Auch der Elektronikversender RS Components ist seit einer Weile im Bereich 3D-Drucker tätig. Die Palette der Geräte reicht vom RepRapPro Ormerod-Bausatz für 510 Euro über die Witbox bis zum Cube Pro und dem Envisiontec Micro XL für über 13.000 Euro. Der Ideawerk Pro für 670 Euro bietet gegenüber seinem kleinen Bruder ohne „Pro“ im Namen ein beheiztes Druckbett, was das Drucken von ABS und anderen Materialien mit stärkerem Verzug ermöglicht. Das Unternehmen stellte mir den Ideawerk Pro für einen Test zur Verfügung.
Die Ideawerk-Drucker von RS Components werden von Weistek hergestellt und unter demselben Namen angeboten – allerdings heißt der „Pro“ dort „Plus“. Der Ideawerk Pro selbst ist aus Stahlblech aufgebaut, das auch die meisten Motoren und den Druckkopf abdeckt. Resultat ist ein sehr gefälliges, glattes Äußere, das einzige offensichtliche Kabel ist das vom Gehäuse zum Druckkopf – oft findet sich an dieser Stelle ein ganzes Kabelbündel. Zweiter Effekt ist ein sehr stabiler Aufbau, der hohe Druckgeschwindigkeiten bei guter Qualität ermöglicht. Dritter Pluspunkt der Bauweise: Der Drucker ist für eine Gerät ohne Gehäuse relativ leise, da die Motoren fast komplett abgedeckt sind.
In dieser Preisklasse selten zu finden ist das beheizte Druckbett, auf dem eine gelochte Druckplatte befestigt ist. Zur Bedienung bietet der Ideawerk Pro ein farbiges Touchdisplay, an Anschlüssen stehen ein USB-Anschluss für die Verbindung zum PC und eine USB-Buchse zum Anstecken eines USB-Sticks zur Verfügung. Der Ideawerk Pro arbeitet mit einem Laptop-Netzteil, das Ausschalten des Druckers am Gerät trennt das Netzteil also nicht vom Strom. Mit 150 x 150 x 140 Millimeter ist der maximale Bauraum kleiner als bei den meisten anderen FDM-Druckern, bei denen sich eine Mindestgröße um die 200 x 200 x 200 Millimeter etabliert hat.
Schon beim Auspacken fällt eine dicke Tüte mit Zubehör auf, darin ein Paar Stoffhandschuhe, Inbusschlüssel, Pinzette, Kneifzange, Spachtel und ein Satz Schnitzmesser – alles in guter Qualität und in einer sinnvollen Zusammenstellung. Die Schnitzmesser sind eine gute Idee für die Nachbearbeitung von Drucken, beispielsweise zum Entfernen von Stützmaterial.
Ein Inbusschlüssel aus dem Zubehör wird auch gleich benötigt, um den Spulenhalter und den Haltewinkel des Zuführschlauchs an vorhandenen Schrauben seitlich am Portal anzubauen. Ansonsten beschränken sich die Aufbauarbeiten auf das Anstecken des Netzteils und des USB-Kabels sowie das Einführen des Filaments. Der Drucker ist zwar – ungewöhnlich für diese Preisklasse – in der Lage, unabhängig von einem PC zu drucken und er lässt sich über ein Touchpanel bedienen. Allerdings fehlt dort der Menüpunkt zum Messen der Z-Höhe und damit für das Einstellen des Abstand des Druckkopfs zur Bauplattform.
Der Ideawerk Pro ist gut ausgestattet und schnell
Diese Kalibriering findet mit Hilfe der beiliegenden Software Doraware-P statt. Man fährt in mit dem Button „Approximate“ – die englische Übersetzung der Benutzeroberfläche lässt an vielen Stellen zu wünschen übrig – das Druckbett relativ nahe an den Kopf heran und kann mit einer weiteren Taste dann sehr feinfühlig weiterfahren, bis eine Visitenkarte gerade noch zwischen Düse und Tisch passt – so empfiehlt es der Hersteller und so sollte man es auch halten. Geht man nämlich zu nahe heran, presst sich das Druckmaterial später tief in die Löcher der Druckplatte und lässt sich dann kaum mehr entfernen.
