Autodesk zeigte auf der Hannover Messe einige beeindruckende Beispiele, was additive Fertigung heute kann. Von der Fertigung von Schiffspropellern und Brücken aus Stahl bis hin zu einem fehlertoleranten 3D-Drucksystem auf Basis eines Roboterarms reichte die Palette an Exponaten.
Ein Tisch und eine Düse, die auf festen X-, Y- und Z-Achsen verfahren – so sieht ein 3D-Drucker üblicherweise aus, ab und zu sieht man auch einen Delta-Drucker mit drei Armen, die den Druckkopf bewegen. Dass das auch ganz anders aussehen kann, zeigten die Exponate auf dem Autodesk-Stand.
Das Startup-Unternehmen Livrea wurde von Daniele Cevola und Francesco Belivisi gegründet, zwei Nachfahren einer traditionsreichen Schiffsbauerdynastie aus Sizilien. Sie entwickelten mit Unterstützung von Autodesk eine Anlage auf Basis eines Kuka-Roboterarms, der mit einem mit Carbonfasern versetzten Nylonwerkstoff 3D-druckt. So entstehen Rumpf und Anhänge einer 6,5 Meter langen Rennyacht für das Mini-Transat-Rennen, bei dem jedes Jahr Einhandsegler von Frankreich über den Atlantik segeln.
Der Clou an der Anlage ist ein optisches System, das den Druckvorgang und die Positionierung der Düse überwacht. Versetzt man das im Druck befindliche Teil, bewegt sich der Druckkopf wieder an die richtige Stelle und druckt dort nahtlos weiter. So lässt sich die Präzision der 3D-gedruckten Teile stark verbessern. Der Drucker arbeitet mit einer relativ großen Düse und dicken Schichten, was eine kürzere Druckzeit ermöglicht, aber eben auch eine relativ rohe Oberfläche ergibt. Deshalb werden die Teile am Ende noch überfräst. Die gezeigten Teile eines Ruderblatts waren jedenfalls beeindruckend.
Ramlab, ein Spinoff des Rotterdamer Hafens, nutzt ein ähnliches System, das mit Hilfe von Auftragsschweißen bis zu sechs Meter große Teile herstellen kann. So entstand beispielsweise der auf der Hannover Messe gezeigte Schiffspropeller aus sondergehärtetem Stahl, der auch in diesem Fall nach dem Auftragsschweißen noch mit einer CNC-Fräse in die endgültige Form gebracht wurde. Die Qualität des Propellerblatts war beeindruckend – nach dem Fräsen ist der Schichtaufbau praktisch nicht mehr zu sehen.
Ebenso beeindruckend war ein weiteres Exponat, ein 1:5-Modell einer Brücke, die von 3D-druckenden Robotern hergestellt wird. Die reale Brücke soll an Ort und Stelle in Amsterdam von Robotern, die an der Brücke entlangfahren, mit Hilfe von Laserauftragsschweißen gebaut werden. Die ersten Bilder des Projekts der Amsterdamer Firma MX3D habe ich schon im Jahr 2014 von der Autodesk University mitgebracht. Interessant an der Technologie ist die Verbindung von Roboterarmen, High-Tech-Schweißgeräten und einer Software, die das Roboterballett auf der Brücke koordiniert und steuert.
Natürlich stellt sich die Frage, was ein Softwareunternehmen wie Autodesk mit diesen Projekten zu tun hat. Zum einen ist das Unternehmen seit Jahren in diesem Bereich tätig und hat schon einen eigenen Drucker entwickelt, zum anderen spielt generatives Design bei den meisten additiven Verfahren eine entscheidende Rolle – wie das MX3D-Exponat eindrucksvoll zeigte. Und nicht zuletzt ist Autodesk natürlich daran gelegen, zu zeigen, dass die ganzen modernen Technologien mit der eigenen Software gut und zuverlässig umzusetzen sind. Ich persönlich fand die Präsentation sehr beeindruckend – innovativ und doch zum Anfassen.