HP hat mir kürzlich ein Exemplar des im letzten September vorgestellten ZBook Studio zur Verfügung gestellt. Ich werde das Gerät also nicht, wie üblich, einige Tage testen können, sondern längerfristig und im Alltag. Hier nun ein erster Test der Hardware an sich, es folgen weitere Beiträge zur Alltagstauglichkeit.
Mit dem ZBook Studio ergänzt HP seine Reihe mobiler Workstations. Bisher gab es die beiden flachen Geräte ZBook 14 und 15u sowie die „Vollformat-Laptop“ ZBook 15 und 17. Mit der Ende 2015 erstmals präsentierten dritten Generation lässt HP das 14-Zoll-Modell auslaufen und schiebt dafür zwischen das ZBook 15u und das ZBook 15 das ZBook Studio. Das ZBook Studio soll mit seinem stylishen Äußeren und hochwertigen Innern Apples Macbook Pro oder die Dell Precision 5510 angreifen.
Es ist erstaunlich, was HP in das nur 18 Millimeter hohe ZBook Studio hineingepackt hat: i7-und Xeon-Quadcore-Prozessor, bis zu 32 GByte RAM und ein 4k-Dreamcolor-Display, das von einem Nvidia Quadro M1000M-Grafikchip und 4 GByte Grafikspeicher versorgt wird. In meinem Testgerät ist eine 512 GByte großes Z Turbo Drive-SSD verbaut, das ist eine SSD im M.2-Sata-Format, die über PCIe angebunden ist.
Das ZBook Studio dockt über Thunderbolt
Zum Anschluss externer Hardware bietet das ZBook Studio je einen Thunderbolt- und HDMI-Port sowie drei USB 3.0-Buchsen. Die professionelle Ausrichtung zeigt sich auch in der Ethernet-Buchse, die schnellen Netzwerkzugriff per Kabel ermöglicht. Ergänzt wird das Schnittstellenangebot durch Kombi-Audio-Buchse im 3,5mm-Klinkenformat und einen SD-Card-Reader. Das Soundsystem hat Bang & Olufsen beigesteuert. Die bisherigen Dockingstations passen übrigens nicht mehr, HP steigt mit der dritten ZBook-Generation auf eine Thunderbolt-Dockingstation um.
Erstaunt hat mich allerdings auch, was HP beim ZBook Studio weggelassen hat. Ich habe mich ja schon ausführlich über meine Liebe zum ZBook 14 ausgelassen und besitze selbst eines. Das ist mit einer 256GByte-SSD im M.2-Slot ausgestattet, die für ein schnelles Laden von Betriebssystem und Programmen sorgt. Zusätzlich habe ich eine 1-TByte-Magnetplatte eingebaut, die viel Platz für Daten bietet – die nenne ich liebevoll das „Datengrab“. Das ZBook Studio hat eigentlich (fast) Platz für eine Magnetplatte – auf jeden Fall für ein sehr flaches Modell mit 7 statt der üblichen 9,5 Millimeter Dicke – aber HP hat auf den Einbau der entsprechenden SATA-Schnittstelle verzichtet. Also gibt es für das „Datengrab“ nur die Option, in den zweiten M.2-Port eine weitere M.2-SSD einzubauen – und das wird teuer. Immerhin soll dieser Steckplatz nicht nur PCIe-, sondern auch SATA-Signale verstehen. M.2-Sata-Laufwerke sind besser zu finden als M.2-PCIe.
Ebenso fehlt mir die Option, ein Mobilfunkmodem nachzurüsten. Im ZBook 14 war das noch problemlos möglich, man musste nur das entsprechende mSata-Kärtchen einkaufen und in den SIM-Kartenhalter unter den Akku eine Karte einlegen. So bin ich mit dem ZBook 14 nicht von frei nutzbaren WLANs abhängig, die man ja in Deutschland mit der Lupe suchen muss.
Vier Kerne und Quadro-Grafik: Das ZBook Studion gibt Gas
Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, das ZBook Studio ist wirklich sehr performant und dabei erstaunlich leise. Der Lüfter ist zwar öfter in Aktion als beim 14er ZBook, dort müssen aber auch nurt halb so viele CPUs gekühlt werden. Das Geräusch des Lüfters ist nur in sehr ruhiger Umgebung zu hören und stört nicht weiter.
Schnell gewöhnt habe ich mich an das riesige Trackpad, das keine separaten Maustasten mehr hat, sondern sich im Ganzen herunterdrücken lässt. Den Trackpoint in der Mitte der Tastatur hat HP übrigens eingespart. Die Tastatur selbst ist hintergrundbeleuchtet, das nervöse An- und Abschalten der Beleuchtung lässt wie in diesem Artikel beschrieben in den Griff bekommen.
Das Äußere unterscheidet sich kräftig von ZBook 14 und ZBook 15u, der Deckel zeigt eine Strukturierung, während fast der gesamte Boden von einem Dreiecksgitter bedeckt ist. Übrigens hat HP auch die legendäre, einfache und werkzeuglose Zerlegbarkeit, die bisher ein Merkmal der Z-Workstations war, aufgegeben. Ans Innere des ZBook Studio kommt man nur nach dem Entfernen einiger kleiner Torxschrauben. Das Aluchassis ist rundherum seitlich sichtbar, was einen robusten Eindruck macht.
Mit dem ZBook Studio bietet HP eine echte Rakete im Gewand einer Flunder an, die die Leistungswerte ähnlicher Geräte wie der Dell Precision 5510 leicht übertrumpft. Wer mit den genannten Einschränkungen leben kann, bekommt einen rasend schnellen mobilen CAD-Rechner, muss allerdings auch etwa 3.700 Euro in der beschriebenen Konfiguration (i7-6820HQ/16GB RAM/512GB Turbo Drive/4k-Dreamcolor-Display) auf den Tisch des HP-Händlers legen. Die günstigste Konfiguration im HP-Store kostet 2.431 Euro. Ich bin schon gespannt darauf, wie sich das ZBook Studio im Alltag schlägt.