BCT ist eines der profiliertesten Systemhäuser Deutschlands, neben der Expertise im Bereich der Siemens PLM Software-Palette entwickelt man in Willstätt nahe Offenburg eigene Softwaretools rund um NX, Teamcenter und Solid Edge. Am 7./8. Juli feierte man dort das 25-jährige Bestehen des Unternehmens mit einem Festakt und einem Barbecue. Aber auch die Information kam nicht zu kurz, zahlreiche Vorträge brachten die 160 Besucher auf den aktuellen Informationsstand.
Prof. Dr. h.c. Horst Weitzmann, Gesellschafter der Badischen Stahlwerksgruppe sowie Aufsichtsratsvorsitzender und langer Wegbegleiter der BCT, erinnerte am Donnerstagabend an die wechselvolle Geschichte der BCT. Das Unternehmen wurde 1991 als Engineeringgesellschaft unter dem Namen BSE – Badische Stahl Engineering als Tochterunternehmen der Badischen Stahlwerke GmbH gegründet. Dort hatte man 1986 mit dem Aufbau von Kompetenzen in der eigenen Nutzung von CAD-Software begonnen. Im Jahr 1994 änderte Firmengründer Heinrich Kimmig die Ausrichtung des Unternehmens hin zum System- und Softwarehaus, was auch den Namenswechsel zu BCT mit sich brachte. Bereits damals war man Partner von Unigraphics, aus denen später Siemens PLM Software werden sollte.
BCT: Lange gemeinsame Geschichte mit Siemens PLM Software
1999 kam wieder ein Einschnitt mit dem Umzug in die heutigen Firmenräume in Willstätt und der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft namens BCT Technology AG. 2001 dann traf BCT ein schwerer Schicksalsschlag: Gründer Heinrich Kimmig, Entwicklungsleiter Klaus Bothe sowie Personalchef Wolfgang Wenzel flogen nach einer Geschäftsreise in die USA zurück und erwischten ausgerechnet die Maschine, die kurz nach dem Start in Boston von Terroristen in den Südturm des World Trade Centers gelenkt wurde.
Ich durfte 1994 mit Heinrich Kimmig eines der ersten Interviews meiner beruflichen Laufbahn halten und erinnere mich bis heute gerne an einen energiegeladenen Menschen, der seine Gesprächspartner begeistern konnte und übrigens immer einige Legosteine in der Tasche hatte, um zu demonstrieren, wie in seiner Idee einer integrierten Entwicklungsumgebung alle Elemente ineinandergreifen. In dieser Hinsicht war Kimmig sicherlich ein Visionär – was heute selbstverständlich ist, war 1994 noch Zukunftsmusik.
Dank der Solidarität der Kunden und Partner konnte BCT überleben, zum Glück standen mit Jürgen Hillemann, zuständig für Vertrieb, Marketing und Entwicklung, und Klaus Erdrich, der sich um Finanzen, Auftragsabwicklung und Beratung kümmert, zwei Manager bereit, die die Führung gemeinsam mit Dr. Karl-Heinz Klein übernahmen. Hillemann und Erdrich bilden bis heute die Unternehmensleitung.
Inzwischen ist BCT als Top-Partner von Siemens PLM-Software über deren gesamtes Produktspektrum, mit eigenentwickelter Software wie BCT CheckIt oder BCT Inspector sowie mit Consulting und Support beim Betrieb von Entwicklungsumgebungen auf Basis von NX, Solid Edge und Teamcenter ein etablierter Spezialist für die gesamte Produktentwicklungsprozesskette. 62 Mitarbeiter sind heute an den Standorten des Unternehmens in ganz Deutschland und in der Schweiz beschäftigt.
Die gesamte Geschichte der BCT begleitete als Kunde der ersten Stunde Dr. Ing. Stefan Scheringer, Geschäftsführer von MEIKO Maschinenbau. Er erinnerte sich in einem humorvollen Vortrag unter dem Namen „Szenen einer Ehe“ an die langjährige Partnerschaft, die wie so oft Höhen und Tiefen aufwies, aber immer von einer engen, freundschaftlichen Bindung geprägt gewesen sei. MEIKO entwickelt und produziert Spültechnik für Gewerbebetriebe vom kleinen Gläserspüler bis zu großen Geschirrspülanlagen sowie Reinigungs- und Desinfektionstechnologie für Krankenhäuser und Heime. Auch ein Vertreter von Siemens bedankte sich für die langjährige Partnerschaft.
Handlungsoptionen für den Mittelstand und Industrie 4.0
Der Freitag begann mit einem spannenden Vortrag von Jürgen Hillemann und Klaus Erdrich zum Thema „Industrie 4.0 und der Weg zum digitalen Unternehmen – Chancen für den Mittelstand“. Besonders spannend war, dass die beiden Vorstände nicht nur auf die Chancen und Hindernisse der Digitalisierung eingingen, sondern darüber hinaus zahlreiche praktisch anwendbare Handlungsoptionen vorstellten.
Es folgte ein eng getakteter und in mehreren Parallelsessions gedrängter Reigen von Fachvorträgen zu Themen wie Roboteranwendung im Maschinenbau – Zusammenarbeit von Mensch und Roboter, Solid Edge ST9 – ein Ausblick auf die Highlights der neuen Version, Möglichkeiten der FEM-Berechnung und Simulation, Erhöhte Fertigungsproduktivität mit einer umfassenden CAM-Lösung und Teamcenter Technical Publishing – Lösungen für die Technische Redaktion.
Der Robotikvortrag zeigte, wie eng inzwischen die Kopplung zwischen virtueller und realer Welt ist: Die Simulation in Mechatronics Concept Designer vollzog sogar das Nachwippen des Roboterarms nach, wenn dieser angestoßen wird. Das Thema Virtuelle Inbetriebnahme verspricht hohen und schnellen Return on Investment.
Unter anderem wurden auch die von BCT selbst entwickelten Module vorgestellt, mit deren Hilfe beispielsweise Prüfberichte automatisiert erstellt, Konstruktionsänderungen verfolgt und Abläufe von Teamcenter Workflows verbessert werden können. Durch die frühzeitige Erkennung – noch vor der Freigabe – von Daten und Konsistenzfehlern im Produktentwicklungsprozess erreicht das Tool „BCT CheckIt“ eine verbesserte Datenqualität in Teamcenter und vermeidet aufwendige Korrekturen. Das Qualitätsmanagement-Tool „BCT Inspector“ ist ein Lösungsbaustein zur Identifikation von Merkmalen in PMI-Modellen und Zeichnungen. Es identifiziert eindeutige Merkmale über den gesamten Lebenszyklus eines Modells und leitet sämtliche relevante Daten für das Fertigungs- und Qualitätswesen aus. So können kundenspezifische Reports sowie (Erstmuster-) Prüfberichte und Änderungsberichte und automatische Revisionsvergleiche mit graphischer und tabellarischer Darstellung der Unterschiede erstellt werden.
Neben den Vorträgen konnten sich die Gäste in einer Ausstellung direkt bei BCT und seinen Partnern zu speziellen Themen informieren.