Mit Aras MPP (Manufacturing Process Planning) stellt Aras eine Lösung für ein allgegenwärtiges und schwer zu lösendes Problem des Produktentwicklungsprozesses vor, für den Übergang zwischen Konstruktion und Fertigung. Das Thema Stücklisten eignet sich für abendfüllende Streitgespräche ebenso wie für philosophische Betrachtungen. Das Problem dabei sind die unterschiedlichen Sichtweisen der am Prozess Beteiligten auf das Produkt. Der Konstrukteur sieht den Motor als Baugruppe, die wiederum aus Unterbaugruppen wie Motorblock mit dem Pleueltrieb oder Zylinderkopf mit den Ventilen besteht. Aus der Fertigungssicht fehlen dabei alle Teile, die nicht vom CAD-Modell erfasst sind, beispielsweise die Ölfüllung, aber auch Hilfsbauteile wie die Transporthalterung oder Montagehilfen. Hinzu kommen Herstellungsverfahren und Arbeitsanweisungen, die die Planung und Durchführung von Fertigung und Montage erst ermöglichen. Die Ersatzteilstückliste wiederum hat eine völlig andere Gruppierung, weil beispielsweise der Motordichtsatz alle Dichtungen aus allen Unterbaugruppen umfasst.
Diese unterschiedlichen Sichtweisen und die Frage, wie diese verschiedenen Stücklisten aus der Konstruktionsstückliste entstehen – und wie sie auch bei Änderungen aktuell bleiben – beschäftigt viele Prozessbeteiligte und Softwarehersteller. Auch beim ProSTEP iViP-Symposium und anderen Veranstaltungen ist dieses Thema immer wieder ein heiß diskutiertes Eisen.
Dieses Niemandsland zwischen PLM-System – wo die EBOM entsteht – und ERP-System – das auf Basis der MBOM arbeitet – wird in vielen Unternehmen noch mit eigenen Tools oder Excel-Tabellen durchschritten. Hier versteckt sich ein großes Potential für fatale Fehler und die Lösungen sind rar. Unter anderem hat Contact Softare eine entsprechende Lösung für die Synchronisation von EBOM und MBOM.
Eine sehr breit angelegte Lösung stellt jetzt PLM-Anbieter Aras mit der Anwendung Manufacturing Process Planning (MPP) vor. Deren Funktionen vereinen die Fertigungsprozessplanung, die Arbeitsanweisungen und die Fertigungsstückliste (MBOM). Die Bereiche greifen ineinander und synchronisieren sich automatisch, sobald Änderungen auftreten. Diese Innovation ermöglicht eine direkte Übertragung der Konstruktionsstückliste (EBOM) zur Fertigungsstückliste. Dadurch wird diese Lücke in Unternehmen geschlossen und eine Basis für durchgängige Prozesse geschaffen, die für Vorhaben in Hinblick auf Industrie 4.0 und Industrielles Internet nötig sind.
Mithilfe von Aras MPP können globale Produktteams gleichzeitig Fertigungsprozesse, Arbeitsinstruktionen und Fertigungsstücklisten definieren. Zugleich vermeiden sie EBOM/MBOM-Konflikte, vor allem bei Produkten, die komplizierte mechanische Konstruktionen mit Elektronik, Software und Firmware verbinden. Die Prozesspläne umfassen Arbeitsabläufe, Ausrüstung und Werkzeuge, die mit Modellen, Zeichnungen, Bildern, Grafiken, Videos und Texten versehen sind. Der automatische Abgleich der Konstruktions- und Fertigungsstücklisten führt zu einer Nachvollziehbarkeit zwischen den „as-desigend“ und „as-planned“ Konfigurationen. Dies bildet nach Aussagen von Aras die Basis für den Digital Thread innerhalb des Produktlebenszyklus.
ARAS MPP: Durchgängig vom PLM-System bis zum Qualitätsmanagement
Die wichtigsten Funktionen im Schnelldurchlauf:
- Herstellungsverfahren, Arbeitsanweisungen und Fertigungsstückliste greifen ineinander und synchronisieren sich automatisch, sobald Änderungen vorgenommen werden
- MPP verwaltet versionskontrollierte Prozesspläne mit detaillierten Angaben für Ausrüstung und Werkzeuge, eingesetzte Teile, genutzte Ressourcen, benötigte Fähigkeiten, zugehörige Dokumente, etc.
- Die Fertigungsstückliste wird mithilfe eines automatischen Abgleichs von der Konstruktionsstückliste abgeleitet
- Änderungs-Workflows mit Impact Analysis und Effektivität
- Anlagenspezifische Fertigungsstücklisten und Verfahrenspläne
- Direkt verbunden mit dem Qualitätsmanagement einschließlich PFMEAs und Inspektion- und Teststeuerungsplänen
Aras MPP ist Teil einer integrierten Plattform, die flexibel, skalierbar und erweiterbar ist. Sie verbindet Konstruktionsstücklisten, Konfigurations- und Änderungsmanagement, Anforderungen, Qualitätsmanagement und andere Bereiche. Die Anwendung ist so konzipiert, dass sie in bestehende ERP-, MES- und PDM-Umgebungen integriert werden kann, um systemübergreifend diese neue Funktionalität zur Verfügung zu stellen. Große Unternehmen können Risiken und Unterbrechungen, die mit einem „Rip & Replace“-Ansatz einhergehen, vermeiden, indem sie die Aras-Plattform über die bestehenden Systeme legen.
„Wir glauben, dass übergreifende, verbundene Prozesse für Konstruktion und Fertigung eine Grundvorrausetzung sind für erfolgreiche Vorhaben im Bereich Industrie 4.0 und IIoT“, erklärt Peter Schroer, CEO von Aras. „Unternehmen mit verteilten Produktionsanlagen auf der ganzen Welt benötigen einen effizienten Weg, um die Transformation schneller anzutreiben. Sie können unsere Plattform über die bestehenden Altsysteme legen und so unmittelbar neue Funktionen erhalten, die ihre Transformationsstrategie direkt unterstützen.“
Aras MPP wird auf der ACE Europe Konferenz in Berlin im November vorgestellt, das folgende Video bietet einen kurzen Überblick.