Ende 2018 hatte Dassault Systèmes den US-Anbieter IQMS übernommen, der eine ERP/MES-Lösung für kleine und mittlere Unternehmen anbietet. Diese Lösung ist auf der SolidWorks World, wie hier berichtet, als DelmiaWorks wieder aufgetaucht. Es scheint tatsächlich eine interessante Erweiterung des SolidWorks-Ecosystems zu sein.
Gian Paolo Bassi nannte in seiner Keynote am ersten Tag der SolidWorks World einige interessante Zahlen: 60 Prozent der etwa 1.000 IQMS-Kunden arbeiten mit SolidWorks, die Überschneidung der Kundenkreise ist also tatsächlich groß. DelmiaWorks sei „in weniger als zwei Monaten“ implementierbar. Vice President Professional Solutions Uwe Burk fügte an, dass IQMS in Deutschland schon etwa 30 Kunden habe – man kennt also schon die deutschen Eigenheiten, allerdings sitzen 98 Prozent der Anwender nach wie vor in den USA. Das dürfte sich mit der Integration in die .Works-Welt schnell ändern, Burk nannte ein Potential von 250.000 Kunden weltweit.
Burk betonte zudem, dass viele Reseller nach einer integrierten ERP-Lösung als Add-On zu für SolidWorks fragen. Praktisch alle Reseller haben ERP-Knowhow, so arbeiten beispielsweise bei DPS über 100 Mitarbeiter in diesem Bereich. DelmiaWorks bietet sowohl eine lokale installierbare On-Premise-Lösung an als auch eine Cloudlösung:
Die Software von IQMS – On-Premise EnterpriseIQ und Software-as-a-Service WebIQ – ist eine Komplettlösung für mittelständische Hersteller. Sie umfasst die Verwaltung des gesamten Ökosystems aus Engineering, Fertigung und Geschäftsbetrieb, indem sie die Prozesse für Auftragsbearbeitung, Planung, Produktion und Versand in Echtzeit digital miteinander verbindet. Mit der Integration der IQMS-Lösungen in die 3DExperience Plattform in der Cloud liefert Dassault Systèmes Herstellern ein System für den Betriebsablauf, das die Zusammenarbeit, die Fertigungseffizienz und die geschäftliche Agilität verbessern soll.
DelmiaWorks von Dassault Systèmes: Der erste CAD-Hersteller wagt sich ins ERP-Geschäft
IQMS selbst wurde im Jahr 1989 gegründet und entwickelte zunächst eine MES-Lösung, die mit der Zeit immer mehr ERP-Funktionalität hinzugewann. Die Kunden waren zunächst überwiegend im kunststoffverarbeitenden Gewerbe zu finden, inzwischen ist man breiter aufgestellt und auch in den Branchen Automotive, Medizintechnik, Consumer und Industrial vertreten. Ziel sind sogenannte Midmarket-Kunden mit 10-250 Mio. Dollar Umsatz.
Auch erwähnt wurde eine Zahl, dass etwa 60 Prozent der Firmen in diesem Bereich noch gar kein ERP-System haben – ich kann das zumindest in Deutschland nicht nachvollziehen, mir begegnet heute keine Firma ohne ERP mehr. Im Bereich MES könnte die Zahl eher der Wahrheit entsprechen. Auf der anderen Seite sind gerade in kleinen Unternehmen viele Klein- und Kleinst-ERP-Lösungen zu finden, so dass sich auch in Deutschland sicher ein interessantes Vertriebspotential ergibt.
Auf jeden Fall geht Dassault Systèmes mit dem Kauf von IQMS und dem Rebranding als DelmiaWorks einen mutigen, aber interessanten Schritt: ERP und MES sind die nächsten logischen Schritte, wenn man die Verbreitung der CAD-Lösungen aller Hersteller im Unternehmen analysiert. Trotzdem ist bisher kein anderer Hersteller den Weg gegangen, eigenes ERP anzubieten. Das liegt sicherlich auch an der Übermacht von SAP, ich kann mir aber vorstellen, dass Dassault hier eine Nische besetzt, in die die Großen nicht hineinkommen. Für SolidWorks und seine Anwender ist es auf jeden Fall eine gute Nachricht, dass man wieder eine nützliche und logische Erweiterung zu SolidWorks anbieten kann.
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