Letzte Woche veröffentlichte Autodesk eine Pressemitteilung zu den neuen Lizenzbedingungen für die Design & Creation Suites. Nachdem Autodesk schon zu Beginn des Jahres bekannt gegeben hatte, dass Einzelprodukte ab dem 1. Februar 2016 nur noch gemietet werden können, gilt dies ab dem 1. August 2016 auch für die Suites. Kauflizenzen, die zur unbeschränkten Nutzung der Software berechtigen, sind nach diesem Datum nicht mehr verfügbar. In einer Telefonkonferenz erfuhr ich von Jeff Wright, Vice President, Strategy and Marketing bei Autodesk, mehr Details zu Autodesk Subscription.
Subscription – das zeitbasierte Mieten von Software – ist eine interessante Option, sowohl für den Anbieter als auch für den Anwender. Ich habe hier schon eine längere Abhandlung dazu geschrieben, deshalb nur kurz: Die Umsätze aus dem Softwareverkauf fallen sehr periodisch an, weil die Lizenzkaufkosten im Vergleich zu den Wartungskosten meist sehr hoch sind – üblich betragen die jährlichen Wartungskosten etwa 15 Prozent des Lizenzpreises. Deshalb sind die CAD-Anbieter an der Börse oft eher mittelmäßig bewertet, weil die Investoren diese Schwankungen nicht mögen.
Für Anwender, vor allem für Startups, sind die hohen Kauflizenzkosten ein Problem: Wer investiert mit guten Gewissen fünfstellige Beträge in den Softwarekauf, wenn man noch gar nicht weiß, ob die neue Firma das nächste Jahr überlebt? Etablierte Unternehmen sehen sich vor der Herausforderung, die Lizenzanzahl so zu berechnen, dass nicht zu viele Lizenzen überwiegend ungenutzt herumliegen und andererseits in Spitzenzeiten genug Arbeitsplätze verfügbar sind.
Autodesk Subscription: Miete für Monat, Quartal oder Jahr(e)
In jedem Fall bietet Autodesk nun Monats-, Quartals- und Jahresmietverträge an. Die Lizenzen sind nicht mehr – wie die Kauflizenzen – an einen bestimmten Rechner gebunden, sondern an eine Person oder eine Personengruppe. Letzteres ersetzt die bisherigen Netzwerklizenzen, die sich innerhalb eines Rechnerpools nutzen ließen. Diese Änderung berücksichtigt, dass heute auf einer ganzen Reihe unterschiedlicher Devices gearbeitet wird, die selbe Lizenz kann also auf Desktop, Laptop, Tablet oder in der Cloud genutzt werden. Allerdings natürlich nicht gleichzeitig auf mehreren Rechnern, sondern abwechselnd.
Allerdings ist die Miete über die Zeit gesehen durchaus teurer als der Kauf plus Wartungskosten, laut meiner US-Kollegin Monica Schnitger liegt der Break-even-point, bei dem die Autodesk Subscription teurer wird als Kaufpreis plus Wartungskosten, bei etwa drei Jahren. Es gibt also durchaus gute Gründe, noch bis zum 31. Juli 2016 seinen (Kauf-)Lizenzbestand auszubauen – wenn man die Lizenzen länger als drei Jahre benötigt und sich die Lizenzkosten leisten kann. Für Besitzer einer Kauflizenz (englisch perpetual license), die einen Wartungsvertrag abgeschlossen haben, ändert sich nämlich nichts: Sie dürfen die Software weiterhin unbegrenzt nutzen und werden mit Updates versorgt. Auch wer keinen Wartungsvertrag hat, kann die Lizenz unbegrenzt weiternutzen – bekommt jedoch keine Updates mehr.
Jeff Wright sagte, dass die Autodesk Subscription-Angebote besser angenommen werden als ursprünglich gedacht, weil die Kunden die Flexibilität schätzten. Der Wechsel zwischen Premium- und Ultimate-Paket ist nur zum Ende der Mietperiode möglich, also je nach Vertrag nach einem Quartal oder einem Jahr. Die Lösung von Solid Edge, die nur monatliche Miete – und entsprechend schnellen Wechsel – vorsieht, ist da unter Umständen etwas flexibler, wenn es darum geht, Ultimate-Funktionalität nur bei Bedarf „zuzuschalten“. Andererseits mag es sich dann lohnen, einfach für ein oder zwei Monate eine Ultimate-Lizenz hinzu zu mieten.
Für das angesprochene Unternehmen bietet Autodesk nun jedenfalls eine einzigartige Gelegenheit, eine über die Zeit preisgünstige Konfiguration zu implementieren: Man kauft noch schnell so viele Lizenzen, dass der Grundbedarf gedeckt ist, und mietet bei Bedarf zu Spitzenzeiten weitere Autodesk Subscription-Lizenzen hinzu. Insofern ist das Autodesk-Angebot sehr interessant, allerdings finde ich es schade, dass die Kauflizenzen komplett verschwinden – die Umstellung wird sich über die Jahre zu einer saftigen Preiserhöhung summieren.