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Überraschender Rücktritt: Carl Bass verlässt Autodesk

Am 7. Februar wurde eine unerwartete Newsmeldung veröffentlicht: , der charismatische CEO von , tritt zurück, bleibt allerdings als Mitglied des Vorstands dem Unternehmen verbunden. Die Pressemitteilung lobt Bass und seine zehnjährige Arbeit, in der das Unternehmen von einem relativ braven CAD-Hersteller zum hippen App-Produzenten, Unterstützer der Makerszene und zu einem Unternehmen wurde, das voll auf Subscription-Modelle setzt. Warum dann der Rücktritt?

Der zurückgetretene Autodesk-CEO Carl Bass möchte in Zukunft mehr Zeit in der Werkstatt und mit seinen Robotern verbringen (Bild: Autodesk/James Martin, CBS).
Der zurückgetretene Autodesk-CEO Carl Bass möchte in Zukunft mehr Zeit in der Werkstatt und mit seinen Robotern verbringen (Bild: Autodesk/James Martin, CBS).

Autodesk wird, während ein Komitee einen neuen CEO sucht, von den auch schon lange in der Unternehmensführung vertretenen  Amar Hanspal, SVP und Chief Product Officer sowie Andrew Anagnost, SVP und Chief Marketing Officer geleitet.

Carl Bass kam im Jahr 1993 zu Autodesk, als der CAD-Hersteller Bass‘ Startup Ithaca Software kaufte. Ithaca verwertete das ursprünglich an der Cornell University 3D-Grafiksystem HOOPS. Bass brachte es bis zum Chief Architect von AuoCAD, bis er von der damaligen CEO Carol Bartz entlassen und fünf Monate später auf Druck der Entwickler wieder eingestellt wurde. Im Jahr 1999 dann verließ er das Unternehmen freiwillig, um das Online-Projektverwaltungstool Buzzsaw zu entwickeln, das 2001 wiederum von Autodesk gekauft wurde und die Basis von Autodesk 360 bildete. Sein Aufstieg führte ihn im Jahr 2006 auf den Posten des CEO, übrigens auf Vorschlag seiner Vorgängerin Carol Bartz.

Bass erweiterte den Fokus des Unternehmens, das bis dahin CAD-, AEC- und 3D-Visualisierungssoftware für Profis entwickelt hatte, radikal. Kostenlose Apps für Maker wie die soeben wieder eingestellte 123D-Reihe oder Fusion 360, das für Privatanwender und Startup-Unternehmen kostenlos ist, machten Autodesk zu einem Zugpferd der Makerszene. Auch die Integration von Cloudlösungen in das Portfolio verantwortet der zurückgetretene CEO. Bass selbst ist bekannt dafür, dass er einen riesigen Makerspace sein eigen nennt, und er richtete den Autodesk-Mitarbeitern einen offenen Makerspace im Pier 9 in San Francisco ein. Unter seiner Leitung schwenkte Autodesk auf ein reines Subscription-Modell für seine Software um. Zudem engagierte sich Autodesk im 3D-Druck-Bereich.

Es gibt schon Gerüchte, dass Carl Bass ein Trump-Opfer wurde, nachdem er in einem Interview kräftig gegen den neuen US-Präsidenten ausgeteilt hatte, unter anderem mit den Worten:

I’ve been batshit about Trump for a year… he’s acting somewhere between a dictator and a small business owner..

Auch auf Twitter hielt Bass mit seiner Meinung nicht zurück:

Wahrscheinlicher als Grund für Bass‘ Rücktritt erscheinen mir Unstimmigkeiten mit den zwei Hedgefonds Sachem Head Capital Management und Eminence Capital, die Ende 2015 jeweils über fünf Prozent der Autodesk-Aktien gekauft und sich damit in eine strategische Position gebracht hatten. Im März 2016 setzte Sachem Head seinen Gründer Scott Ferguson sowie Jeff Clarke als Vorstandsmitglieder durch. Beide sollen nun wieder ausscheiden und Sachen Head willigte ein, sich bis Juni 2018 nicht in die Autodesk-Führung einzumischen. Die Hedgefonds sind sehr stark an kurzfristigen Steigerungen der Profitabilität und des Aktienkurses interessiert, und der Umstieg auf das Subscriptionmodell  sorgt zunächst einmal für einen Umsatzeinbruch, da die hohen Lizenzeinnahmen, die beim Verkauf anfallen, erst einmal fehlen.

Carl Bass präsentierte den Spark 3D-Drucker auf der Autodesk University in Darmstadt.
Carl Bass präsentierte den Spark 3D-Drucker auf der Autodesk University in Darmstadt.

Mit der Zeit verändert sich der Umsatzverlauf, die relativ gesehen wenigen, aber umsatzträchtigen Lizenzverkäufe, die beispielsweise zu Quartal-und Jahresende verstärkt realisiert werden, weichen einem gleichmäßigen Strom relativ vieler, aber im Wert weit geringerer Umsatzeingänge aus der Softwaremiete. Das Cloudgeschäft ist nach wie vor eine Wette auf die Zukunft, die nicht unbedingt sofort gewaltige Gewinne bringt. Vielleicht ging das alles den Hedgefonds nicht schnell genug, Bass ist sicher ein eherlangfristig denkender Firmenchef.

Nach Angaben in der Autodesk-Pressemitteilung sprechen Bass und die Autodesk-Führung schon seit 18 Monaten über einen Wechsel an der Unternehmensspitze. Diese Gespräche wurden beim Einstieg der Hedgefonds auf Eis gelegt, um in dieser neuen Situation eine stabile Führung zu gewährleisten. Nun scheint das neue Stillhalteabkommen eine Gelegenheit zum Wechsel des CEO zu sein.

Über den Grund für den Wechsel ist ansonsten nichts zu erfahren, in einem Brief an die Mitarbeiter  sagte Bass, er „will nicht zurücktreten, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, denn das setzt voraus, dass die Familie mehr Zeit mit mir verbringen will. Stattdessen werde ich mehr Zeit in der Werkstatt mit meinen Robotern verbringen.“

Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass er dort viel mehr Zeit verbringen wird, Carl Bass ist mit 60 Jahren sicher noch nicht reif für den Ruhestand. Ich hoffe jedenfalls, ihn bald wieder an neuer Stelle wiederzusehen. Mit Bass verliert Autodesk jedenfalls eine einmalige Führungsfigur, einen Menschen, der sich mit seiner Meinung nicht zurückhält und klare Visionen hat.

 

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