So wie sich Keyshot von einem „Schnellrenderer für Konstrukteure“ zu einem vielseitigen Visualisierungspaket entwickelt hat, so ist auch die von Inneo veranstaltete Keyshot World in ihrer vierten Auflage zu einer beeindruckenden Veranstaltung gewachsen. über 330 Teilnehmer kamen am 28. Juni in die Filderstadter Filharmonie, um Neuheiten rund um die Luxion-Software aus erster Hand zu erfahren – wie in jedem Jahr waren auch diesmal die Firmengründer Henrik und Claus Wann Jensen vor Ort, um die Highlights der kommenden Version zu präsentieren.
Insgesamt zehn Referenten standen bereit, um ihre Arbeit mit Keyshot zu zeigen, Workshops und Trainings rundeten die Keyshot World ab. In seiner Eröffnungsrede konnte Inneo-Geschäftsführer die große Erfolgsgeschichte der Partnerschaft zu Luxion mit einem besonderen Highlight illustrieren: Just vor der Keyshot World konnte der 2.000ste Kunde für Keyshot gewonnen werden. Das feierten Haas, Business Development Manager Jens Heineck und die Wann-Jensen-Brüder mit einem entsprechend geschmückten Kuchen, der danach an alle Geäste verteilt wurde.
Nach einer Pause folgte der von den Teilnehmern langersehnte Vortrag von Henrik Wann Jensen. Dieser ist der Mastermind hinter Luxion und Keyshot, seine Vorträge haben immer einen gewissen Vorlesungscharakter, da werden Testvisualisierungen ebenso gezeigt wie die hochkomplexen Formeln, die hinter bestimmten Visualisierungseffekten stecken. Wann Jensen arbeitet sehr viel im Bereich durchscheinender Materialien, Beispiele sind Marmor, aber auch Kunststoff und Flüssigkeiten – das Licht „prallt“ nicht von der Oberfläche ab, sondern dringt etwas ein und bringt das Objekt zum Leuchten.
Konkret wurde es dann mit den Highlights von Keyshot 8. Luxion hat für seine VR-Lösung eine eigene VR-Engine entwickelt, statt wie üblich auf eine Gaming-Engine wie Unreal oder Unity zu verwenden. Das gab ihnen die Möglichkeit, die Engine so auf die Anforderungen der Keyshot-User zu optimieren, dass die Luxion-Engine nun Realtime-Rendering mit 90 Frames pro Sekunde auf der Grafikkarte ermöglicht. Unter anderem haben Gaming-Engines mit den oft falsch angeordneten Flächennormalen in CAD-Modellen Probleme, die Keyshot-Engine berücksichtigt diese Eigenheit. Zudem müssen Gaming-Engines auch weniger leistungsstarke Geräte bedienen können, beispielsweise Smartphones, wohingegen Keyshot immer auf – im Vergleich – leistungsfähigen Maschinen läuft, die VR-Engine-Entwickler bei Luxion konnten an dieser Stelle also aus dem Vollen schöpfen.
Ich habe die Preview getestet, die Darstellung ist verzögerungsfrei und beeindruckend realistisch in der Physikberechnung. Man konnte einen Sportwagen mit dem Handmanipulator hochwerfen und der Wagen prallte sehr schön – mit sehr realistischen „Nachhüpfern“ auf den Boden. Ich sagte ja, die Realität beschränkt sich auf die Physik des Objekts, nicht unbedingt auf die Fähigkeiten des Anwenders ?.
Geometrieshader können jetzt die Geometrie verändern – so ergeben sich realistischere Konturen. Beispiel war eine Ente aus Schwammmaterial – die per Bump Mapping aufgebrachte Schwammtextur veränderte die Oberfläche des 3D-Modells so, dass die Kanten entsprechend unruhig wurden. Weitere Effekte, die in Version 8 hinzukommen, sind Embedded Flakes, also beispielsweise Glimmerteile im Lack und Embedded Bubbles, mit denen sich beispielsweise perlender Sekt realistisch darstellen lässt. Für das Feintuning der Farbkomposition eines Bildes ist das Histogramm nun direkt editierbar.
Viel Aufsehen und freudige Reaktionen gab es, als Henrik Wann Jensen die Cutaway-Funktion vorstellte. Damit lassen sich realistisch wirkende Schnittmodelle erzeugen. Die Schnittflächen können eingefärbt werden, wie es bei physikalischen Modellen üblich ist. Auch das teilweise Schneiden, so dass beispielsweise ein Lager geschnitten ist, die darin laufende Welle aber ganz bleibt, ist möglich.
Scattering Media ist eine weitere Neuerung, das sind lichtstreuende Materialien, beispielsweise Rauch, Nebel oder Staub. So lassen sich unter anderem Lichtsimulationen von Scheinwerfern erstellen. Liquid Interfaces bewirkt, dass sich Flüssigkeitsoberflächen automatisch in Gefäße einpassen. Multi-Layer Optics ermöglicht das Visualisieren von beschichteten Gläsern.
Luxion steckt – wie man sieht – große Anstrengungen in die Weiterentwicklung der Software, unter anderem wurde ein komplettes Team für Softwaretests aufgebaut. Das Ziel ist es, immer bessere Visualisierungen möglich zu machen und Nachbearbeitung in Photoshop und anderen Programmen möglichst zu minimieren.
Diese Anstrengungen werden von den Kunden honoriert und durchaus auch gefordert, wie sich in den weiteren Vorträgen der Keyshot World zeigte. Keyshot schafft inzwischen den Spagat zwischen Anwendern, die relativ anspruchslos sind und beispielsweise hauptsächlich eine Vielzahl von Katalogbildern möglichst schnell herausrendern wollen, und solchen, die hochprofessionelle, qualitativ hochwertige Visualisierungen erzeugen. Erstere kommen eher aus der Technik und benötigen möglichst einfache Workflows, die zu akzeptablen Ergebnissen führen, letztere wollen an jedem möglichen Parameter drehen können. Das unter einen Hut zu bringen, ist für Luxion eine große Herausforderung – die sie bisher offensichtlich sehr gut bewältigen.
Was echte Visualisierungsprofis mit Keyshot hinbekommen, zeigte Armin Pohl, CEO des Stuttgarter Visualisierungshauses Mackevision, unter anderem an einem Video zur Netflix-Serie „Lost in Space“: