip Lacher von der Daimler AG. Dabei ging es um die Fabrikplanung und die uralte Thematik „Soll und Ist“. Gerade in Fertigungshallen sieht es setzen so aus, wie einmal geplant wurde. Mitarbeiter räumen um, um effizienter arbeiten zu können, oder es werden Bereitstellungszonen umgebaut, ohne diese Änderungen zu dokumentieren. IPO.Plan hat einen Roboter entwickelt, der, mit einem Kinect-Scanner ausgerüstet, durch die Fertigung fährt und die Gegebenheiten dreidimensional erfasst. Dabei erstellt er keine Punktewolke, sondern ein Polygonnetz, das durch die 2D-Kamera der Kinect auch Farbinformationen enthält.
Die zugehörige Software erkennt in dem Scanmodell Kisten, Deckensäulen sowie Regalstreben, -ständer und andere Elemente und ersetzt sie durch 3D-Modelle aus einer Bibliothek. So entsteht sehr schnelle in intelligentes Modell der Fertigung, das für die weitere Planung genutzt werden kann.
Ein hochinteressanter Vortrag von Dr. Siegmar Haasis, CIO Forschung und Entwicklung der Daimler AG, präsentierte in der Schluss-Keynote den aktuellen Stand des Daimler-CAD-Migrationsprojekts PLM2015 – abgeschlossen – und einige interessante Einsichten in die PLM-Strategie Daimlers, die sehr stark auf die Integration und Zusammenarbeit der Abteilungen und Zulieferer abzielt. Systems Engineering ist ein zentraler Bestandteil der Vision.
Soviel zu meinen – subjektiven – Highlights vom Prostep iViP Symposium. Die nächste Veranstaltung findet wiederum im ICS Stuttgart statt, der Termin ist der 20.-22. April 2016. Ein Besuch lohnt sich nach meiner Erfahrung wirklich für jeden, der sich mit der Planung, der Implementierung oder dem Betrieb einer PLM-Umgebung beschäftigt. Es gibt unglaublich viel zu lernen, Workshops bieten praktische Anleitungen und das Gespräch mit Gleichgesinnten ist durch nichts zu ersetzen, wenn es darum geht, neue Ideen zu entwickeln. Und mich finden Sie auch im nächsten Jahr wieder in Saal 3.
Prostep iViP Symposium 2015: Prostep haut auf die Pauke – http://t.co/Z6bxhjKCGU … und wir waren auch zum ersten Mal dabei. Tolles Ev…
Prostep iViP Symposium 2015: Prostep haut auf die Pauke – http://t.co/Z6bxhjKCGU