Hexagon ist mal wieder auf Einkaufstour und hat die beiden britischen Unternehmen Romax Technology Limited und CAEfatigue Limited gekauft. Romax ist ein führender Anbieter von Computer Aided Engineering (CAE) Software für die elektromechanische Entwicklung und Simulation von Antriebssystemen. CAEfatigue entwickelt und vertreibt Simulationslösungen für die Lebensdauerberechnung, die das Design, die Qualität und Zuverlässigkeit von Produkten verbessern.
Ein stärkerer Fokus auf Energieeffizienz und ein steigender Trend zur Elektrifizierung bringen neue technische Herausforderungen mit sich, die einen verstärkten Einsatz von Simulationstools schon zu einem früheren Zeitpunkt im Entwicklungszyklus nötig machen. Romax Technology verfügt über 30 Jahre Erfahrung in der elektromechanischen Simulation und multiphysikalischen Designoptimierung.
Die cloudfähige MBSE (modellbasiertes Systems Engineering)-Plattform Romax Nexus deckt den gesamten Arbeitsablauf für Entwicklung, Simulation und Übergabe modernster, energieeffizienter Antriebs- und Energiesysteme ab; die Ingenieure können Hand in Hand das elektrische und mechanische Design gleichzeitig entwickeln. Es wird der Betrieb des Gesamtsystems simuliert – Motor, Getriebe, Lager und Gehäuse – und damit die Effizienz von Antriebssystemen in Autos, Luftfahrzeugen und Windkraftanlagen optimiert. So lässt sich beispielsweise die Batteriereichweite von Elektrofahrzeugen steigern.
„Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist der Kampf gegen den Klimawandel durch die Reduktion von Treibhausgasen. Mit der Akquisition von Romax Technology nehmen wir den Trend zur Elektrifizierung auf und bieten unseren Kunden integrierte Tools, mit denen Entwicklungsteams die nächste Generation energieeffizienter Elektrofahrzeuge hervorbringen können,” sagt der Präsident und CEO von Hexagon, Ola Rollén. „In der Auto- und Luftfahrtindustrie geht der Trend stark zu Elektroantrieben, und für Hexagon bieten sich dadurch neue Möglichkeiten in der Entwicklung erneuerbarer Energiesysteme.”
Romax Technology hat seinen Hauptsitz in Nottingham, Großbritannien, und beschäftigt weltweit etwa 240 Mitarbeiter, die über 250 Kunden in der Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt, Windenergie, Schiffbau, Lagerindustrie und Schienenfahrzeugbau betreuen. Die Firma wird als Teil der Hexagon Manufacturing Intelligence Division agieren. Der Abschluss der Transaktion unterliegt den üblichen behördlichen Genehmigungen. 2019 betrug der Umsatz 27 Millionen Euro.
Mit Hilfe der CAEfatigue-Tools lässt sich die Lebensdauer von Bauteilen und ganzen Produkten berechnen und analysieren. Industrieprodukte sind in ihrem Lebenszyklus einer Vielzahl von wiederkehrenden Spannungen ausgesetzt, die zur Materialermüdung führen können und damit zu Sicherheitsproblemen bis hin zum Versagen des Bauteils.
Das Fahrgestell eines Autos muss beispielsweise viele unterschiedliche dynamische Lasten aushalten – wie Fahrbahnunebenheiten, verschiedene Geschwindigkeiten und Manöver – und dies über Hunderttausende Fahrkilometer. Auch Rohrsysteme in Industrieanlagen ertragen dynamische Wechsel von Temperatur, Druck, Gewicht und anderen Lasten während einer langen Betriebsdauer. Mit der Ermüdungsberechnung von digitalen Zwillingen können Hersteller und Entwickler die Lebensdauer der Produkte vorhersagen und schon vor dem Produktionsstart die Qualität erhöhen.
Die Softwaresuite von CAEfatigue, darunter das Flaggschiffprodukt CAEfatigue Vibration, arbeitet im Frequenzbereich und kann damit das qualitative Systemverhalten schneller, exakter und intuitiver vorhersagen, als es mit der Berechnung im Zeitbereich möglich wäre. Die Lösungen von CAEfatigue werden von globalen Herstellern in verschiedenen Branchen eingesetzt, darunter Fahrzeugbau und Luftfahrtindustrie, und lassen sich mit führenden Programmen für die computergestützte Entwicklung (CAE) kombinieren.
„CAEfatigue bietet Lösungen zur Validierung von Konstruktionen und Herstellungsmethoden – von der Materialauswahl bis zur Fertigung – mit deren Hilfe schon in der Entwicklungsphase die Qualität und Lebensdauer verbessert werden können, bei gleichzeitiger Einsparung von Zeit, Kosten und Abfall,” sagt Ola Rollén. „Diese Technologien sind nicht nur eine wertvolle Ergänzung für unser Smart Factory Portfolio, sondern bereichern auch unser Portfolio an Smart Industrial Facility Lösungen, zu denen bereits ein führendes, von Kunden für Entwicklung und Betrieb von verfahrenstechnischen Anlagen genutztes Softwarepaket zur Spannungsberechnung von Rohrleitungen gehört.”
Das 2012 gegründete und in Großbritannien ansässige CAEfatigue-Team von international anerkannten Experten für die Lebensdauerberechnung wird als Teil der Hexagon Manufacturing Intelligence Division agieren. Die Akquisition hat keine wesentlichen Auswirkungen auf die Einnahmen von Hexagon.