In einem Artikel im Juni dieses Jahres hatte ich mich über die Unzuverlässigkeit von 3D-Druckern geärgert und Ursachenforschung betrieben. Nach dessen Veröffentlichung wurde ein Kommentar geschrieben, der sagte, dass man mit einem wirklich guten Drucker diese Probleme nicht hat und dass man mir gerne Gelegenheit geben würde, dies selbst auszuprobieren. Das habe ich mir nicht zweimal sagen lassen, und so steht derzeit ein von Solidpro gelieferter Stratasys Mojo auf meinem Schreibtisch. Hier meine ersten Eindrücke.
Eins muss man vorausschicken: Wir sprechen hier von einem echten Profidrucker, das ist kein Gerät, das sich der 3D-Druck-Enthusiast in den Keller stellt, um Comicfiguren zu drucken. Solch ein Gerät schafft sich eine Firma an, um professionell 3D-Druckteile herzustellen. In diesem Einsatzszenario kommt es darauf an, dass die Maschine einfach in Betrieb zu nehmen und prozesssicher ist. Kosten spielen insoweit meist eher eine Nebenrolle, als es viel teurer ist, wenn ein hochqualifizierter und hoffentlich hochbezahlter Mitarbeiter stundenlang am Drucker herumfrickelt, als wenn die Druckkosten sehr hoch, aber eben auch die Drucke zuverlässig und problemlos zu fertigen sind.
Der Mojo ist das kleinste Modell der FDM-Druckerfamilie von Stratasys, die darüber hinaus aus den etwas größeren uPrint-Modellen, der Dimension 1200es und Elite sowie den Fortus-Geräten besteht. Bis zur kleinsten Fortus 250 arbeiten all diese Drucker mit demselben ABSplus-Material P430, erst die ganz großen Geräte bieten eine breitere Auswahl. ABSplus ist in den Farben Elfenbein, Weiß, Schwarz, Dunkelgrau, Rot, Blau, Oliv, Nektarine und Neongelb verfügbar. Zudem arbeiten die Geräte mit einem wasserlöslichen Stützmaterial, das nach dem Druck weggespült wird.
Mit 127 x 127 x 127 Millimeter ist der Bauraum für ein solch großes Gerät erstaunlich klein – der Grund wird klar, wenn man den Deckel hebt. Links und rechts neben dem Bauraum finden die beiden Materialspulen Platz, dahinter die Elektronik. Dann sind die Wände des Bauraums sechs Zentimeter dick, wahrscheinlich befindet sich dort eine Isolierung, denn der Druckraum wird während des Drucks auf über 80 Grad geheizt, um das berüchtigte Warping, also das Verziehen des ABS-Druckmaterials, zu verhindern. Nach oben ist der Druckraum mit einer Jalousie abgeschlossen, die dem Druckkopf seine Bewegungen in XY-Richtung ermöglicht. In Z-Richtung bewegt sich der Drucktisch, neben dem übrigens noch zwei Behälter stehen, in die während der Druckkopfreinigung Materialreste fallen.
Stratasys Mojo: Viel Gerät für wenig Druckvolumen
Am Ende bleibt also eine Druckfläche von 127 x 127 Millimeter übrig. Auf dem stählernen Drucktisch wird vor dem Druck eine Bauplattform eingeklickt, die aus ABS besteht und nach jedem Druck weggeworfen wird. Die mannigfaltigen Probleme, die preiswertere Drucker mit der Haftung der Druckobjekte auf der Bauplattform haben, kennt der Mojo damit nicht.
Die Software des Mojo besteht aus zwei Teilen, dem Print Wizard und dem Mojo Control Panel. Startet man den Print Wizard, öffnet sich zunächst ein Fenster, in dem man das zu druckende STL-Modell auswählt. Weitere Modelle kann man dann in der Programmoberfläche hinzufügen. Die Software des Mojo erlaubt – im Gegensatz zu derjenigen der größeren Schwestermodelle – kein manuelles Positionieren der Modelle, sondern ordnet diese selbst an – man kann also keine gebrauchte Plattform nochmals nutzen, indem man den schon benutzten Bereich freilässt.
