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bq Hephestos 2: Prusa in hochwertig

Nachdem ich schon zwei Versionen der Witbox, eines 3D-Druckers mit Gehäuse, testen durfte, schickte mir der spanische Hersteller diesmal einen Hephestos 2, der sich konstruktiv an offenen Reprap-Druckern wie dem Mendel/Prusa i3 orientiert. Im musste der nun zeigen, was er den wesentlich preiswerteren Prusa-Bausätzen voraushat, die beispielsweise bei ebay knapp über 200 Euro kosten.

Der Hephestos 2 von bq ist sozusagen die professionell aufgebaute Version eines RepRap-Druckers (Bild: bq).
Der Hephestos 2 von bq ist sozusagen die professionell aufgebaute Version eines RepRap-Druckers (Bild: bq).

Der Hephestos 2 wird als Bausatz geliefert, das Testgerät war allerdings fertig aufgebaut. Deshalb kann ich zum Zusammenbau nichts sagen, allerdings liefert bq eine bemerkenswert ausführliche Zusammenbaubeschreibung mit und hat ein Packsystem entwickelt, in dem die Bauteile sehr schön sortiert sind, so dass man nicht lange nach Teilen suchen muss.

Mit dem Hephestos 2 kehrt bq von einer der eisernen Regeln der RepRap-Bewegung ab: In diesem Drucker sind – bis auf die Düse des Filamentkühlers – keinerlei gedruckte Teile verbaut, stattdessen setzt bq auf Alufrästeile und Stahlblech. Statt der üblichen Stangen und Kugelumlaufbuchsen sind an X- und Z-Achse stabile Linearschienen verbaut, lediglich an der Y-Achse setzt bq noch auf die traditionelle Achsführung. Das Portal und einige andere Teile sind aus pulverbeschichtetem 4 mm-Stahlblech gefertigt, was der Stabilität zuträglich ist.

Das Portal wird durch ein zweites Blech in 150 Millimeter Abstand nach hinten gestützt, die beiden Bleche sind durch Stangen und Blechwannen verbunden. Doch leider bilden diese Verbindungen ein Parallelogramm, weshalb das Portal relativ stark wackelt – schon beim Bedienen des Dreh-/Druckknopfs oben neben dem Display hält man unwillkürlich von hinten gegen. Mit einer diagonalen Abstützung nach hinten wäre an dieser Stelle einige Stabilität zu gewinnen.

Hephestos 2: Offener Drucker mit hochwertiger Austattung

In einer der Wannen ist die Steuerung verbaut, die Wannen sind ebenso wie die X-Achsenenden mit orangen Plexiglasdeckeln abgedeckt. Die Kabel zu X-Axchse und Hotend sind in Energieketten geführt – bis auf eine Reihe von Anschlusskabeln, die am Hotend herumhängen, ist der Hephestos 2 sehr schön aufgeräumt. Bei einem Druck verhängten sich die frei hängenden Kabel bei einem Druck am Werkstück, ich konnte sie dann mit einem Kabelbinder aus der Gefahrenzone heraushalten.

Die Steuerung ist in einer Blechwanne hinten am Drucker verbaut.
Die Steuerung ist in einer Blechwanne hinten am Drucker verbaut.

Leider hat auch der Hephestos 2 wie die Witboxen kein geheiztes Bett, so dass man ABS und andere Materialien, die Wärme von unten benötigen, nicht verarbeiten kann. Allerdings fehlt mir das Heizbett hier weniger wie bei der geschlossenen Witbox, da das Drucken von ABS auf offenen Druckern eh ein Glücksspiel ist – ein kühler Luftzug kann schon zum Ablösen des Bauteils von der Platte führen.

So ist man auf PLA und andere Filamente beschränkt, die kein Heizbett voraussetzen. Das bq-Hotend mit Direktextruder ist nach Aussage vieler Spezialisten hervorragend für flexible Filamente geeignet, ich konnte es mangels solches Filaments nicht testen. Inzwischen gibt es allerdings immer mehr Filamente mit hoher Temperaturbeständigkeit, die sich ohne Heizbett drucken lassen – die niedrige Temperaturbeständigkeit ist für mich der größte Nachteil von PLA.

