Am 4. und 5. April lud Dassault Systèmes über 500 Interessierte in das Mailänder Kongresszentrum ein, um über „Design in the Age of Experience“ zu sprechen. Geboten wurde eine illustre Schar von Referenten bekannter Unternehmen von Honda und Fiat über Freight Farms, Pininfarina und Nikon bis hin zu bekannten Architekturbüros. Die Vorträge sollten zeigen, wie die Dassault-Plattform 3DExperience hilft, über CAD hinaus „Erfahrungen“ zu erzeugen.
Der erste Tag begann mit einem wahren Defilee von Vortragenden, die in kleinen Gesprächsrunden zeigten, dass es heute nicht mehr genügt, gut funktionierende Produkte zu entwickeln, sondern dass die Nutzung schon in der Konstruktion und vor allem im Design mitgedacht werden muss. Ein gutes Beispiel ist Acura, die Performance-Marke von Honda. Die Fahrzeuge werden in jeder Hinsicht so designt, dass die Leistungsfähigkeit und das Temperament der Autos spürbar wird. Auch die Designer von Flugzeugen müssen heute nicht mehr nur ein zweckmäßiges Interieur abliefern, sondern eines, das den Flug zum Erlebnis macht.
Jon Friedman von Freight Farms verkörpert die neue Welt mit seinem Unternehmen Freight Farms geradezu prototypisch: Gutes Essen wird immer wichtiger, wie schon die unendlich vielen Fotos von Essen in den sozialen Medien. Freight Farms baut in Frachtcontainer Hydroponikfarmen ein, so dass beispielsweise Restaurantbesitzer ihren eigenen, garantiert biologischen Salat anbauen können.
Der inspirierende Vortrag von Prof. Katsushi Kunimoto zeigte, welche Ergebnisse eine ganzheitliche Herangehensweise an ein medizinisches Produkt haben kann: Das Laryngoskop, ein Gerät mit Beleuchtung zur direkten Betrachtung des Kehlkopfes und zur Öffnung der Atemwege, hat sich im Grunde seit Jahrzehnten nicht verändert. Die Prozedur, das L-förmige Gerät in den Hals einzuführen, ist für Patient wie Arzt sehr unangenehm. Kunimoto begann mit der Betrachtung von Handbewegungen, um die optimale Griffgestaltung zu finden. In den weiteren Prozess wurden Ärtze und Patienten ebenso einbezogen wie Medizintechniker. Am Ende stand ein neuartiges, futuristisch aussehendes Gerät, das viel besser zu bedienen ist.
Den zweiten Tag eröffnete Anilore Banon, eine französische Bildhauerin, die unter anderem mit der Installation „Les Braves“ am Omaha Beach in der Normandie bekannt wurde. Nun will sie eine Skulptur auf dem Mond platzieren. Die Skulptur „Vitae“ besteht aus einer Schale, in der eine Million Handabdrücke eingraviert sein sollen, und astförmigen Teilen, die Menschen symbolisieren sollen. Die Skulptur soll aus Memory-Werkstoffen bestehen, der von selbst in die gewünschte Form zurückkehrt, und sich alleine durch die Temperaturunterschiede öffnen und schließen. Eine Vorrichtung soll Sonnenstrahlen einfangen und als Strahl zur Erde senden, so dass die Skulptur zu bestimmten Zeiten von der Erde aus sichtbar sein soll. Was sich wie der Fiebertraum einer Künstlerin anhört, wird von Banon nachdrücklich verfolgt. Sie arbeitet mit Aerospace-Ingenieuren, der Nasa und auch mit Dassault Systèmes an der Umsetzung und hat es geschafft, Mitte Februar eine kleine Skulptur zu Testzwecken auf die ISS zu senden.