Wenn man mit seinen Kindern darum kämpfen muss, wer als nächster ein Testgerät benutzen darf, dann kann es sich kaum um einen herkömmlichen Notebook-PC handeln. Tatsächlich hat mir HP mit dem HP ZBook Studio x360 G5 ein Convertible geschickt, eine Mischung aus Notebook und Tablet. Als Ergänzung dazu kam das HP Dreamcolor Z27x Studio Display mit, das ich im nächsten Blogartikel beschreiben werde. Ein wirklich farbenfrohes Gespann mit viel Power.
Notebooks haben inzwischen stark gegen die Konkurrenz durch leistungsstarke Android- und iOS-Tablets zu kämpfen. Viele Arbeiten, für die es bisher ein Notebook brauchte, lassen sich heute im Prinzip auf einem Tablet mit angeschlossener Tastatur erledigen. Seit Microsoft sein Office-Paket auch auf Android und iOS portiert hat, sollte ja eigentlich ein Großteil der täglichen Arbeit auf dem Tablet zu erledigen sein – oder?
Wer das einmal versucht hat, stellt schnell fest, dass es eben doch nicht das Gleiche ist. Nutzt man – wie ich – täglich die Office-Produkte auf dem PC, hat man fest eingefahrene Arbeitsmethoden, Tastaturkürzel und Abläufe fest im Blut. Mich macht die fehlende Maus verrückt, wenn ich unterwegs mal einen Artikel auf dem Tablet schreibe. Natürlich kann man auch mit dem Finger auf dem Bildschirm navigieren, aber versuchen Sie einmal, den Cursor mit dem Finger buchstabengenau zu platzieren, um einen Schreibfehler zu korrigieren.
Zudem gibt es eben viele Programme, die einen Windows-PC erfordern, beispielsweise die meisten CAD-Systeme. Und nicht zuletzt ist das Arbeiten auf mehreren Geräten – Tablet unterwegs, PC im Büro – ineffizient, viel besser ist die Kombination eines Mobilrechners mit festen Monitoren und Eingabegeräten im Büro.
Eine ganze Familie von Gerätetypen versucht, diese Problematik abzudecken, indem sie Notebooks mit Tablet-Eigenschaften ausstattet. Das kann ein Detachable-Rechner in Tabletform mit ansteckbarer Tastatur sein wie das HP ZBook X2, das ich hier getestet habe, oder eben ein Convertible, bei dem man den Bildschirm so weit nach hinten klappen kann, dass er am Boden des Tastaturteils anliegt und ein Tablet-ähnliches Gerät entsteht.
Mit dem ZBook Studio x360 bekam ich jetzt ein solches Convertible auf den Schreibtisch. Die Studio-Baureihe besteht aus dem sehr flachen ZBook Studio (Test hier) in herkömmlicher Baureihe und dem x360 und ist mit besonders farbfrohen Bildschirmen vor allem auf Profi-Anwender ausgerichtet, die neben hoher Leistung hohe Ansprüche an die Farbdarstellung haben. Das können Kreative aus dem Bereich Fotografie, Bildbearbeitung oder Film sein, aber auch CAD-Anwender, die beispielsweise auch Renderings erstellen oder eben farbechte Produktdesigns darstellen möchten.
Beim Zurückklappen des Bildschirms kommt die Tastatur auf die Unterseite des Pakets zu liegen. Diese und das Touchpad sollten sich also beim Wechsel in den Tablet-Modus automatisch abschalten, da man sonst ständig aus Versehen Tasten drückt. Bei meinem Testgerät mit neuem Windows 10 gelang dies nach dem Einspielen der passenden Treiber über die HP-Support-Software auf Anhieb. Mit dem Umklappen schaltet sich auch Windows 10 automatisch in den Tabletmodus, in dem alle Anwendungen im Vollbild laufen, ähnlich wie auf einem Android- oder iOS-Tablet.
Besonderen Spaß machte – gerade meinen Kindern – das Arbeiten mit dem beiliegenden und im Lieferumfang enthaltenen Stift. Dieser wird per Bluetooth gekoppelt und muss ab und zu über ein USB-C-Kabel, geladen werden. Die Drucksensitivität ist beispielsweise im Skizzenblock des Windows 10-Ink.-Bereichs sehr schön nutzbar. Die beiden seitlichen und die Taste am hinteren Ende lassen sich individuell mit unterschiedlichen Funktionen belegen.
Zurück an Papa mit dem Gerät, ernsthafter Test: Der Stift funktioniert auch in SolidWorks, mühelos lassen sich Skizzen zeichnen. Seit Version 2018 bietet das CAD-System nicht nur einen Stift-Skizziermodus, sondern auch einen Tablet Mode, in dem die Elemente der Benutzeroberfläche etwas auseinanderrücken – beispielsweise in der Menüleiste.
Zusätzlich wird eine Symbolleiste eingeblendet, die einige wichtige Werkzeuge bereitstellt, darunter eine Escape- und eine Löschtaste sowie ein Link zur Shortcut-Leiste. Wie im Text des X2 hakelt es etwas bei der Eingabe von Maßen, dafür werden „handgezitterte“ Linien und Bögen sauber in exakte Zeichenelemente umgewandelt. Für kleinere Skizzen, beispielsweise eine Aufnahme von Maßen vor Ort, ist der Skizzenmodus ideal.
