Im Rahmen des Bechtle Experience Days kam es zu einem Pressegespräch, in dem CEO Gian Paolo Bassi einige interessante Statements abgab, die ich wichtig und interessant genug für einen eigenen Artikel fand. Es geht zum einen um Angebote für Startups und die Makerszene, zum anderen um SolidWorks CAM und was die Integration der Geometric-Lösung in die SolidWorks-Lizenz für das Partnergeflecht – das „SolidWorks-Ecosystem“ – bedeutet.
Zunächst fragte ich Gian Paolo Bassi, was SolidWorks für die Makerszene bietet – schließlich waren auf Bassis Folie mit den Zahlen auch 500 Fab Labs genannt, die das Unternehmen mit SolidWorks ausgestattet hat. Der CEO sagte, dass das Unternehmen Startups sponsort und auf Antrag mit kostenlosen SolidWorks-Lizenzen versorgt. Zudem können Studenten ihre Education-Lizenz ein Jahr nach dem Studienende weiternutzen. Natürlich sei auch das Mietmodell für Startups interessant. SolidWorks ist übrigens Sponsor der Fab Foundation.
Meiner Meinung nach fehlt jedoch immer noch eine Möglichkeit, SolidWorks kostenlos zu nutzen, beispielsweise unter ähnlichen Bedingungen wie bei Autodesks Fusion 360 – nichtkommerziell oder bei Startups in der Entwicklungsphase und einem Jahresumsatz unter 100.000 Dollar. Viele Startup beginnen ja mit einer Idee, bei der es noch lange nicht klar ist, ob diese überhaupt kommerziell nutzbar ist. Bassi stimmte mir zu und stellte für die SolidWorks World eine Neuerung in dieser Richtung in Aussicht. Ich bin schon sehr gespannt.
Eine weitere Aussage machte Bassi zum Thema SolidWorks CAM. Meine Frage war, wie SolidWorks die Partner, die ein in der Lizenz integriertes Add-On liefern aussucht und vor allem wie SolidWorks sicherstellt, dass andere Partner, die im selben Umfeld Zusatzapplikationen liefern, nicht unter die Räder kommen. Schließlich könnte es sich als Investitionshemmnis auswirken, wenn ein Partner zögert, die Investition in eine neue Funktionalität zu tätigen, aus Angst, dass die Lösung eines Konkurrenten plötzlich in der SolidWorks-Lizenz integriert wird – was sicherlich Auswirkungen auf die möglichen Umsätze der eigenen Lösung hätte.
Bassi entgegnete, dass man im Vorfeld der Entscheidung mit verschiedenen CAM-Partnern gesprochen habe und Geometric mit seinem CAMWorks eine sehr ähnliche Philosophie verfolge wie SolidWorks selbst. Zudem sei Geometric „available for the deal“ gewesen – das heißt, seine 2- und 2,5-Achsen-Funktionaltität kostenfrei zur Verfügung zu stellen.
Zum zweiten Teil der Frage sagte er, dass man bei SolidWorks sehr genau darauf achte, den Funktionsumfang der integrierten Add-Ons so zu wählen, dass andere Partner für ihre eigenen Zusatzapplikationen noch einen genügend großen Markt finden. Noch interessanter fand ich Bassis Aussage, dass die Wahl von Geometric als CAM-Zulieferer nicht ausschließe, dass man weitere Deals mit anderen CAM-Anbietern schließe, wenn diese interessante Funktionalität beisteuern. Die APIs sind für alle Partner gleichermaßen verfügbar.
Man darf auch den Aufwand, eine Lösung wirklich in SolidWorks zu integrieren, nicht unterschätzen. Schließlich kostete es anderthalb Jahre, das – ja durchaus voll funktionsfähige – CAMWorks zu überarbeiten, bis es zu SolidWorks CAM wurde. Ich habe in meinem Beitrag zur SolidWorks World schon einmal ausführlich darüber geschrieben, was noch notwendig war, um die Lösung so weit zu bringen, dass sie unter dem SolidWorks-Logo vertrieben wird.
Mein Kollege Karl Obermann fragte schließlich, ob Konfigurationssoftware nicht eine interessante Option für eine Integration in SolidWorks sei, was Bassi jedoch verneinte. Das Thema habe keine Priorität, zudem habe man mit Tacton und DriveWorks zwei starke Partner, die DriveWorks-Funktionalität sei sogar teilweise in SolidWorks enthalten. Solidpro-Geschäftsführer Werner Meiser brachte noch einen zusätzlichen Gesichtspunkt ins Spiel: Konfigurationssoftware ist sehr beratungs- beziehungsweise dienstleistungsintensiv. SolidWorks sei jedoch nun einmal CAD-Systemhersteller und nicht Dienstleister. So passe Tacton viel besser zu Partnern wie Lino, die die intensive Dienstleistung erbringen können und weniger zum Softwarehersteller. Das ist für mich – ich habe mir diese Frage nach Konfigurationssoftware auch schon gestellt – sehr einleuchtend.
Prioritäten sieht Bassi, wie schon in seiner Keynote erwähnt, in Automatisierungslösungen sowie im 3D-Druck. Hier will SolidWorks in naher Zukunft eine Lösung bringen, die „design for 3D printing“ ermöglicht, also die Feinheiten des 3D-Drucks in SolidWorks umsetzbar macht. Dazu gehören nach Bassis Worten Konstruktionsautomatisierung, Simulation und Schwundberechnung.
Man darf also gespannt sein, ob und was SolidWorks für Maker bietet, und was in Sachen „Ecosystem“ weiter passiert.