Ungewöhnlich in der Prusa-Klasse: Druckbett im DIN A4-Format

Das Druckbett ist mit DIN A4-Größe (297 x 210mm) für die „Prusa-Klasse“ ungewöhnlich geräumig geraten auch in der Höhe kann der Hephestos 2 mit 220mm punkten. Üblich sind bei diesen Druckern 200mm in allen drei Dimensionen. Gut gelungen finde ich die Befestigung des Glas-Druckbetts mit Hilfe zweier Schnellspanner wie man sie vom Fahrrad kennt. Die links und rechts neben dem Bett versteckten Hebel ermöglichen es, die Druckplatte zum Entfernen von Drucken schnell wegzubauen, danach pressen sie das Bett wieder sauber an den Y-Schlitten, so dass die Nivellierung nicht verloren geht. Allerdings lockerten sich die Einstellschrauben immer wieder, ich empfehle, diese, wenn das Bett einmal sauber eingerichtet ist, mit Schraubensicherung oder einer Kontermutter zu fixieren.

Auch in den Details ist der Hephestos 2 schön ausgeführt. Die Firmware hat eine grafische Oberfläche erhalten.
Auch in den Details ist der Hephestos 2 schön ausgeführt. Die Firmware hat eine grafische Oberfläche erhalten.

Der Hephestos 2 arbeitet mit derselben modifizierten Marlin-Firmware wie die Witbox 2, die eine grafische Benutzeroberfläche erhalten hat. Über ein großes Schwarzweiß-Display und einen Dreh-/Druckknopf lässt sich der Drucker bedienen, die Bedienung selbst ist logisch und gut verständlich. Die Elektronik ist eine bq-Eigenentwicklung, die technisch den typischen anderen Elektroniken wie RAMPS ähnelt, aber alle Elemente auf einer Platine vereinigt. Das ist schön aufgeräumt, hat aber den Nachteil, dass sich beispielsweise defekte Motortreiber nicht tauschen lassen.

Auch den induktiven Bedleveling-Sensor hat der Hephestos 2 mit der Witbox 2 gemeinsam. Der Sensor reagiert auf eine unter das Glas-Druckbett geklebte Stahlplatte. Im Witbox 2-Test habe ich übrigens fälschlicherweise behauptet, dass diese Konstruktion die Nutzung alternativer Druckplatten und –Tapes verhindert. Das stimmt so nicht, in den Einstellungen lässt sich der Offset zwischen Sensor und Düse einstellen und damit auch die Düse gegenüber dem Sensor rechnerisch so viel höher stellen, dass Blue Tape oder eine dünne Dauerdruckplatte genutzt werden kann. Zur Bestimmung des Offsets fährt der Drucker die Düse auf die Platte und der Anwender kann die Höhe der Düse dann so einstellen, dass sie gerade die Platte berührt. Die spiegelnde Oberfläche der Glasplatte macht es allerdings etwas schwierig, diese Berührung genau zu sehen – ich finde die Einstellung mit einem Stück Papier wesentlich einfacher.

Hervorragender Extruder macht den Hephestos 2 zur Kaufempfehlung

Fanghaken: Die Kabel am Hotend sollten besser aufgeräumt werden.
Fanghaken: Die Kabel am Hotend sollten besser aufgeräumt werden.

Doch all das ist Meckern auf hohem Niveau – der Hephestos 2 ist ein stabiler, sehr sauber aufgebauter 3D-Drucker, der auch in der Druckqualität überzeugen kann. Die Linearführungen an X- und Z-Achse stehen für Robustheit ebenso wie für Spielfreiheit, ebenso die Z-Muttern aus igus-Lagerwerkstoff. Der Unterschied gegenüber den 200-Euro-ebay-Druckern ist an jeder Stelle zu spüren, der Preis von 849,90 Euro durch die hochwertige Ausstattung gerechtfertigt. Ein großer Pluspunkt ist die neue Extruder/Hotend-Kombination von bq, die wie in der Witbox 2 keinerlei Probleme machte uind mit jedem Material zurechtkam.


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