Eine Woche vor der Messe hat sich die Ausstellerzahl der formnext nun bei knapp unter 250 eingependelt. Das ist im Vergleich zu den Konkurrenzveranstaltungen nicht gerade viel – schaut man aber einmal, wer sich auf der Messe präsentiert, wird das Bild schon wesentlich positiver.
Die Euromold hatte in Düsseldorf etwa 450 Aussteller versammeln können, die Moulding Expo in Stuttgart um die 650 – da hören sich die 232 Aussteller (Stand 09.11.2015) in Frankfurt nicht gerade nach einem großen Erfolg an. Auf der anderen Seite flattern fast täglich neue Meldungen ins Haus, welche klingenden Namen auf der formnext vertreten sein werden.
Gerade im 3D-Druckbereich zeigt sich das deutlich: Als einziger großer Hersteller war in Düsseldorf 3D Systems vertreten, allerdings nicht mit 3D-Druckern, sondern mit seinem Softwareportfolio. Ansonsten waren viele Startups und kleinere Anbieter vertreten. Auf der formnext sind zu sehen: 3D Systems, Stratasys mit seinem gesamten Portfolio, also auch Makerbot, Alphacam, Envisiontec, EOS, Concept Laser, SLM, Renishaw, Voxeljet, German RepRap und auch Trumpf. Stratasys hat nach Angaben der Veranstalter den größten Stand seiner Firmengeschichte in Europa – allerdings sind in diesem Jahr Makerbot mit auf dem Stand der Muttergesellschaft, im letzten Jahr hatte Makerbot noch einen eigenen großen Stand. Trumpf wird auf der formnext sein neues Produkt- und Technologie-Portfolio für die Additive Fertigung von Metallteilen vorstellen.
formnext: Die bekannten Namen im 3D-Druckbereich sind da
Das ist für mich zumindest ein sehr komplettes Abbild des (professionellen) 3D-Druck-Marktes in seiner gesamten Spannweite. Aus dem CAD/CAM-Bereich scheinen lediglich Autodesk und encee mit ZW3D vertreten zu sein, was sehr schade ist. Mit Meusberger, AMF und anderen ist auch der Formenbau- und Werkzeugmaschinenbereich hochkarätig, aber nicht gerade üppig bestückt.
Viele Firmen, mit denen ich gesprochen habe, gaben an, dass sie erst einmal abwarten, wie Euromold und formnext in diesem Jahr laufen, um dann über ihre weitere Teilnahme zu entscheiden. Auf beide Messen wird wohl kein Anbieter mit einem großen Stand gehen. Im nächsten Jahr finden die beiden Messen direkt nacheinander statt, was den „Shootout“-Charakter dieser Entscheidung noch verstärken wird. Eine andere Sache sind die Besucher, von denen ich auf der Euromold den Eindruck hatte, dass viele verärgert waren – sie hatten eine Euromold „wie früher“ erwartet und waren von dem unvollständigen und viel kleineren Angebot überrascht.
Der Markt braucht eine Herbstmesse
Messen, auf denen der gesamte Produktentstehungszyklus in seiner ganzen Breite präsentiert wird, sind selten geworden. Ich finde, ein Markt wie die digitale Produktentwicklung braucht zwei Messen pro Jahr, auf denen sich Menschen und Firmen treffen können. Im Frühjahr und im Norden findet die Hannover Messe statt, auf der sich die Digital Factory prächtig entwickelt. Im Herbst/Winter und eher im Süden war bisher die Euromold eine zweite Messe, die es geschafft hatte, alle wichtigen Hersteller anzulocken. Die Stuttgarter Moulding Expo ist ein toller Ansatz, aber für mein Anliegen keine Alternative – terminlich zu nahe an der Hannover Messe, und sie findet nur alle zwei Jahre statt.
Ich persönlich habe keine echte Präferenz für eine der beiden Messen, ich hoffe jedoch, dass wenigstens eine der Veranstaltungen überlebt. Aussteller zurückzuholen, nachdem diese sich einmal abgewendet haben, ist extrem schwierig, da braucht es geduldige Verhandlungen und ein gutes Angebot – finanziell, aber auch vom Umfeld her. Doch anders geht es nicht – man muss nicht gleich wieder tausend Aussteller, aber eben eine lückenlose Marktabdeckung. Wollen wir hoffen, dass die formnext nächste Woche so läuft, dass Besucher und Aussteller das Gefühl haben, nächstes Jahr wiederkommen zu müssen.