[Update 14:30 Uhr: Zahlen der Edu- und kommerziellen Lizenzen berichtigt, Marktanteile sind in Unternehmen, nicht in Seats]
„Ein Tag rund um die Produktentwicklung“ – das war das Motto des 3. Bechtle Experience Day am 23. Oktober am Stammsitz des Unternehmens in Neckarsulm. 550 Besucher hatten die seltene Gelegenheit, SolidWorks-CEO Gian Paolo Bassi persönlich zu erleben. Auch sonst gab es viele interessante Vorträge aus erster Hand bei der Muttergesellschaft von SolidLine und Solidpro.
Die beiden Systemhäuser aus Walluf und Langenau repräsentieren 60 Prozent des deutschen SolidWorks-Markts. Das Midrange-System ist für 23,6 Prozent des Gesamtumsatzes von Dassault Systèmes verantwortlich – in Zahlen für 597 Mio. Dollar (aktuell 541 Mio. Euro) der 2,29 Mill. Euro Dassault-Umsatz. Nach den Zahlen von Bassi hat SolidWorks einen weltweiten Marktanteil bezogen auf die Zahl der Anwenderunternehmen von 36 Prozent, gefolgt von Inventor (28%), Creo (12%), Catia und NX (jeweils 6%) und Solid Edge (4%). Dazu muss man bemerken, dass diese Rechenart den Midrange-Systemen schmeichelt, wenn ein Zwei-Mann-Betrieb mit einer SolidWorks-Lizenz genau so viel zum Marktanteil beiträgt wie ein Automobilhersteller mit tausenden von Lizenzen. Die fast 3 Mio. Lizenzen im Markt setzen sich aus 2,2 Mio. Education und 674.000 kommerzielle Lizenzen bei 210.000 Kunden auf. 72 Prozent der Top-Universitäten setzen nach Bassis Worten auf SolidWorks.
Drei interessante Aspekte fanden sich in Bassis Ansprache, die einen Ausblick auf die nächste Zukunft erlauben: Er nannte unter anderem die Topologieoptimierung als eines der „next big things“ und kündigte an, dass SolidWorks an einem entsprechenden Produkt arbeitet. Es gebe mit Tosca im Dassault Simulia-Portfolio bereits eine entsprechende Lösung, die sei aber für Spezialisten und Berechner gedacht. Die neue Lösung, erläuterte Bassi später in einer Journalistenrunde, müsse der SolidWorks-Philosophie entsprechen, mächtige Funktionalität mit einfacher Bedienung zu vereinen. Und es müsse eine Lösung für das Grundproblem der Topologieoptimierung – wie kommt man von den „bionischen“ Strukturen aus der Optimierung zu technischen Formen – gefunden werden. Man darf gespannt sein.
Next Big things beim Bechtle Experience Day
Zudem zeigte Bassi SolidWorks im Browser – eine SolidWorks-Session, die in einem Rechenzentrum in Virginia lief und sich augenscheinlich ohne auffallende Verzögerung bedienen ließ. Aktuell wird diese Lösung genutzt, um Testlizenzen zur Verfügung zu stellen – kann lässt sich SolidWorks so ohne Installation für 30 Tage testen. Auf Nachfrage sagte Bassi, dass man intern an einem SaaS (Software as a Service)-Geschäftsmodell arbeitet, er sehe allerdings, dass die SolidWorks-Kunden ihr System typischerweise lokal nutzen wollten und Cloudlösungen deshalb keine allzu hohe Priorität haben.
Der dritte interessante Aspekt betrifft eins meiner Lieblingsthemen, die heute in allen Systemen fehlende Unterstützung der Elektronik. Bassi sieht dies als sehr wichtig an, man sei deshalb auch eine Partnerschaft mit Altium eingegangen, um das Add-On PCBWorks zu entwickeln. Er nannte die Projekte, Leiterbahnen zu 3D-Drucken und direkt in Bauteile zu integrieren, als sehr interessant und zukunftsweisend.
In den What’s new-Vorträgen wurden wieder viele interessante Beispiele aus den über 600 Neuerungen von SolidWorks 2016 gezeigt, auch ansonsten beschäftigten sich viele der Vorträge mit interessanten Themen wie Virtualisierung, Bechtles PLM-Coaching oder dem Internet of things. Mehrere parallele Agendateile boten für Administratoren, Anwender, IT-Verantwortliche und Führungskräfte jeweils unterschiedlich fokussierte Vorträge, so dass jeder Besucher Informationen auf seinem Wissens- und Interessenniveau fand.