Aus dem CAD-Bereich war auf der formnext, wie erwähnt, lediglich Autodesk vertreten. Ich hatte ein Gespräch mit Shane Fox, einem der Gründer von Within Technologies, die im Mai 2014 von Autodesk übernommen wurden. Inzwischen ist Within im „Office of the CTO“ angesiedelt, also direkt in der Organisation von Autodesk-Vordenker Jeff Kowalski. Within brachte zwei Produkte in die Ehe ein, die in Zusammenhang mit 3D-Druck sehr interessant sind.
Das Unternehmen hat eine Technologie entwickelt, mit deren Hilfe sich räumliche Gitterstrukturen (Lattices) erzeugen lassen, die gleichzeitig sehr stabil und sehr leicht sind. Diese Strukturen lassen sich in zwei Bereichen sehr gut nutzen, für die das Unternehmen jeweils ein Softwarepaket entwickelt hat: Im technischen Leichtbau und in der Medizin.
Autodesk Within ermöglicht es, ähnlich wie in SolidThinking Inspire 3D-Modelle generativ zu erzeugen. Der Anwender definiert die Belastungen auf dem Bauteil sowie deren Angriffspunkte, die Software berechnet dann eine optimale Struktur, die die Belastungen erträgt. Alternativ lässt sich eine STL-Datei laden, um ein bestehendes Teil zu optimieren. Anders als Inspire nutzt Within die eigenen Mikrostrukturen, um noch leichtere Teile zu erzeugen. Die Software verbindet den Algorithmus zur Erzeugung der Latticestrukturen, die Optimierung und FEA-Funktionen, mit denen sich die Belastungen im Bauteil analysieren lassen. Die Vorteile der Technologie sind extrem leichte und gleichzeitig steife Bauteile.
Autodesk Within: Gitterstrukturen für Technik und Medizin
Im Medizinbereich kommen weitere Vorteile hinzu: Der Körper „mag“ rauhe, gitterförmige Strukturen und der Knochen wächst in ein solches Teil hinein. So wird die Hüftpfanne aus dem Bild mit den Jahren sehr fest mit dem Beckenknochen verwachsen. Zudem lassen sich mit Lattices Bauteile, die an verschiedenen Stellen jeweils eine andere Dichte aufweisen, entwickeln und herstellen. Das kommt sehr nah an die biologischen Strukturen heran, wie Knochen aufgebaut sind. Autodesk Within Medical ist das entsprechende Produkt, mit dem sich medizinische Implantate mit Latticestrukturen entwickeln lassen.
Autodesk setzt große Hoffnungen in diese Technologie, schon auf der AU in Darmstadt hatte Amar Hanspal über Within gesprochen. Within passt in Autodesks Strategie, im Bereich der Software für Additive Technologien führend zu werden. Dazu sollen Funktionalitäten von Autodesk Within auch in die CAD-Produkte des Unternehmens integriert werden; dann wird der Umweg über STL überflüssig.
Interessante Technologie, interessante Strategie – Autodesk beweist, dass man durchaus in Jahrzehnten denkt, wenn es darum geht, das eigene Portfolio zu erweitern und zu komplettieren.