Es gibt ja die unglaublichsten Dinge, die gesammelt werden: Blechschilder, Porzellankatzen oder Kronkorken. Und anscheinend gibt es auch ERP-Sammler. Zumindest fügt die texanische Forterro ihrer bestehenden Sammlung von acht ERP-Systemen für kleine und mittlere Unternehmen nun den Karlsruher Anbieter Abas Software AG hinzu.
Abas wurde 1980 gegründet, ist bisher im Privatbesitz und stellt rund 4.000 mittelständischen Produktions- und Handelsunternehmen weltweit ein komplettes ERP-Portfolio zur Verfügung. Aktuell beschäftigt das Unternehmen 450 Angestellte am Hauptsitz in Deutschland. Die internationalen Aktivitäten laufen über Niederlassungen und Partnern in 27 Ländern.
Forterro ist ein Zusammenschluss internationaler ERP-Software-Firmen und vereinigt die Systeme Jeeves, Garp, BPSC, Sylob, Clipper, Silog, Helios und Proconcept unter einem Dach. Diese ERP- Lösungen sind jeweils auf spezielle geografischen oder vertikale Märkten spezialisiert – Jeeves ist in Schweden verbreitet, Sylob und Helios in Frankreich, Proconcept in der Schweiz. Clipper wendet sich an metallverarbeitende Betriebe, beispielsweise aus dem Behälterbau. Forterra wird von dem Venture Capital-Geber Battery Ventures unterstützt.
Die Akquisition folgt einer Reihe von strategischen Produktinitiativen und Management-Engagements bei Abas und soll den Ausbau des Cloud-Portfolios, eines größeren Ökosystems von Produkten rund um das Kern-ERP-Produkt sowie neuer Branchenlösungen aus der Cloud beschleunigen. Die Akquisition soll Abas die Möglichkeiten verleihen, seine Ökosysteme und seine internationale Präsenz weiter auszubauen und gleichzeitig die Markteinführungszeit neuer, verbesserter Produkte und Dienstleistungen zu verkürzen, indem Ressourcen, Fachwissen und das Kapital der neuen Gruppe und ihrer Schwesterunternehmen genutzt werden können.
„Abas ist unser Einstieg in Deutschland, Europas größten Fertigungsmarkt“
„Abas ist ein wichtiger strategischer Meilenstein für Forterro, da dies nicht nur unsere achte ERP-Software-Akquisition in Europa, sondern auch unseren Einstieg in Deutschland und somit in Europas größten Fertigungsmarkt, darstellt“, sagt Jeff Tognoni, CEO von Forterro. „Mit der Akquisition von Abas gewinnen wir ein starkes Produkt, eine etablierte Marke, einen großen und loyalen Kundenstamm sowie ein talentiertes Team von Produkt- und Marktexperten. All diese Qualitäten teilt Abas mit den bestehenden Beteiligungen von Forterro. Wir freuen uns sehr auf die enge Zusammenarbeit mit dem Abas-Team und darauf, die Position von Abas als international führender ERP-Anbieter für die Fertigungsindustrie auszubauen.“
Baris Ergun, CEO bei Abas erläutert: „Die Digitalisierung und das Internet der Dinge verändern die Geschäftsmodelle und auch viele Prozesse unserer Kunden auf beispiellos disruptive Weise. In den letzten zwei Jahren haben wir bereits die technologischen Grundlagen sowie das Ökosystem geschaffen, um dem steigenden Bedarf an IoT-fähigen Wertschöpfungsketten und zunehmender Mobilität der User gerecht zu werden. Die Vereinbarung mit Forterro wird uns befähigen, unsere neuen Angebote mehr Märkten zugänglich zu machen und gleichzeitig lokale Synergien mit anderen ERP-Anbietern der neuen Gruppe zu nutzen. Wir freuen uns darauf, ein Mitglied der Forterro-Familie zu werden.“
„Forterro ist der perfekte Partner für Abas. Wir teilen die Ansicht, dass lokale Anbieter die Anforderungen örtlicher Unternehmen am besten verstehen. Für unser Team, unsere Partner und Kunden in den lokalen Märkten, sind das tolle Nachrichten“, sagt Werner Strub, Mitgründer und langjähriger CEO von Abas.
Die Übernahme muss noch durch die entsprechenden Kartellämter genehmigt werden.
Ich bin gespannt. Ich sehe noch keinen klaren Vorteil darin, Teil eines Konglomerats voneinander unabhängiger Systemhäuser zu sein, die alle dasselbe Feld beackern und sich gleichzeitig auf bestimmte Regionen oder Branchen konzentrieren. Natürlich kann man voneinander lernen, aber wenn Abas beispielsweise wie oben gesagt seine internationale Präsenz in Frankreich verstärken will, trifft man dort auf drei Mitbewerber, die zur selben Unternehmensgruppe gehören.
Die Nachfolge war geklärt, Gründer Werner Strub hatte zum 1. Januar 2018 das operative Geschäft an Baris Ergun abgegeben. Auf der anderen Seite ist es sicher sinnvoll, eine solide finanzielle Basis im Hintergrund zu haben, um die Internationalisierung weiter voranzutreiben.