Der gemessene Abstand muss nun in die Druckersoftware übertragen werden, dann ist die Z-Höheneinstellung abgeschlossen. Es folgt die Kalibrierung des Druckbetts, damit Bett und Düse an allen Stellen den selben Abstand haben. Ich rechne es jetzt mal dem Übersetzer zu, dass dies im Handbuch „Building Plate Auto Calibration“ genannt wird – ich verstehe unter diesem Begriff eine Vorrichtung, beispielsweise mit einem kapazitiven Näherungssensor, bei dem der Drucker das Druckbett tatsächlich vermisst. Stattdessen beginnt der Druckkopf, „im Viereck“ auf dem Druckbett umherfahren. Man kann dann an zwei Schrauben das Druckbett entsprechend einstellen – im Endeffekt eine effiziente, schnelle Methode, aber eben nicht „Auto“.
Doraware: Veraltet, mitteilungsfaul und eigensinnig
Die Software ist auch – um das Testergebnis vorwegzunehmen – der große Minuspunkt des Druckers. Sie basiert auf dem Skeinforge-Slicer, dessen letzte offizielle Version vom März 2012 stammt. Da gibt es inzwischen modernere und vor allem schnellere Slicer auf dem Markt. Die gesamte Bedienung wirkt hakelig und altmodisch, so reagiert das Programmfenster nicht auf Drag-n-Drop, sondern man muss jedes STL-Modell mit dem „Laden“-Button öffnen. Zum Erstellen der Druckdatei wird zunächst der „G“-Button gedrückt, im sich öffnenden Fenster können dann die Druckparameter eingestellt werden. Ein Button auf „Generate Gcode“ erzeugt selbigen – mit diesem kann der Drucker jedoch (leider) nichts anfangen. Also schnell noch den Button „Export“ gedrückt, einen Dateinamen vergeben und das Ergebnis auf den Stick geschrieben. Dieser Vorgang verwandelt das allgemein verständliche GCode-File in eine Binärdatei mit der Endung .WTK – offensichtlich handelt es sich dabei um das .X3G-Format, das auch die Makerbot-Drucker verstehen.
Dabei fällt auf, dass es keine GCode-Ansicht gibt – man kann also nicht einfach den von Skeinforge generierten Support anschauen. Viel unangenehmer finde ich, dass Doraware offensichtlich die zugrundeliegenden STL-Dateien verändert. Hat man beispielsweise die Ausrichtung des Modells geändert, ist diese auch in Netfabb oder beim nächsten Öffnen verändert. Das ist für mich ein No-Go, schließlich ist das STL so etwas wie die Urform des 3D-Drucks.
Dass nur wenige Einstellmöglichkeiten zur Verfügung stehen, mag man als Vorteil ansehen, der die Bedienung vereinfacht. Und wenn man die Experteneinstellungen von Cura oder Slic3r gewohnt ist, stimmt das ja auch. Aber ich würde schon gerne wissen, was sich hinter Einstellungen wie „Shells: Thin/Normal/Thick“ verbirgt. Beim Infill steht ja auch zum Beispiel Medium (30%).
Es gibt GCode-zu-X3G-Konvertierer, die es ermöglichen sollten, mit einem alternativen Slicer wie Cura eine GCode-Datei zu erstellen, diese dann zu konvertieren und in .WTK umzubenennen, ich habe dies jedoch nicht getestet. Slicer wie Slic3r oder Cura bieten wesentlich mehr Optionen und vor allem eine Ansicht des generierten GCode inklusive einer Vorberechnung der Druckzeit – Doraware lässt den Anwender komplett im Dunkeln, wie lange der Druckvorgang dauert. Dies ist jedoch wichtig – man will schließlich wissen, ob der Druck vor Feierabend oder über Nacht fertig wird.
In der Preisklasse des Ideawerk Pro nicht selbstverständlich ist das autonome Drucken vom USB-Stick – andere Geräte müssen vom PC aus über die gesamte Dauer des Druckvorgangs mit Daten gefüttert werden. Die WTK-Dateien müssen im Verzeichnis „3DMODEL“ des Sticks abgelegt werden, dann lassen sie sich per Touchscreen auswählen und drucken. Der farbige Touchscreen lässt sich angenehm bedienen, scheint aber ein etwas altmodischeres Modell zu sein, das etwas Druck braucht, um einen Tipper zu registrieren. Das reicht allerdings an dieser Stelle völlig und ist intuitiver als die üblichen Drehknöpfe.
