Ich bin wegen der Urlaubszeit noch gar nicht dazu gekommen, die aktuellen News zum Thema Stratasys/Makerbot aufzuarbeiten. Mitte Juli reichten zwei Pensionsfonds eine Sammelklage gegen Makerbot und Stratasys-Führungspersonal ein, weil das Unternehmen große Schwierigkeiten bei der fünften Makerbot-Generation wissentlich vor der Markteinführung verschwiegen sowie Gewinn- und Umsatzerwartungen übertrieben habe. In diesem Frühjahr schließlich wurden die Prognosen schrittweise kassiert und die Probleme öffentlich, was zu einem herben Kurssturz der Stratasys-Aktie und zu Entlassungen bei Makerbot (EngineeringSpot berichtete hier) führte.
Die Sammelklage basiert unter anderem auf einem Artikel auf 3dprint.com, in dem (inzwischen nicht mehr sichtbare) Fotos eines Whiteboards zu sehen waren. In dem Meeting diskutierte die Führungsriege von Makerbot massive Probleme mit dem neuen Smart Extruder, der erstmals in der Generation 5 verbaut wurde – und das im April 2014, also vor der Markteinführung. Die Präsentation der fünften Generation wurde jedoch nicht verschoben, die Geräte mit dem schlecht funktionierenden Extruder ausgeliefert.
Die im Internet als PDF einsehbare Klageschrift berichtet weiter, dass die Mitarbeiter der BotFarm, eines Makerbot-Geschäftszweigs, der Demo- und Kundenteile druckt, selbst massive Schwierigkeiten mit den Druckern der fünften Generation gemeldet hatten, nachdem sie die Geräte etwa einen Monat vor der Auslieferung erhalten hatten. Die Extruder hatten nach einem bis zwei Tagen ersetzt werden müssen, was wiederum zu einer Knappheit an Smart Extrudern bei Makerbot führte. Man begann daraufhin, für die BotFarm defekte Extruder wieder aufzubereiten, was noch schnelleres Versagen der Extruder zur Folge hatte. Besuchern wurden nach Aussage in der Klageschrift Bauteile, die tatsächlich auf Replicator 2-Modellen gedruckt wurden, als Ausdrucke der Generation 5 präsentiert. Schließlich seien qualitativ minderwertige Bauteile eingebaut worden.
Makerbot konnte Garantiekosten nicht mehr tragen
Die Schwierigkeiten mit den Extrudern führten wiederum zu explodierenden Kosten für Garantieleistungen, denn die Geschäftsbedingungen verboten Reparaturen oder auch nur die Wartung verstopfter Extruder durch den Kunden. Die Kosten überforderten schließlich Makerbot und mussten von der Mutter Stratasys aufgefangen werden. Daraus wiederum resultierte wohl das harte Sparprogramm, das im Frühjahr 2015 fast 300 Makerbot-Mitarbeitern den Job kostete.
In der Sammelklage fordern die Kläger Ersatz für ihre Verluste durch den Absturz der Stratasys-Aktie von rund 80 US-Dollar am 2. Februar 2015 auf rund 37 US-Dollar am 30. April 2015.
Harte Zeiten für Makerbot und Stratasys. Die einstigen Stars der RepRap-Szene mussten in der Community schon länger harte Kritik einstecken. Anscheinend ist der Spirit der ersten Tage, in denen man schon mal die Kunden bat, Makerbot-Teile im Auftrag zu drucken, weil die eigenen Produktionskapazitäten überlastet waren, von kosten- und gewinngetriebenen Managern komplett über Bord geworfen worden. Und in den USA ist es wirklich keine gute Idee, Bananenware auf den Markt zu werfen – vor allem nicht als aktiennotiertes Unternehmen. Zwar hat man wohl den Smart Extruder nachgebessert – der Image- und Aktienkursverlust ist schon geschehen.
Nach Berichten von Heise.de verließ Alexander Hafner im Mai 2015 die Europazentrale von Makerbot – das ist besonders pikant, weil diese entstand, als Makerbot Teile von Hafners Firma kaufte. „Hafner‘s Büro“ war bis dahin EU-Distributor des Unternehmens gewesen. Auch Gründer und Makerbot-Galionsfigur Bre Pettis, der nach dem Kauf durch Stratasys zur Mutterfirma gewechselt war, hat das Unternehmen inzwischen verlassen.