Regelmäßige längere Arbeitssessions, bei denen das ZBook Studio x360 in der Hand gehalten wird, sollten zu einem spürbaren Muskelaufbau im Bizeps führen, denn der Rechner ist mit – je nach Ausstattung mindestens 2,26 Kilogramm kein Leichtgewicht. Hier zeigt sich der große Nachteil im Verhältnis zu „echten“ Tablets: Diese wiegen um die 500 Gramm und lassen sich damit wesentlich ermüdungsfreier halten.
Auf den ersten Blick scheint ein Detachable, bei dem man im Tabletmodus die Tastatur abnimmt, konsequenter und sinnvoller, die paar Tage mit dem ZBook Studio haben mich allerdings eines Besseren belehrt. Zwar ist das ZBook X2 ohne Tastatur „nur“ mindestens 1,65 Kilo schwer, mit Tastatur steigt das Gewicht auf „ab 2,17 Kilo“ (jeweils Herstellerangaben). Das ist jedoch auch schon deutlich zu schwer für unbeschwertes Arbeiten.
Der klare Nachteil des Detachable ist jedoch seine Gewichtsverteilung – das meiste Gewicht steckt im Bildschirmteil mit Rechner. Das wiederum führt dazu, dass das ZBook X2 wie seine Konkurrenten nicht von selbst steht, sondern über einen Winkel hinten am Gehäuse aufrecht gehalten wird, Das funktioniert auf dem Schoß gar nicht und oft nur bedingt. In der Bahn lässt die Kopflastigkeit das Detachable bedenklich wanken.
Das ZBook Studio x360 verhält sich hier wie ein herkömmliches Notebook. Detachables sind eine Kreuzung zwischen Notebook und Tablet, die weder im einen noch im anderen Zustand wirklich punkten können. Das x360 ist dagegen ein vollwertiges Notebook mit Sonderfunktion als Tablet.
Das Gehäuse begeistert sowohl optisch und technisch als auch haptisch. Das silbergraue Gehäuse wirkt wie aus einem einzigen Alublock gefräst und dürfte entsprechend hart im Nehmen sein. Verwinden oder Knarzen war jedenfalls nicht zu spüren. Auf den ersten Blick wirkt der kantige Look des ZBook Studio x360 nicht, als ob das Gerät beim Tragen gut in der Hand liegt, die Gummileisten auf der Unterseite geben den Fingern jedoch Halt und man kann das Gerät gut tragen. Optisch passt es eher zum ZBook X2 mit seinen gekappten Ecken als zum wesentlich rundlicher designten ZBook Studio.
Wie bei den ZBook üblich, steckt im ZBook Studio x360 High-End-Hardware, die flüssiges Arbeiten auch mit großen Modellen ermöglicht: Intel-Xeon-Prozessoren der 8. Generation mit vier oder sechs Kernen vom Core i5-8300H bis zum Xeon-E-2186M und Nvidia P1000-Grafikkarten. Standardmäßig sind 32GByte RAM und eine PCIe NVM-SSD mit 1 TByte verbaut, maximal passen 4TByte ins Gerät. Die erhältlichen Kombinationen finden sich im HP-Onlinestore oder beim Lieblings-IT-Dealer. Messwerte finden sich hier im Test bei den Kollegen von Notebookcheck.
Sehr schön finde ich, dass HP dem ZBook Studio x360 einen Steckplatz für ein WWAN-Modul spendiert hat, es nimmt also auch per Mobilfunknetz Kontakt mit dem Internet auf. Je zwei USB 3.0- und USB-C-/Thunderbolt-Anschlüsse, Combo-Audio sowie eine Mini-HDMI-Buchse bieten Anschlussmöglichkeiten. Zudem bietet das Gerät einen Kartenleser für SD-Karten in voller Größe. Tastatur und das große, tastenlose Touchpad lassen sich schön bedienen, als Sicherheitsfeature ist ein sehr gut funktionierender Fingerabdruckscanner eingebaut.
Ein echter Knaller ist das Display – zumindest das in meinem Testgerät verbaute: Ein 4K-Dreamcolor-Display mit Touch und entspiegelter Oberfläche. Die Bezeichnung steht bei HP für besonders leistungsstarke Displays mit großem Farbumfang. Und so präsentiert sich auch das Display des Testgeräts farbstark, sehr hell und alles in allem beeindruckend.
Mit dem HP ZBook Studio x360 bietet HP eine Alternative zu herkömmlichen ZBook-Rechnern für Anwender, die ab und zu einen Stift benutzen möchten. Im Gegensatz zum ZBook X2 bekommt der Käufer hier eine vollwertige Mobile Workstation in einem edlem Design, die auch als Tablet fungieren kann. Mit dem WWAN-Karten-Steckplatz und zwei PCIe-SSD-Steckplätzen bietet das Gerät Platz für individuelle Aufrüstungen. Wie von der Mobile Workstation-Serie gewohnt, ist das ZBook Studio x360 kein Schnäppchen, aber die hohe Qualität des aus Alu gefrästen Gehäuses und der anderen Komponenten entschädigen den Profinutzer und versprechen eine lange Nutzungsdauer.