Erstaunlich sind die Geschwindigkeiten, die der Ideawerk Pro erreichen soll, bis zu 150 Millimeter pro Sekunde stehen im Datenblatt – im FDM-Bereich üblich sind Druckgeschwindigkeiten um die 50 Millimeter pro Sekunde. Eine Analyse des GCodes zeigt in der „Standard“-Einstellung Druckgeschwindigkeiten bis 60 mm/s beim Druck und 80 mm/s beim Positionieren. In der Einstellung „Fast“ steigt interessanterweise beim Testmodell „Pip-Roboter“ lediglich die Druckgeschwindigkeit ebenfalls auf 80 mm/s, während die Druckgeschwindigkeit gleich bleibt. Wann die versprochenen 150 mm/s erreicht werden, ist mir nicht klar.
Der Ideawerk Pro ist subjektiv auch recht flott und erzielt dabei erstaunlich saubere Ergebnisse – soweit man mit einer Z-Auflösung von 0,3 oder 0,2 Millimeter leben kann. Beim Drucken der Testgeometrien leistete sich der Ideawerk Pro kaum eine Schwäche, lediglich das Überspannen von Leerräumen (Bridging) ist nicht seine Stärke; hier würde ein Lüfter, der das Druckobjekt rund um die Düse kühlt, sicher helfen.
Schnelle Ergebnisse ohne Basteln: Der Ideawerk Pro überzeugt
Ich bin wirklich überrascht, wie schnell und einfach der Ideawerk Pro in Betrieb zu nehmen ist und wie zuverlässig er arbeitet. Arbeitet man – wie voreingestellt – mit einem Raft (einem Gitter zwischen Druckbett und Objekt), haften die Teile gut, das mit gelieferte PLA ließ sich ebenso gut verarbeiten wie mein eigenes ABS. Alles in allem bietet der Ideawerk Pro für 670 Euro einen gut ausgestatteten Drucker mit einem etwas klein geratenen Bauvolumen. Die mitgelieferte Software ist kein Lichtblick, hier sollte der Hersteller nachbessern.
Übrigens: Derzeit bietet RS Components 40% Rabatt für den 3D-Drucker RS IdeaWerk (also den kleinen Bruder ohne Heizbett), wenn er zusammen mit DesignSpark Exchange und DesignSpark Drawing bestellt wird. Das Paket für den 3D-Druck kann zum Preis von € 1.200,00 (netto, zzgl. MwSt.) unter de.rs-online.com bestellt werden. Die beiden Softwaremodule erweitern die Funktionalität der 3D-Modellierungssoftware DesignSpark Mechanical, die von RS und SpaceClaim entwickelt wurde und kostenlos heruntergeladen werden kann.
Das erste Modul, DesignSpark Mechanical Exchange, bietet erweiterte Import- und Exportfunktionen und ermöglicht Import, Modifikation und Export von industrieweit standardisierten STEP- und IGES-Fileformaten, über die Designdaten mit anderen verbreiteten 3D-CAD-Tools ausgetauscht werden können. Mit diesem Modul können Entwickler DesignSpark Mechanical in eine Toolkette für die Produktentwicklung integrieren, die über mehrere Softwareplattformen arbeitet, um damit nahtlose Arbeitsabläufe von der Konzepterstellung bis zur Produktion der endgültigen Ausführung zu verwirklichen.
Das zweite Modul, DesignSpark Mechanical Drawing, fügt SpaceClaims assoziative Zeichnungsumgebung hinzu, in der Entwurfsänderungen sowie Geometrieerzeugung und Modifikation innerhalb der Zeichnungsansichten möglich sind. Hiermit können detaillierte Zeichnungen mit Abmessungen generiert werden, die es Entwicklern ermöglichen, über die Konzeptentwicklung und den 3D-Druck von Prototypen hinaus die Endfertigung zu realisieren.