Autodesk hat es ja schon angedroht, dass sich das Unternehmen im Bereich der additiven Fertigung stark engagieren möchte, und dies mit Spark auch in die Tat umgesetzt. Nun setzen die Kalifornier mit dem Kauf von netfabb ein weiteres, kräftiges Statement.
Der 3D-Drucker Ember, dessen Hardwarekonstruktion kürzlich unter Open Source-Lizenz veröffentlicht wurde, die zugehörige Software und ein üppig ausgestatteter Investmentfonds – dass Autodesk das Thema 3D-Druck zögerlich angeht, kann niemand behaupten. Mit netfabb ist dem Unternehmen nun ein besonderer Fisch ins Netz gegangen, der sehr gut zum bisherigen Portfolio passt.
Netfabb ist für 3D-Druck-Enthusiasten ein unverzichtbares Tool, es kann STL-Dateien darstellen, analysieren, reparieren, schneiden und vieles mehr. Vor allem die Reparaturfunktion ist sehr wichtig, denn STL-Dateien haben oft Fehler wie Lücken zwischen den Dreiecken oder falsch orientierte Flächen, die beim 3D-Druck zu Problemen führen. Die Software kann solche Fehler per Knopfdruck reparieren. Die kostenlose Einsteigerversion ist entsprechend weit verbreitet, zudem bildet netfabb auch die Grundlage von Microsofts Online-STL-Reparaturdienst. Die Vollversion ist allerdings recht teuer – zumindest für den Hobby-3D-Drucker, schon die Version, die nur für private Zwecke genutzt werden darf, kostet 239 Euro.
Nun kauft Autodesk das Unternehmen und geht eine Partnerschaft mit netfabbs Mutterkonzern FIT Technology ein. Die FIT Technology GmbH mit Stammsitz im oberpfälzischen Lupburg ist ein Spezialist für die additive Fertigung, der Design- und Funktionsmuster ebenso liefern kann wie Serienteile in additiven Verfahren. Zudem betreibt die FIT Technology GmbH einen klassischen Modell- und Formenbau. Das vierte Geschäftsfeld war bisher Software für additive Fertigung mit dem Produkt netfabb.
netfabb: Basistechnologie für den 3D-Druck
Autodesk übernimmt diesen Bereich und die entsprechenden Entwickler, darüber hinaus wird Autodesk strategisch in das netfabb-Mutterunternehmen FIT investieren, das ebenfalls als Anbieter von Software und Services im Bereich der additiven Fertigung agiert. Beide Unternehmen werden zukünftig bei der Entwicklung neuer Technologien für diese zukunftsweisende Fertigungsmethode zusammenarbeiten.
Die Transaktion soll im vierten Quartal des Autodesk Geschäftsjahrs 2016 abgeschlossen werden – das ist wegen der seltsamen Geschäftsjahrdefinition des Unternehmens zwischen November 2015 und Januar 2016. Eine weitere Besonderheit ist die Bezahlung des Deals mit sogenanntem Auslandskapital; US-Unternehmen müssen auf Kapital, das im Ausland erwirtschaftet wurde und an die US-Mutter zurückfließen soll, kräftig Steuern zahlen. Viele US-Unternehmen haben deshalb große Summen im Ausland geparkt und versuchen, Investitionen im Ausland mit diesem Kapital abzudecken.
Bedingungen des Abschlusses wurden nicht veröffentlicht, meine Nachfragen wurden mit dem Hinweis darauf, dass der Kauf ja noch gar nicht über die Bühne gegangen ist, nicht beantwortet. Es bleibt also spannend, die Community würde eine Preissenkung oder Freigabe der gesamten netfabb-Funktionalität sicher bejubeln. In jedem Fall hat Autodesk sich mit netfabb eines der Basiswerkzeuge des 3D-Drucks ins Portfolio geholt, und das ist sicher ein guter Schritt.