Auf der SolidWorks World Anfang Februar hat der CAD-Hersteller angekündigt, dass in der nächsten Version CAM-Funktionalität enthalten sein wird. Von dem neuen Paket SolidWorks CAM sind noch nicht alle Einzelheiten bekannt, allerdings steht schon fest, dass es auf der Technologie von CAMWorks basiert, das in Deutschland von SolidLine vertrieben wird. Im Interview verraten Norbert Franchi und Christian Popp ihre Ansichten zur neuen Software und deren Bedeutung für den deutschen Markt.
SolidLine und C-CAM sind in Deutschland die richtigen Ansprechpartner, wenn es um CAMWorks geht, die CAM-Software von Geometric wird hier bereits seit 20 Jahren vertrieben. Ende 2016 verstärkte die SolidLine ihre CAM-Kompetenz massiv durch Akquisition der C-CAM. Da SolidWorks CAM auf CAMWorks basiert, sollten die CAM-Spezialisten am besten wissen, was die neue Software kann und wie das Angebot, das wohl mit SolidWorks 2018 im Herbst diesen Jahres auf den Markt kommt, aussehen wird.
Ich hatte die Gelegenheit, mit Norbert Franchi, Vorstand der SolidLine AG, sowie Christian Popp, Geschäftsführer der C-CAM über die neue Software und deren Einfluss auf den deutschen Markt zu sprechen.
Herr Franchi, SolidLine hat sich Ende 2016 mit C-CAM einen Spezialisten für die fertigungsnahe Software ins Boot geholt, war das Teil einer bestimmten Strategie?
Franchi: Ganz klar, ja. Wir haben das Thema CAM Ende 2015 strategisch stärker in den Fokus genommen und begonnen, mit verschiedenen CAM-Anbietern zu sprechen. In diesem Zuge ergab sich die Gelegenheit, C-CAM mit ihrem großen und langjährig erworbenen Know-how im CAM-Bereich zu übernehmen. Inzwischen haben wir C-CAM der SolidLine als Tochtergesellschaft mit klarem Fokus auf das CAM-Geschäft ausgebaut und verstärken so das dort schon vorhandene CAM-Know-how. Zudem erweitern wir mit dem Standort in Chemnitz unsere Präsenz im Osten Deutschlands. C-CAM agiert seit 1997 erfolgreich am Markt und hat starke Kompetenz im CAD- und CAM-Bereich.
Wir stellen uns im Verbund unserer SolidWorks-Bereiche und dem Bechtle-Portfolio immer breiter auf – so können wir die Anforderungen der Industrie 4.0 im eigenen Haus abdecken. Von ERP über die Schnittstellen zu SolidWorks bis hin in die Fertigungssoftware können wir eine Lösung aus einer Hand bieten. Und das ist es auch, wo wir hinwollen.
C-CAM vertreibt seit vielen Jahren die Standalone-Lösung Edgecam. Sie haben sich ja damit ein weiteres CAM-System ins Haus geholt.
Franchi: Beide Systeme haben ihre Berechtigung, weil sie verschiedene Anwendungsszenarien adressieren. Damit haben wir eine starke und ganzheitliche Marktabdeckung und können alle Ansprüche unserer Kunden bedienen.
Herr Popp, wie positionieren Sie beide Systeme?
Popp: Das Kommt ganz auf den Kunden an. Wir haben viele Anwender, bei denen der Konstrukteur gleichzeitig das NC-Programm erstellt, dann ist häufig das in SolidWorks integrierte CAMWorks die bessere Wahl. Wenn Konstruktion und NC-Programmierung getrennte Abteilungen sind, empfehlen wir Edgecam. Das System bietet alles, was der Programmierer braucht, insbesondere exzellente Schnittstellen zu allen gängigen CAD-Systemen (natürlich auch zu SolidWorks), um die CAD-Daten im Originalformat (mit allen Metadaten) einzulesen.
Wie sehen Sie SolidWorks CAM?
Popp: Das war nur der nächste logische Schritt von SolidWorks. SolidWorks hat sich mit MBD schon in den Fertigungsbereich vorgewagt, nun berechnet SolidWorks CAM die Fräsbahnen unter Berücksichtigung der Toleranzen aus MBD. Bisher läuft es ja oft noch so, dass der Konstrukteur eine Menge Know-how in das 3D-Modell steckt und der NC-Programmierer alle diese Daten dann von Hand in die NC-Steuerung eintippt. Solche und ähnliche Funktionalitäten bietet CAMWorks Stand heute bereits, zukünftig auch unter dem Namen SolidWorks CAM. Durch die vollständige Integration in das SolidWorks-Portfolio wird die Hürde ein professionelles CAM-System einzusetzen deutlich niedriger.
Herr Franchi, wie geht es mit CAMWorks weiter?
Franchi: Auf jeden Fall wird das Modul für 2,5D-Fräsen und Drehen in SolidWorks CAM enthalten sein. Ob weitergehende CAMWorks Module, beispielsweise für Mehrachsfräsen oder Drahterodieren, in Zukunft ebenfalls direkt in das SolidWorks Portfolio integriert werden ist natürlich möglich, aber die weitere Planung von SolidWorks im CAM-Bereich ist uns derzeit noch nicht bekannt.
Und wie werden SolidLine und C-CAM zusammenarbeiten?
Franchi: Wir haben die CAM-Teams beider Unternehmen bei der C-CAM gebündelt. Dieses starke Know-how rund um innovative Lösungen für die Fertigung werden wir kontinuierlich weiter ausbauen. Durch unsere 11 Standorte in ganz Deutschland, können SolidLine und C-CAM in ganz Deutschland Kunden bestmöglich betreuen. Dabei profitieren wir aus der langen Erfahrung beider Unternehmen: inzwischen betreuen wir einige tausend Kunden im SolidWorks Umfeld sowie mehrere hundert Kunden im CAMWorks-Bereich – damit haben wir einen großen Erfahrungsvorsprung, wenn SolidWorks CAM auf den Markt kommt.
Popp: CAM ist deutlich beratungsintensiver als beispielsweise CAD, da der Prozess umfangreicher ist und beispielsweise in Verbindung mit den Bearbeitungsmaschinen viel Wissen und Erfahrung notwendig sind. Bei der Anpassung der Postprozessoren an die jeweilige Maschine beim Kunden müssen wir viele Feinheiten berücksichtigen – wir haben aber auch die Erfahrung, die es hier braucht. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir gemeinsam mit der SolidLine einzigartiges Know-how und durchgängige Lösungen in sämtlichen Bereichen der Produktentwicklung – von der Konstruktion bis hin zur Fertigung – bieten.
Herr Franchi und Herr Popp, ich danke Ihnen für das Gespräch.