Allerdings lassen sich die Modelle drehen, vervielfältigen und skalieren. Passt ein Modell nicht in den Bauraum, skaliert die Software das Teil selbständig. Auch die weiteren Auswahlmöglichkeiten sind nicht gerade umfangreich. Die Schichtdicke ist auf 0,178 Millimeter festgelegt, der Benutzer darf entscheiden, ob das Modell massiv oder mit geringer Dichte – geschätzt 40 Prozent – erstellt wird. Beim Stützmaterial gibt es die Auswahl zwischen Smart, Basic und Surround – minimaler Materialverbrauch, dichter Innenbereich und komplette Verhüllung des Modells. Ich habe immer Smart gewählt, auch in dieser Einstellung sparte der Drucker nicht am Stützmaterial und baute beispielsweise bei jedem waagerechten Loch oder Schrift in senkrechten Wänden eine Pyramide am Bauteil entlang hoch. Die Nutzung von Stützmaterial kann übrigens nicht abgeschaltet werden, sogar an Bauteilen, die auf anderen Druckern definitiv ohne Stützen gedruckt werden, fand die Mojo-Software noch Möglichkeiten, Stützmaterial anzubringen.
Die Druckqualität ist nahezu perfekt
Der Mojo ist als CoreXY-Drucker aufgebaut; diese Technologie erlaubt es, den Druckkopf mit zwei stationären Motoren in einer Ebene zu bewegen. Von Vorteil gegenüber seriellen Anordnungen – ein Motor bewegt den nächsten mit, siehe mein Mendel90 – sind die geringen bewegten Massen, die es ermöglichen, den leichten Druckkopf schnell, präzise und ohne Vibrationen zu positionieren. Die massive Bauweise, die unter dem Deckel des Mojo zum Vorschein kommt, beeindruckt. Da sieht man schnell, wo die hohe Druckqualität herrührt.
Enttäuschend finde ich, dass solch ein teurer Drucker nicht autark drucken kann – der Mojo empfängt die Druckdaten kontinuierlich von einem über USB angeschlossenen PC. Die Enttäuschung hat nicht nur Gründe, die mit dem Energieverbrauch des mitlaufenden Rechners zu tun haben, dieser PC beziehungsweise die darauf laufende Software bilden eine zusätzliche Fehlerquelle. Der einzige Fehldruck, den ich produziert habe, rührte von einem Absturz meines Laptop her. Man sollte am besten dem Mojo einen PC zuordnen, auf dem außer Betriebssystem und Druckersoftware keine weiteren Programme laufen. Ein dedizierter Mini-Rechner, der in den Mojo eingebaut ist, wäre schöner. Die größeren Schwestermodelle des Mojo arbeiten übrigens alle autark.
Die Druckergebnisse, die der Mojo präsentiert, sind in jeder Beziehung hervorragend. Der Drucker benötigt keinerlei Einstellarbeit, man stellt ihn auf, installiert die Software und kann loslegen. Die erzeugten Bauteile sind maßgenau und sauber gedruckt. Die zeigt sich nicht nur an allen Oberflächen, sondern auch an den scharfen Kanten und Ecken. Die Oberflächen sind gleichmäßig und so glatt, wie das bei einem Schichtaufbau möglich ist. Der Mojo dürfte das Referenzmodell des FDM-Drucks darstellen, wenn es um Druckqualität geht.
Diese Qualität und Zuverlässigkeit geht, wie erwähnt, mit nicht gerade geringen Druckkosten einher. Man hat den Eindruck, dass Stratasys alle potentiellen Probleme mit Geldeinsatz umschifft: Probleme mit der Haftung auf der Bauplattform? Kein Problem – man nehme für jeden Druck eine neue – Kostenpunkt 2,40 Euro, sowie ein Raft aus Stützmaterial. Probleme mit dem Bridging? Kein Problem, immer mit massiv Stützmaterial arbeiten. Auch wenn das bedeutet, dass jeder Druck einige Stunden in der 750 Euro teuren, optionalen Waschstation vom Stützmaterial befreit werden muss – Kostenpunkt neben der Stromkosten 3,75 Euro pro Waschvorgang für die Waschmitteltablette. Qualitätsprobleme beim Material, verstopfte Druckköpfe? Kein Problem, der Mojo nimmt nur sein eigenes Material, bei dem der Druckkopf mitgewechselt wird. Kostenpunkt pro 1.311cm³: 325 Euro. Das Stützmaterial kostet dasselbe wie das Druckmaterial.
Weitere erste Eindrücke: Das Drucken von ABSplus und das Kochen der Bauteile ist mit Geruch verbunden, man kann den Drucker nicht am Schreibtisch betreiben, er sollte in einem eigenen Raum untergebracht werden. Nach Auskunft des Solidpro-Spezialisten ist die Geruchsbelastung bei den größeren Modellen geringer. Die Geräuschentwicklung hält sich in Grenzen.
Ich werde den Mojo noch weiter testen, mein Fazit bis hierher: Wenn es wirklich um höchste Druckqualität und reibungsloses Drucken geht, ist der Mojo im FDM-Bereich kaum zu schlagen – außer durch seine größeren Schwestern und Brüder.