Die heute eröffnete europäische Ausgabe der PTC-Kundenveranstaltung LiveWorx ist gewaltig gewachsen: Über 2.500 Teilnehmer versammelten sich im Kongresszentrum ICS in Stuttgart, zusätzlich konnte den Vorträgen per Livestream gefolgt werden. CEO Jim Heppelmann eröffnete die Veranstaltung mit einer schönen Animation, bei der Daten von einer virtuellen Welt zur realen Welt hinflossen. Später – und natürlich als Visualisierung der IoT (Internet of Things)-Thematik, die bei PTC stark im Vordergrund steht – vereinigten sich die Welten zum Yin-Yang-Zeichen.
Das ist ein gutes Bild für die Welt aus PTC-Sicht – Daten und reale Welt verschmelzen über das Internet der Dinge. Heppelmann brachte das Bild: „Das ist eine Rutschbahn, auf der jeder unserer Kunden herabrutscht“. IoT sei die natürliche Erweiterung des PTC-Portfolios, das sich um digitale Produktdefinition und -verwaltung dreht. Nun kommt mit dem IoT der Rückkanal hinzu, der Daten aus der Realität zurück in die digitale Welt fließen lässt. PTC hat in den letzten 24 Monaten 600 Mio. Dollar in diesen Bereich investiert, teils mit eigener Entwicklung, teils mit Zukäufen, zuletzt des Augmented Reality-Anbieters vuforia.
Digitaler Zwilling mit IoT-Livedaten
Mike Campbell, der bisher für die Creo-Produktreihe und jetzt für den neuen Bereich Digital Twin verantwortlich ist, präsentierte ein anschauliches Beispiel: Ein Fahrrad des Herstellers Santa Cruz, das mit Sensoren und einer Steuereinheit ausgestattet wurde. Zunächst konnte man Daten wie Lenkeinschlagwinkel, Trittfrequenz und Geschwindigkeit der Räder auf einer mit ThingWorx realisierten Dashboard-Website in Echtzeit verfolgen, dann startete Campbell Creo und die selben Daten erschienen am CAD-Modell des Rads. Sogar die Belastungen auf den Dampfern wurden angezeigt und das Radmodell bewegte sich analog zum realen Produkt – der Lenker drehte sich, die Federung ebenfalls. Sogar eine kleine Auswertung wurde realisiert: Das Modell zeigte eine Warnung „Slippery“, da nur das Hinterrad sich drehte, während das Vorderrad stand. Mit einem IPad scannte Campbell ein Tag am Rad, dann blendete das Ipad die Werte ins Kamerabild des Rads ein – Augmented Reality.
Wie das dann in der industriellen Anwendung aussehen kann, zeigte Campbell an einem Generator, über den nicht nur eine Ansicht des Innenlebens, sondern die technischen Daten des Generators sowie Warn- und Wartungshinweise eingeblendet waren. Ebenso in die praktische Anwendung zeigte ein Vortrag von Bosch; das Unternehmen ist eine Partnerschaft mit PTC eingegangen, um zwischen der Bosch-eigenen IoT-Suite und ThingWorx eine Verbindung zu schaffen. Dazu wird das Projekt Vorto als Open-Source Initiative gestartet, das ein allgemeines Informationsmodell für die Vernetzung von IoT-Produkten schaffen soll.
Dr. Rainer Kallenbach, Leiter der Bosch Software Innovations, zeigte als Beispiel einen Industrieschrauber, der über das IoT mit Programmen zur Verschraubung sicherheitsrelevanter Teile laden kann und jede Verschraubung dokumentiert.
Der erste Tag der LiveWorx zeigte, dass das IoT keine Idee, sondern Realität ist. Und dass das Ganze funktionieren kann, zeigte ein Vortrag von Red Bull-Manager Mark Gallagher und Rennfahrer David Coulthard. In der Formel 1 wird Telemetrie – eigentlich nichts anderes als die Datensammlerei des IoT – schon seit vielen Jahren genutzt und die Daten sind unverzichtbares Werkzeug für Konstrukteure, Strategen und Rennfahrer, um ihre Performance zu optimieren.
Demnächst gibt es hier noch Informationen über Windchill 11, das heute vorgestellt wurde.