Im Rahmen des Partnerevents bei Norton zeigte PTC den Performance Advisor, seine Lösung für die Optimierung der CAD-Umgebung. Die Software sammelt Daten über die CAD-Rechner im Netzwerk sowie über deren Nutzung, und sendet diese an PTC, wo sie wiederum ausgewertet werden. Der Anwender bekommt – je nach Wunsch – detaillierte Empfehlungen, wo in dem Dreieck aus Anwender, Hardware und Software Optimierungsmöglichkeiten stecken. Der auf ThingWorx-Technologie basierende Performance Advisor ist für Creo und für Windchill verfügbar.
Man liest ja viel über Software, die Informationen an ihren Hersteller zurücksendet. Zu dieser Sorte Software zählen beileibe nicht nur Viren, sondern beispielweise auch WhatsApp, das eben mal das komplette Kontaktverzeichnis des Users „nach Hause“ schickt. Man spricht dabei oft von Spionagesoftware – aber ist es Spionage, wenn wir unsere Daten freiwillig hergeben?
Bei der Freigabe von Daten gilt es, genau hinzusehen und abzuwägen, ob die Vorteile der Software den Daten“verlust“ rechtfertigen. Bei WhatsApp ist es die einfache Art, sich mit seinen Freunden zu verbinden, die so praktisch ist, dass man seine Kontaktdaten gerne freigibt. Bei anderen Softwarepaketen kann es schon anders sein – es ist oft erschreckend, welche Freigaben etwa Android-Apps anfordern. Eine Taschenlampen-App, die Zugriff auf die Kontaktliste will, da sollten die Alarmglocken klingeln.
Performance Advisor dagegen sammelt zwar auch Daten, aber eben zu einem guten Zweck. Und der Umfang der gesammelten Daten ist einstellbar. Sehr sinnvoll ist sicherlich die Hardwareüberwachung, die – soweit ich verstanden habe – auch ohne Datenübertragung funktioniert. Hierbei analysiert Performance Advisor die Ausstattung und Softwarekonfiguration der CAD-Rechner im Netzwerk und identifiziert Probleme und Flaschenhälse, beispielsweise veraltete oder inkompatible Grafiktreiber oder zu geringe Arbeitsspeicherausstattung.
Performance Advisor erleichtert die Priorisierung von Bugs
Auch Abstürze werden gesammelt und analysiert. PTC profitiert wo den zurückgesandten Daten der CAD-Workstations, Bugs lassen sich so nicht nur schneller erkennen, sondern der Hersteller sieht auch sehr genau, wie oft ein Fehler auftritt und wie viele Anwender er betrifft. Das ist sicherlich eine bessere Entscheidungsgrundlage für die Priorisierung von Bugs als die Methode „Wer am lautesten schreit, wird als erster bedient“.
Das Beste: Performance Advisor empfiehlt aktiv Gegenmaßnahmen wie die Installation eines anderen Grafiktreibers oder eines Patches, der ein bestimmtes Problem löst. So lässt sich die Soft- und Hardwareumgebung optimieren und vor allem auf dem aktuellen Stand halten, ohne allzu viel Zeit durch eigene Recherchen zu verschwenden.
Interessant – und etwas gruselig – wird es, wenn man die Auswertung des Nutzerverhaltens durch Performance Advisor zulässt. Das kann an als Bespitzelung der Anwender sehen, richtig genutzt – und den Betroffenen offen und sauber erklärt – ist es jedoch eine echte Performancemaschine. Die Software wertet aus, welche Funktionen und Befehle wie oft genutzt werden. Wenn in einem Unternehmen, das viele Blechteile konstruiert, relativ wenig Blechfunktionalität genutzt wird, deutet das auf Wissenslücken bei den Anwendern. Eine entsprechende Schulung könnte den Anwendern in diesem Fall helfen, ihr Werkzeug Creo optimal zu nutzen, das Unternehmen profitiert durch die höhere Effizienz.
In der neuesten Version kann der Administrator den Zugriff auf die Performance Advisor-Daten nicht nur für PTC selbst freischalten, sondern auch für den Partner, der die Creo-Installation betreut. Das ist sicherlich auch interessant, denn so kann der Partner gezielt und auf Basis der Nutzung der Funktionen Erweiterungen vorschlagen und Optimierungen angehen. Das ist bisher Arbeit von Beratern, die mit der Stoppuhr und dem Klemmbrett die Arbeit des Anwenders verfolgen und detailliert dokumentieren.
In jedem Fall muss jedes Unternehmen und jeder Administrator für sich entscheiden, wie weit und wem er Zugriff auf die Nutzungsdaten geben möchte. Die Vorteile liegen auf der Hand, die Befürchtungen jedoch auch. Manchmal möchte man ja bestimmte Dinge auch für sich behalten. Und die Auswertung des Nutzerverhaltens ist datenschutztechnisch ein heißes Eisen, da lohnt es sich, zum einen vor der Einführung entsprechenden, kompetenten Rat einzuholen und zum anderen alle relevanten Stellen wie den Betriebsrat frühzeitig einzuschalten sowie die Nutzer offen und umfassend zu informieren. Am Ende profitiert jeder Nutzer davon, wenn er durch gezielte Weiterbildung seine Arbeit einfacher und effizienter erledigen kann.
Am Ende ist Performance Advisor sozusagen IoT für CAD-Anwender – statt der Produkte melden die installierten Rechner ihren Status an den Hersteller und dieser nutzt die Daten zur Optimierung. Nicht umsonst basiert das Ganze auf ThingWorx.