Gestern besuchte ich den ersten Tag der Formnext, „International exhibition and conference on the next generation of manufacturing technologies“, in Frankfurt. Die Nachfolgemesse der Euromold am ursprünglichen Standort hat sich nach einem harten Schrumpfungsprozess im ersten Jahr nun offensichtlich berappelt, alle wichtigen Firmen aus dem Additive-Bereich waren vertreten und die Halle komplett gefüllt. Luft nach oben ist jedoch noch genügend vorhanden, sowohl in der Größe als auch in der Besucherzahl und nicht zuletzt – meiner Meinung nach – in der Themenbreite.
Lassen wir einmal die Trennung von Euromold-Veranstalter Demat und Frankfurter Messegesellschaft Mesago beiseite und betrachten wir die Frankfurter Herbstmesse als eine kontinuierliche Veranstaltung. Die Messe startete ursprünglich als Euromold mit dem Slogan „From Art to Part“ mit dem Anspruch, die Prozesskette der Produktentstehung komplett abzubilden – vom Industriedesign über CAD und CAM bis zu den Maschinenanbietern, Formenbauern und Normalienherstellern. Während der Bereich Industriedesign nie richtig ins Fliegen kam, entwickelte sich die Euromold zu einer Formenbaumesse mit einem großen Schwerpunkt im Bereich der Produktentwicklung. In den letzten Jahren dann schrumpfte die Messe, ein Rettungsanker waren die aufkommenden Aussteller aus dem Bereich Rapid Prototyping/Additive Technologien.
Inzwischen ist allerdings der Additive-Bereich ins Zentrum gerückt, in der gut gefüllten Halle 3.1 des Frankfurter Messegeländes tummelten sich Kleinanbieter ebenso wie die Branchenschwergewichte. Die größten Stände hatten HP und Stratasys aufgebaut, auffällig zurückhaltend war der Auftritt von 3D-Systems, der Stand war etwa halb so groß wie der des normalerweise gleich großen Konkurrenten Stratasys (auf Basis des Hallenplans geschätzt). Weitere Großaussteller: Trumpf und Renishaw mit ihren jeweiligen additiven Angeboten, EOS, Concept Laser, SLM und Alphacam. Auffällig war die Hinwendung der Additive-Unternehmen zur Fertigung, so waren an mehreren Ständen Softwarelösungen für die Verwaltung ganzer Druckerfarmen zu sehen, beispielsweise bei Stratasys oder auch bei OR Laser.
Nach Aussagen der Messeleitung belegten die Aussteller in diesem Jahr rund 18.500 Quadratmeter, was fast 4.500 mehr sind als im Vorjahr. 50 Prozent internationale Aussteller sorgten für ein bunt gemischtes Bild, gefühlmäßig war der Anteil der winzigen Butzen asiatischer Aussteller, die beispielsweise 2014 bei der letzten Frankfurter Euromold einen großen Anteil der internationalen Aussteller ausgemacht hatten, heuer viel geringer.
Enttäuscht hat mich die Präsenz der CAD-Hersteller – wie gesagt war das früher ein Schwerpunkt. CAM-Anbieter habe ich gar nicht gesehen, von den bekannten CAD-/PLM-Anbietern waren nur Siemens, Autodesk und ZW3D mit ordentlichen Ständen vertreten. Dassault Systèmes ließ sich von seiner Kernelabteilung (???) Spatial auf einem Ministand vertreten. PTC veranstaltete parallel zur Formnext seine Kundentagung in Stuttgart. Ich hoffe, dass sich diese Anbieter und Firmen wie Open Mind oder Tebis im nächsten Jahr wieder zu einem Messebesuch entschließen können.
Von den Branchenführern der Maschinenbauindustrie präsentieren sich Hermle, Matsuura, Hage und die DMG-Tochter Sauer. Immerhin 28 Werkzeug- und Formenbau-Unternehmen stellen auf der Formnext 2016 aus und machen mir Hoffnung für die Zukunft. Die Bereiche Prototypen sowie Werkzeug- und Formenbau werden unter anderem von 1zu1 Prototypen, Antonius Köster, CNC Speedform, Robert Hofmann, Kegelmann, Lamy, Listemann und Schülken Form vertreten. Die neuesten Entwicklungen im Bereich Materialien präsentieren unter anderem Heraeus, Höganäs, Sandvik Osprey und die Airbus-Tochter AP Works.
In Sachen Besucher sah es am ersten Messetag noch gemischt aus, teils bildete sich ein angenehm gefülltes Messegefühl, schon relativ früh jedoch nahm der Besucherstrom spürbar ab. Andererseits war Zeit für Gespräche, die teils bis nach Messeschluss dauerten. Am Mittwochabend berichteten mir mehrere Aussteller von gut gefüllten Gängen und Messeständen – das macht Mut, dass auch die Besucher wieder kommen; im letzten Jahr lag die Formnext in dieser Disziplin noch eher hinten.
Die Formnext ist auf dem richtigen Weg, ich hoffe ja, dass nächstes Jahr eine zweite Halle gefüllt werden kann. Ansonsten gilt mein Wunschzettel aus dem letzten Jahr weiterhin, ich wünsche mir eine spannende Herbstmesse in Frankfurt und freue mich aufs nächste Jahr. Die Neuheiten, die ich gefunden habe, werde ich in den nächsten Tagen nachliefern.