Heute vor 50 Jahren saßen Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins in ihrem Raumschiff und waren kurz davor, die Mond-Umlaufbahn zu erreichen. Am 21. Juli 1969 schrieben sie Geschichte, als Armstrong als erster Mensch den Mond betrat. Zur Feier des Jubiläums der Apollo 11-Mission und der ersten Mondlandung wurden Repliken von Armstrongs Raumanzug erstellt, bei deren Entstehung einige interessante Technologien zum Einsatz kamen, die auch in der Konstruktionsarbeit genutzt werden.
Es ist meine früheste Erinnerung: Wie mich mein Vater am 21. Juli 1969 aus dem Bett holte und wie ich als Vierjähriger morgens knapp vor 5 Uhr vor dem Fernseher miterlebte, wie der erste Mensch den Mond betrat. Ich bin meinen Eltern bis heute dankbar, dass sie mich damals schlaftrunken vor den Fernseher setzten. Im Rückblick dürfte dieser Moment einer der Wichtigsten in meinem Leben gewesen sein. Ich realisierte, dass der Mensch mit der richtigen Technik einfach alles erreichen kann – wobei ich das damals sicher nicht so formuliert hätte. So erklärt sich jedoch meine absolute Begeisterung für jede Art der Technik – und vor allem für die Raumfahrt.
Und so war ich elektrisiert, als ich heute in meiner Facebook-Timeline das Video von „Mythbuster“ Adam Savage fand (danke an Gregor Oswald Lütolf fürs Teilen), in dem er die Replikation des Raumanzugs meines Helden aus Kindertagen zeigt. Wo wir damals aus Pappkarton gefertigte Raumhelme trugen, ist es heute möglich, sogar Stoff so zu reproduzieren, dass optisch kein Unterschied besteht. In einer typisch US-amerikanischen Verbindung von Sport, Event und Wissenschaft feiert das Smithsonian National Air ans Space Museum die Mondlandung, indem eine 1:1-Replika des Raumanzugs in 15 Baseballstadien aufgestellt wird.
Gescannt, gedruckt, gegossen, koloriert:
15 Raumanzüge entstehen zum Mondlandungs-Jubiläum
Der echte Raumanzug ist nach so langer Zeit so ramponiert und vom Zerfall bedroht, dass er seit Jahren nicht mehr im Museum gezeigt wird. Das Smithsonian startete im Juli 2015 eine Kickstarter-Kampagne, um den Anzug zu restaurieren, die so erfolgreich war, dass zudem auch der Anzug von Alan Shepard, dem ersten US-Astronauten im All, restauriert werden konnte. Während dieser Restaurierung wurde der Anzug auch mit sehr hoher Auflösung 3D-gescannt.
In Adam Savages Video treffen wir einen alten Bekannten wieder, den 3D-Scanner Space Spider von Artec. Zudem wird ein Faro-Arm mit montierter FaroBlu Laser Line Probe gezeigt. Savage spricht von „verschiedenen Scantechnologien“, deren Output offensichtlich in Artec Studio zu einem extrem detaillierten Scanmodell mit einer Größe von 5,3 Gigabyte zusammengesetzt wird.
Auf Basis dieser Scandaten wurde dann auf einer Binder-Jetting-3D-Druckanlage von Voxeljet ein 16-teiliges Modell des Raumanzugs in Originalgröße gedruckt. Die Layerhöhe betrug 0,15 Millimeter, so dass sogar die Textur des Stoffs und die Nahtfäden originalgetreu wiedergegeben wurden. Dieses 3D-Modell wurde wiederum abgegossen und in der damit erstellten Form die 15 Repliken gegossen.
Am Ende stand eine aufwendige Handkolorierung, die sogar den am Original anhaftenden Mondstaub wiedergibt. So entstanden 15 wirklich kaum vom Original zu unterscheidende Repliken des Anzugs, der nach der Restaurierung pünktlich zum Jubiläum der Mondlandung auch wieder im Smithsonian zu sehen ist – oder steht vielleicht doch „nur“ eine der Replikas in der Vitrine?
Doch nun nach langer Vorrede hier endlich das Video: